Von den Tannen träufelt Märchenduft;Leise Weihnachtsglocken sind erklungen –Blinkend fährt mein Hammer durch die Luft;Denn ein Spielzeug zimmr´ ich meinem Jungen.Graue Wolken kämpfen fernen Kampf;Blau darüber strahlt ein harter Himmel.Durch die Nüstern stößt den weißen DampfVor der Tür des Nachbars breiter Schimmel.Kommt Herr Doktor Schlapprian daher,Zigaretten- und Absinthvertilger!Voll erhab´nen Hohns lächelt er,Hirn- und lendenlahmer Abwärtspilger.Spöttisch grüßend schlendert er dahinUnd – verachtet mich, den blöden Gimpel,Der gefügig spannt den dumpfen SinnIn die Enge, ein »Familiensimpel«. –Rote Sonne überm Schneegefild:Und das weite Feld ein Sterngewimmel!Und ins Auge spann ich euer Bild,Wundererde – unerforschter Himmel.Und den frischen, kalten, klaren TagSaug´ ich ein mit gierig starken Lungen –Pfeifend trifft mein Hammer Schlag um Schlag,Und ein Spielzeug zimmr´ ich meinem Jungen.
Wie heimlich glüht ein Bildaus langer Dämm´rung:Ein Sommerabend war´sIm Heimatdorfe;Noch lag ein SonnenhauchAuf Dach und Giebeln,Und hell stand schon der MondIn leerer Straße.Der Nachbar sprach ein WortVon Tau und Regen,Er sprach zu seinem WeibDrin in der Kammer;Er zog das Fenster an,Es klang der Riegel;Ein erstes Sternlein tratAus lichtem Dunkel.Aus fernen Gärten klangEin Mädchenlachen;Ein letzter Nachhall dannUnd letzte Stille.Und all die SommerweltGing wie ein AtemGeruhig ein und ausDurch meine Lippen. –Nun weiß ich´s, da mein HaarBeginnt zu bleichen:Was damals ich geatmet, warDas Glück.
Ich hebe meine GeigeGanz heimlich unters KinnUnd zieh´ mit leisem BogenGanz heimlich drüber hin.Da hebt mein blondes DirndleinDen Fuß zum Tanzeschritt.Der Braunen lichtes StimmleinSingt schon die Weise mit.Die Jüngste wiegt ihr Püppchen:»Marie Maruschka-ka« –Mit großen dunklen AugenSitzt stumm mein Bube da.Er kennt vor unserm FensterDen alten Weidenbaum.wiegt auf dem höchsten WipfelIm Winde sich sein Traum?Mein Sohn, in meinen TönenHörst du der Winde Tanz?Mein Sohn, in meinen TönenSiehst du der Wolke Glanz?Mein Sohn, ich bin ein König,Willst du mein Erbe sein?Du wirst im SonnenpurpurEin Fürst der Ferne sein.Ich hab´ ein Schloß voll SchimmerAn einem fernen Meer –Heb´ ich ans Kinn die Geige,Kommt Gruß und Glück daher.
Herr Luchs spricht keinem Menschennach dem Mund,und doch gelang es ihm,so hoch zu steigen?Ja, denn der Schalk verstehtdie fein´re Kunst,den großen Herrennach dem Mund zu schweigen.
»Wann endlich«, dacht´ ich, »sinnlos-blödes Spiel,Wirst du dich enden? Auf und ab und aufWiegt seit Äonen sich die Lebensschaukel;Auf einer Seite staunend sitzt das Leben,Und auf der andern grinsend wippt der Tod –Und auf und ab, stumpfsinnig, wird die WippeDurch Ewigkeiten gehn. Wo lebt der Gott,Den dieses grause Einerlei vergnügt?Der ärmste Menschengeist, er hätte längstVoll Überdruß und Ekel dieses SpielzeugZertrümmert –!«
Auf dem Baum vor meinem FensterSaß im rauhen WinterhauchEine Drossel, und ich fragte:»Warum wanderst du nicht auch?Warum bleibst du, wenn die StürmeBrausen über Flur und Feld,Da dir winkt im fernen SüdenEine sonnenschöne Welt?«Antwort gab sie leisen Tones:»Weil ich nicht wie andre bin, die mit Zeiten und GeschickenWechseln ihren leichten Sinn.Die da wandern nach der SonneRuhelos von Land zu Land,Haben nie das stille LeuchtenIn der eignen Brust gekannt.Mir erglüht´s mit ew´gem Strahle– Ob auch Nacht auf Erden zieht –,sing´ ich unter FlockenschauernEinsam ein erträumtes Lied.Wundersamer Trost der Schmerzen!Doch nur jene kennen ihn,Die in Nacht und Sturm beharrenUnd vor keinem Winter fliehn.Dir auch leuchtet hell das Auge;Deine Wange zwar ist bleich;Doch es schaut der Blick nach innenIn das ew´ge Sonnenreich.Laß uns hier gemeinsam wohnen,Und ein Lied von Zeit zu ZeitSingen wir von dürrem AsteJenem Glanz der Ewigkeit.«