Von den Tannen träufelt Märchenduft;Leise Weihnachtsglocken sind erklungen –Blinkend fährt mein Hammer durch die Luft;Denn ein Spielzeug zimmr´ ich meinem Jungen.Graue Wolken kämpfen fernen Kampf;Blau darüber strahlt ein harter Himmel.Durch die Nüstern stößt den weißen DampfVor der Tür des Nachbars breiter Schimmel.Kommt Herr Doktor Schlapprian daher,Zigaretten- und Absinthvertilger!Voll erhab´nen Hohns lächelt er,Hirn- und lendenlahmer Abwärtspilger.Spöttisch grüßend schlendert er dahinUnd – verachtet mich, den blöden Gimpel,Der gefügig spannt den dumpfen SinnIn die Enge, ein »Familiensimpel«. –Rote Sonne überm Schneegefild:Und das weite Feld ein Sterngewimmel!Und ins Auge spann ich euer Bild,Wundererde – unerforschter Himmel.Und den frischen, kalten, klaren TagSaug´ ich ein mit gierig starken Lungen –Pfeifend trifft mein Hammer Schlag um Schlag,Und ein Spielzeug zimmr´ ich meinem Jungen.
Lehnst an meine Schulter duSanft dein Haupt mit Schweigen,Spiel ich dir ein altes LiedAuf der alten Geigen.Und die Seele, mild gerührtOb dem süßen Klingen,Fliegt zum hellen AbendrotAuf der Hoffnung Schwingen.Und im Auge dir und mirGlänzt die stille Frage:Bleiben Lieb’ und SeligkeitBei uns alle Tage?Wenn die Rosen sind verblüht,Wenn die Saiten sprangen,Wird ob unserm Haupte dannSo der Himmel prangen? –Stumm noch lauschst du meinem Lied,Ob ich schon geendet;In die Weite traumeshellIst dein Blick gewendet.
Fordre nicht, daß ich mit Worten sageWas mich quält und peinigt jeden Tag!Müde bin ich, daß ich keine WorteAuch von deinen Lippen hören mag.Menschen haben mir so viel mit WeisheitUnd mit leerem Troste zugesetzt,Daß vor ihrer wortbehenden LiebeWahrlich sich mein scheues Ohr entsetzt.Laß du mich in deine weichen HändeStumm vergraben Stirn und Wangen nur;Dann empfind´ ich schauernd deine LiebeWie den leisen Odem der Natur.Und zu dir zieht mich dieselbe LockungEwigen Friedens, der ich oft gelauscht,Die aus Quellen flüstert und aus BlumenUnd von hohen, heil´gen Bäumen rauscht.
Wie heimlich glüht ein Bildaus langer Dämm´rung:Ein Sommerabend war´sIm Heimatdorfe;Noch lag ein SonnenhauchAuf Dach und Giebeln,Und hell stand schon der MondIn leerer Straße.Der Nachbar sprach ein WortVon Tau und Regen,Er sprach zu seinem WeibDrin in der Kammer;Er zog das Fenster an,Es klang der Riegel;Ein erstes Sternlein tratAus lichtem Dunkel.Aus fernen Gärten klangEin Mädchenlachen;Ein letzter Nachhall dannUnd letzte Stille.Und all die SommerweltGing wie ein AtemGeruhig ein und ausDurch meine Lippen. –Nun weiß ich´s, da mein HaarBeginnt zu bleichen:Was damals ich geatmet, warDas Glück.
Betrat´st du je ein HausMit hoffendem VerlangenUnd bist von dannen draufGesenkten Blicks gegangen,Um eine Hoffnung ärmer?Wie anders schien die WeltAuf deinem ersten Gange,Als da du kehrst zurückMit sorgenbleicher Wange,Um eine Hoffnung ärmer!Wie bohren sich ins HirnDie heißen Sonnenstrahlen!Wie bebt das kranke HerzIn wilden Fieberqualen,Um eine Hoffnung ärmer!Zerreißend dringt ins OhrDer Straßen Lärmgewühle –Ach, daß du könntest ruh´n,Das Haupt auf weichem Pfühle –Um eine Hoffnung ärmer!Ach, daß das schwere HerzDer Tränen sich entlüde!Geduld! Noch kurzen Weg! –Wie wandelst du so müde,Um eine Hoffnung ärmer!Da endlich winkt das Heim ...Wohin sollst du dich wenden?Aus allen Winkeln raunt´sUnd von den düstern Wänden:»Um eine Hoffnung ärmer!«
Schon trat aus ferner, tannendunkler PforteDer Schlaf hervor.Schon raunte mir die ersten, leisen WorteDer Traum ins Ohr.Da klang von nahen ZweigenEin tiefer Freudenschall,Und klang getrost und stark durch Nacht und Schweigen.In meinen Traum sang eine Nachtigall.Ich ritt durch flimmerdunkle WaldesräumeIm Traum, im Traum.Nur fern, o fern, durch mitternächt´ge BäumeEin lichter Saum.Doch horch: von jenen RötenEin süß geheimer Hall,Ein weiches, tiefes, morgenstilles Flöten.In meinen Traum sang eine Nachtigall.Nun weiß ich auch, daß mir dieselbe StimmeVon je erklangUnd mir das Herz im Kampf und LeidensgrimmeVoll Hoffnung sang.Ein Land des Lichtes träumenWir armen Seelen all!Ich aber höre Klang aus jenen Räumen.In meinen Traum singt eine Nachtigall.