Ich liebe die deutsche Gründlichkeit,
Sie kann keinen Apfel essen,
Sie wisse denn, von welchem Baum
Sein Urkern fiel vordessen.

Sie denkt und denkt, doch bis sie sich
Das tiefe Wissen erworben –
Die Äpfel sind verfault seit lang,
Die Menschen sind gestorben.

"Doch" – spricht sie – "es ist besser so,
Daß die Schweine die Äpfel fressen,
Als daß wir sie selbst ohne Vorbedacht
Und ohne Nachbedacht essen.

Jetzt können wir unsern deutschen Schmerz
Doch klagen, und das ist lyrisch;
Doch zu genießen so gradezu,
So ohne Vernunft, ist tierisch."

Schad ists, daß Adam kein Deutscher war,
Er hätte solang nicht gebissen
Bis er die Zähne verloren hätt –
Wir würden von Not nichts wissen.

Drum lieb ich die deutsche Gründlichkeit,
Die leider zu spät geboren;
Hat sie zu kurze Beine auch,
So hat sie doch lange Ohren.

Ludwig Pfau
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