Einst wird die Weltposaune dröhnen,
Und mächtig aus des Engels Mund,
Ein lauter Donner wird es tönen:
"Du Erde, öffne deinen Schlund!"

Sie schüttelt träumend ihre Glieder,
Und alle Gräber tun sich auf
Und geben ihre Toten wieder,
Die kommen staunend Hauf zu Hauf.

Dann, wenn, den großen Spruch zu sprechen,
Der Ew´ge sich vom Stuhl erhebt,
Und stockend alle Herzen brechen,
Und Todesangst die Welt durchbebt.

Und laut erkracht des Himmels Krone –
Denn ringsum Schweigen fürchterlich –
Dann will ich steh´n vor seinem Throne
Und fragen: "Warum schufst du mich?"

Friedrich Theodor von Vischer

Zusätzliche Informationen

»Lyrische Gänge«, 1886
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