Einst vom Schlummer überwältigtLag ich auf der weichen Matte,Und im Traume nahte Phöbos,In der Hand die Leier haltend.Golden wiegten sich die LockenAuf der hohen Götterstirne,Und, den Feuerblick des AugesSeiner Sonne zugewendet,Griff er mutig in die Saiten.Da umrauschten HarmonienHimmlisch meine trunknen Sinne,Und das Lied des GötterjünglingsStrömte feurig durch die Glieder.Plötzlich aber schwang der SängerAuf sich von der stolzen Erde,Und, den goldnen Sternen näher,Schwand das hohe Lied des Gottes,Immer leise, immer leiser,Bis das Element des EinklangsSich in süßes Wehn verwandelt.Da erwacht´ ich, und, ApollosLiede noch begierig lauschend,Griff ich hastig nach der Leier,Um den Nachhall meines HerzensAuszuatmen in der SaitenSüß berauschendem Getöne.Doch ich suchte nur vergebensNach der Harmonie des Gottes,Und der Saiten stimmte keineMit dem himmlisch reinen Liede,Das mir tief im Herzen wogte.Finster starrt´ ich in die LüfteUnd verwünschte meine Leier.Plötzlich aber weckten KüsseMich aus meinen düstern Träumen.Leis´ war Chloris hergeschlichenUnd verscheuchte schnell den UnmutDurch das süße Spiel der Liebe.Ach, und jetzt in ihren Armen,Ihr am liebewarmen Busen,Strömte mir ein neues Leben,Neue Kraft durch alle Glieder,Und der Liebe süß´ster EinklangWogte mir im trunknen HerzenSchöner, heiliger und reinerAls das Lied des Götterjünglings.
Die Wunde brennt, die bleichen Lippen beben.Ich fühl´s an meines Herzens matterm Schlage,hier steh ich an den Marken meiner Tage.Gott, wie du willst! Dir hab ich mich ergeben.Viel gold´ne Bilder sah ich um mich schweben;Das schöne Traumbild wird zur Totenklage.Mut! Mut! – Was ich so treu im Herzen trage,Das muß ja doch dort ewig mit mir leben.Und was ich hier als Heiligtum erkannte,Wofür ich rasch und jugendlich entbrannte,Ob ich´s nun Freiheit, ob ich´s Liebe nannte:Als lichten Seraph seh ich´s vor mir stehen;Und wie die Sinne langsam mir vergehen,Trägt mich ein Hauch zu morgenroten Höhen.
Kennst du der Sehnsucht SchmerzenTief im Herzen?Ein glühend Verlangen,Ein ewiges Bangen,Ein ewiges Streben!Wie Qual und LustSo still in der BrustMit tiefem BebenSich innig verweben!Weit in die Ferne,Himmelwärts,In den Kreis der SterneSehnt sich das Herz.Ein schöner MorgenBricht glühend heran;Doch der Liebe SorgenZerstören den Wahn.Ach, dass es doch bliebe,Dies Paradies!Der Wahn der LiebeIst gar so süß.Es ist der Gottheit lebendiger Strahl,Und das Leben entflieht mit dem Ideal.
Auf schnellem Fittig ist die Zeit verschwundenUnwiederbringlich! – Nur Erinn´rung lebt,Ein schöner Traum, von Nebeldunst umwebt,ein heiliges Vermächtnis jener Stunden.Heil mir, daß ich der Tage Glück empfunden,Daß kühn mein Herz zu stolzen Höhen strebt.Dein Bild ist´s, das so freundlich mich umschwebt.Ach! wär´ ich frei und wär´ ich nicht gebunden!Du strahlst mir in des Aufgangs Rosengluten,Ich sehe dich im Sternensaal der Nacht,Dich spiegeln mir des Teiches Silberfluten,Dich zaubert mir des Frühlings reiche Pracht,Sanft murmelt´s mir im klaren Wasserfall,Und deinen Namen ruft der Widerhall.
Liebe führt durch Nacht und DunkelUns zur höchsten Erdenlust,Liebe löst und Liebe bindet,Liebe sucht und Liebe findetIhren Weg zu jeder Brust.Was die Herzen feindlich trennte,Trotzt vergeblich ihrer Macht;Und es schmücken öde FlurenHerrlich sie auf ihren SpurenMit erneuter Frühlingspracht,Und so mag sie freundlich walten,Lieblich ihre Myrte blühn!Wo sich einst zu schönen StundenReine Seelen fest verbunden,Bleibt sie ewig jung und grün.