Die Wunde brennt, die bleichen Lippen beben.Ich fühl´s an meines Herzens matterm Schlage,hier steh ich an den Marken meiner Tage.Gott, wie du willst! Dir hab ich mich ergeben.Viel gold´ne Bilder sah ich um mich schweben;Das schöne Traumbild wird zur Totenklage.Mut! Mut! – Was ich so treu im Herzen trage,Das muß ja doch dort ewig mit mir leben.Und was ich hier als Heiligtum erkannte,Wofür ich rasch und jugendlich entbrannte,Ob ich´s nun Freiheit, ob ich´s Liebe nannte:Als lichten Seraph seh ich´s vor mir stehen;Und wie die Sinne langsam mir vergehen,Trägt mich ein Hauch zu morgenroten Höhen.
Ich bin bei englischem Rindfleisch erzogenUnd habe bei englischem Biere studiert.Der Herr General war mir gewogen;Drum ward ich zum Feldprediger avanciert.Denn der Mensch muß etwas versuchen und wagen;Drum sitz´ ich hier auf dem Bagagewagen.Bin in Portugal nun SoldatenpastorUnd predige über Ach und WehUnd warne vor Trunkenheit und Laster,Die reuige, aber besoffene Armee,Pfleg´ aufs beste die Kehl´ und den MagenUnd sitze hier auf dem Bagagewagen.Gestern war eine große Bataille;Es kam zu einer blutigen Schlacht.Wir fochten alle en canaille;Ich hätt´ es kaum als möglich gedacht.Der Franzose ward aufs Haupt geschlagen,Und ich saß auf dem Bagagewagen.Es ward schrecklich viel Blut vergossenIch kam in den größten Embarras.Die Feinde hatten einen Bock geschossenUnd wir, wir schossen Viktoria.Der gehört zu meinen glorreichsten Tagen;Und ich saß auf dem Bagagewagen.Ich sehe schon die Haufen Gedichte,Die man uns Helden wird billig weihn.Wir glänzen ewig in der GeschichteUnd ziehn in die Unsterblichkeit ein,Und von mir auch wird man singen und sagen:"Ja, der saß auf dem Bagagewagen!"
Einst vom Schlummer überwältigtLag ich auf der weichen Matte,Und im Traume nahte Phöbos,In der Hand die Leier haltend.Golden wiegten sich die LockenAuf der hohen Götterstirne,Und, den Feuerblick des AugesSeiner Sonne zugewendet,Griff er mutig in die Saiten.Da umrauschten HarmonienHimmlisch meine trunknen Sinne,Und das Lied des GötterjünglingsStrömte feurig durch die Glieder.Plötzlich aber schwang der SängerAuf sich von der stolzen Erde,Und, den goldnen Sternen näher,Schwand das hohe Lied des Gottes,Immer leise, immer leiser,Bis das Element des EinklangsSich in süßes Wehn verwandelt.Da erwacht´ ich, und, ApollosLiede noch begierig lauschend,Griff ich hastig nach der Leier,Um den Nachhall meines HerzensAuszuatmen in der SaitenSüß berauschendem Getöne.Doch ich suchte nur vergebensNach der Harmonie des Gottes,Und der Saiten stimmte keineMit dem himmlisch reinen Liede,Das mir tief im Herzen wogte.Finster starrt´ ich in die LüfteUnd verwünschte meine Leier.Plötzlich aber weckten KüsseMich aus meinen düstern Träumen.Leis´ war Chloris hergeschlichenUnd verscheuchte schnell den UnmutDurch das süße Spiel der Liebe.Ach, und jetzt in ihren Armen,Ihr am liebewarmen Busen,Strömte mir ein neues Leben,Neue Kraft durch alle Glieder,Und der Liebe süß´ster EinklangWogte mir im trunknen HerzenSchöner, heiliger und reinerAls das Lied des Götterjünglings.
Der geplagte BräutigamIm ganze Dorfe gehts Gerücht,Dass ich um Greten freie;Sie aber läßt das Tändeln nicht,Die Falsche, Ungetreue! -Denn Nachbar Kunzens langer HansFührt alle Sonntag sie zum TanzUnd kommt mir ins Gehege -Man überlege!Auf künft´ge Ostern wirds ein Jahr,Da faßt ich mich in Kürze -Und kauft ihr [das Ding war rar]Ein Band zur neuen Schürze;Und an dem zweiten Feiertag,Just mit dem neunten Glockenschlag,Bracht ich ihr mein Geschenke -Man denke!Ich hatte nämlich räsoniertDen Tag vorher beim Biere:Wenn ich sie, mit dem Band geziert,Zum Abendtanze führe,So sag ich alles lang und breitUnd breche die GelegenheitIm Fall der Not vom Zaune -Man staune!Drauf hatt ich mich schön angetan,Als gings zum Hochzeitsfeste!Ich zog die neuen Stiefeln anUnd meines Vaters Weste;Doch als ich kam vor Gretens Haus,War auch der Vogel schon hinausMit Hansen in die Schenke -Man denke!Das fasste mich wie Feuerbrand,Der Zunder musste fangen;Da kam, um seinen Hut mein Band,Der Musjoe Hans gegangen;Nun sprüht ich erst in voller Wut,Er wurde grob - und kurz und gutIch kriegte derbe Schläge -Man überlege!Den Tag darauf an Gretens TuerLauscht ich als Ehrenwächter.Da schallte aus dem Garten mirEin gellendes Gelächter.und als ich habe hingeschaut,Da saß denn meine schöe BrautMit Hansen hinterm Zaune -Man staune!Das fuhr mir arg durch meinen Sinn,Das Wort blieb in der Kehle;Des andern Morgens ging ich hinUnd hielt ihrs vor die Seele;Und sagt ihrs endlich grad heraus:- Hör, Grete, mach mirs nicht zu kraus,Sonst geh ich meiner Wege! -Man überlege!Da lachte sie mir ins GesichtUnd kehrte mir den Rücken.Ja, wenn der Hans den Hals nicht bricht,So reiss ich ihn in Stücken!Sonst bringt sie es gewiß so weit,Daß ich mich noch bei guter ZeitIm nächsten Teich ertränke! -Man denke!
Es blinken drei freundliche SterneIns Dunkel des Lebens herein;Die Sterne, die funkeln so traulich,Sie heißen: Lied, Liebe und Wein. Es lebt in der Stimme des LiedesEin treues, mitfühlendes Herz;Im Liede verjüngt sich die Freude,Im Liede verweht sich der Schmerz. Der Wein ist der Stimme des LiedesZum freudigen Wunder geselltUnd malt sich mit glühenden StrahlenZum ewigen Frühling der Welt. Doch schimmert mit freudigem WinkenDer dritte Stern erst herein,Dann klingt´s in der Seele wie Lieder,Dann glüht es im Herzen wie Wein. Drum blickt denn, ihr herzigen Sterne,In unsre Brust auch herein!Es begleite durch Leben und SterbenUns Lied und Liebe und Wein! Und Wein und Lieder und Liebe,Sie schmücken die festliche Nacht!Drum leb´, wer das Küssen und LiebenUnd Trinken und Singen erdacht!
Morgenduft!Frühlingsluft!Glühend Leben,Mutige Lust,Freudiges StrebenIn freudiger Brust!Hinauf, hinaufAuf der lichten BahnDem Frühling entgegen!Auf allen FlurenDer Liebe Spuren,Der Liebe Segen.WälderwärtsZieht mich mein Herz,Begaus, Bergein,Frei in die Welt hinein,Durch des Tages Glut,Durch nächtlich Grausen.JugendmutWill nicht weilen und hausen.Wie alle Kräfte gewaltig sich regen,Mit heißer Sehnsucht spät und früh,Dem ewigen Morgen der Liebe entgegen,Entgegen dem Frühling der Phantasie!
Kennst du der Sehnsucht SchmerzenTief im Herzen?Ein glühend Verlangen,Ein ewiges Bangen,Ein ewiges Streben!Wie Qual und LustSo still in der BrustMit tiefem BebenSich innig verweben!Weit in die Ferne,Himmelwärts,In den Kreis der SterneSehnt sich das Herz.Ein schöner MorgenBricht glühend heran;Doch der Liebe SorgenZerstören den Wahn.Ach, dass es doch bliebe,Dies Paradies!Der Wahn der LiebeIst gar so süß.Es ist der Gottheit lebendiger Strahl,Und das Leben entflieht mit dem Ideal.