Dichter im Lorbeerkranz,
Betrogner Betrüger,
Wärmt dich dein Ruhmesglanz,
Macht er dich klüger?!
Deuten willst du das dämmernde Leben,
Im Herzen erlösen das träumende Streben?

Kannst du denn noch verstehen,
Was du selber gestern gedacht,
Kannst du noch einmal fühlen
Den Traum der letzten Nacht?
Wenn deine Seele weinet,
Weißt du denn auch warum?
Dir ahnt und dünkt und scheinet, -
Oh, bleibe lieber stumm.

Denn was dein Geist, von Glut durchzuckt, gebar,
Eh du´s gestaltet, ist´s schon nicht mehr wahr.
Es ward dir fremd, du kannst es nicht mehr halten,
Kennst nicht seine tötenden Gewalten:

Endlose Kreise
Ziehet das leise
Unsterbliche Wort,
Fort und fort.

Hugo von Hofmannsthal

Zusätzliche Informationen

aus »Sünde des Lebens«

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österreichischer Schriftsteller und Dramatiker, Lyriker, Librettist, Mitbegründer der Salzburger Festspiele
* 1.2. 1874 - Wien , Österreich
15.7. 1929 - Rodaun
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