Es sind zwei treue Brüder,
Die ziehn in den Streit hinaus,
Noch reden sie hin und wieder,
Da schmettert´s den einen danieder,
Der andere sieht´s mit Graus.

Der Bruder in seinem Blute
Erregt ihm bitteren Schmerz;
Daß ihn der Tod ereilte,
Bevor er den Kampf noch teilte,
Zerreißt ihm ganz das Herz.

Der Sterbende blickt freundlich
Noch einmal auf zu ihm,
Dann greift er, als wär´ er der alte,
Zur Büchse, die noch nicht knallte,
Drückt ab mit Ungestüm.

Nun bricht er wieder zusammen
Und lächelt, und ist tot. –
Der andre, als er sich wandte,
Sah einen Feind im Sande,
Des Kugel ihm gedroht.

Friedrich Hebbel

Zusätzliche Informationen

»Hebbels Werke in vier Bänden«, 1. Band, 1921

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deutscher Dichter und Lyriker
* 18.3. 1813 - Wesselburen/Dithmarschen
13.12. 1863 - Wien , Österreich
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