Berechne jeden Tag, wie viel der Stunden duVerwendet hast auf Mittagsruh,Wie viel auf Schmauserei, wie vielAuf Tanz und SpielUnd auf Geschwätz, das nicht Gespräch gewesen ist,Und dann, o Mensch, zieh ab und sieh, wie alt du bist.
Unglaube, du bist so sehr ein Ungeheuer,Als Aberglaube, du!Für deinen Aftergott gehst du mit Schwert und FeuerAuf deine Feinde zu.Streckst sie zu Boden, trinkst ihr Blut aus ihrem Schädel,Wirst Märtyrer mit Prunk,Bist grausam, dumm und stolz, dünkst tapfer dich und edelBei deinem Schädeltrunk!Unglaube streitet nur mit Worten und wird müde;Dir, Ungeheuer, brenntDie ganze Seele! Dir ist nirgend Ruh und Friede,Krieg ist dein Element!
Hassen ist: Ins Herz den TodMit dem Atem ziehen, Sehn nur halb des Morgens Rot,Halb der Blumen Blühen!Lieben ist: Um sich herumGottes Welt verschönen,Leben im ElysiumUnter Freudentönen;Haben schon den Himmel hier,Heiter sehn im Trüben:Liebe Seele, wollen wirHassen oder Lieben?
Verdienst, das sich hervor, gesehn zu werden, drängt,Und das für jede That,Für Jedes Lohn begehrt und Gold und Band empfängt:Ist auch Verdienst, o Freund! und solches giebts die Menge.Das aber, welches still, wie Gott es thut,Aus wahrer Liebe, nicht zum Scheine;Das etwa zu sich selbst nur saget: das war gut! –Das ist das selt´ne.
Seht den jungen Bacchus an!Seht doch, wie er trinken kann!Seht, die Augen, die GebärdenSollen unsre Muster werden,Wenn die Gläser voll von WeinAug und Herz und Geist erfreun.Treue Brüder, laßt euch raten!Tut doch, was die Alten taten,Gebt Verdiensten ihren Lohn,Krönet diesen Bacchussohn,Daß die Tugend auf der ErdeLieblicher erkennet werde!Der noch keinen Trunk vermieden,Der sich selbst dazu beschieden,Den kein voller Römer schreckt,Dem der Wein am besten schmeckt,Brüder, der verdient zum LohneSeiner Tugend eine Krone!Brüder, seht den Bruder an,Wie der Bruder trinken kann!Ihn von allen BacchussöhnenMüssen wir zum König krönen!Brüder, König muß er sein,Seht, er schenkt schon wieder ein!
In den lauten NachtigallenLockt und schlägt und jauchzt die Liebe;In der Lerche unterm HimmelLobt und tiriliert die Liebe;In dem Enter auf dem WasserSchwimmt und schnattert nichts als Liebe;In den Schwalben unterm DacheZwitschert, baut und spricht die Liebe;In den Spatzen vor dem FensterLauscht und ruft und hüpft die Liebe;In dem Täuber, in der TaubeGirrt und lockt und lacht die Liebe;In den Tönen meiner LauteKlingt und lobt und scherzt die Liebe;In dem Kind auf meinem SchoßeHüpft und scherzt und singt die Liebe:Alles Wild in freiem Felde,Alle Vögel unterm Himmel,Haben Stimmen zu der Liebe;Alles scherzt und spricht vom Lieben;Soll ich denn davon nicht sprechen?
Liebe, weg! Du zankst dich nur,Bist nur immer eifersüchtig!Siehst nur immer nach der Uhr,Bist, wie ihre Stunden, flüchtig!Freundschaft, bleib’! Du zankst dich nicht,Bist nicht immer eifersüchtig!Siehst in’s helle Sonnenlicht,Bist nicht unstät, bist nicht flüchtig!Komm’ und sitz’ auf meinem Schooß,Herrsch’ in meinem kleinen Staate! –Wie werd’ ich die Liebe los?Rathe, liebe Freundschaft, rathe!
Rosen pflücke, Rosen blühn,morgen ist nicht heut!Keine Stunde laß entfliehn –flüchtig ist die Zeit!Trink und küsse! Sieh, es istheut Gelegenheit!Weißt du, wo du morgen bist?flüchtig ist die Zeit!Aufschub einer guten Tathat schon oft gereut!Hurtig leben ist mein Rat –flüchtig ist die Zeit!
Das Leben ist ein Traum!Wir schlüpfen in die Welt und schwebenMit jungem ZehnUnd frischem GaumAuf ihrem WehnUnd ihrem Schaum,Bis wir nicht mehr an Erde kleben:Und dann, was ist´s, was ist das Leben?Das Leben ist ein Traum!Das Leben ist ein Traum!Wir lieben, uns´re Herzen schlagen,Und Herz an HerzGeschmolzen kaum,Ist Lieb´ und ScherzEin lichter Schaum,Ist hingeschwunden, weggetragen!Was ist das Leben? hör´ ich fragen:Das Leben ist ein Traum!Das Leben ist ein Traum!Wir denken, zweifeln, werden Weise;Wir theilen einIn Art und Raum,In Licht und Schein,In Kraut und Baum,Studiren und gewinnen Preise;Dann, nah´ am Grabe, sagen Greise:Das Leben ist ein Traum!
Als blöde Nymphen einst Cytherens SohnAus Furcht vor seinen Waffen flohn,Da warf der kleine Gott in Eil Den Bogen weg, lief ohne PfeilUnd ohne Kleid, in nackender Gestalt,Den blöden Nymphen nach in einen Myrthenwald!Und als die Nymphen da den Knaben ohne WaffenUnd nackend sitzen sahn,Nicht fürchteten, ihn anzugaffen,Nicht scheuten, ihm zu nahn,Da rief aus einem Busch Diana: "Nymphen, wißt:Er ist gefährlicher, je nackender er ist!"