Hielte die Jugend immer Maß Und verstünden die Philister Spaß, Geriet´ in jedem Jahre der Wein, Oder tät´s Gold vom Himmel schnei´n; Wären die Weiber durch die Bank Schön und gefällig und ohne Wank; Gäb´s vor der Wahrheit keine Scheu, Und keine Torheit und keine Reu; Könnte man fürder ungeprellt Über Tag und Herz und Willen schalten, Wär´s in so hochvollkomm´ner Welt Nicht länger auszuhalten!
Die Liebe ist ein Blüthesegen,Der heilig in der Seele ruht,Ein Röslein nicht, das von den WegenMan pflückt für seinen Wanderhut.Wenn ihr der Seelen Mai gehütet,Beklagt ihr nicht der Träume Flucht,Die Knospe, der ihr einst erglühtet,Prangt als lebend´ge Lebensfrucht.
Wohl wahr, daß uralt alles Klagen,Daß allen Jammer, jede Noth,Schon sonst ein Menschenherz getragenSolang das Leben führt zum Tod.Doch immer neu wird all sein Ringen,Mit dem er durch die Zeiten geht,Der Mensch in jener Sprache singen,In der die Menschheit sich versteht.
Bist du schön? Ich kann´s nicht sagen,Doch der reinsten Schönheit LichtWill so leuchtend mir nicht tagen,Als dein liebes Angesicht.Mit der Anmuth HuldgeschenkenHebst in unbekannter MachtDu zur Schönheit all mein Denken,Hab´ ich auch nur dich gedacht.
Leeres Reden, Kommen, Gehen,Schales Lächeln, Lachen auch,Alles mußtest du verstehen,Heuchelnd nach des Tages Brauch! Unergründet muß es bleiben,Glatt und trügrisch wie die Welt,Wenn dein Wesen ihrem TreibenWiderwillig ward gesellt.Dein erst, wenn der Tag zerstoben,Ist, was dir die Seel´ umfaßt,Dein des Glücks, der Schmerzen Toben,Dein geliebter Sorgen Last.
Und kommt die Nacht verschwiegen, Gehab dich wohl, mein Knab´; Viel weiße Rosen wiegen Sich über meinem Grab. Frau Nachtigall im Hagen Singt durch den stillen Raum Ihr Lied aus alten Tagen, Ich hör´s als wie im Traum. Mein Liebster kommt gar leise Und pflückt am Dorngeheg Den Strauß für die Reise. Gott schütze seinen Weg!
Weißt du noch, wie ich am FelsenBei den Veilchen dich belauschte,Weißt du noch den Fliederstrauch,Wo der Strom vorüberrauschte?Weißt du noch den Bergespfad,Wo ich um den Strauß dich bat,Weißt du noch?Ach, es war ein süßes Bild,Als du da errötend standest,Und zur Erde all´ die BlumenFielen, die zum Strauß du wandest, Deine kleine, liebe HandSpielte mit dem blauen Band,Weißt du noch?Und es sahen Fels und StromDein Erröten und dein Beben,Sahen auch den ersten Kuß,Halb genommen, halb gegeben!Und des Himmels goldner StrahlÜberflog Gebirg und Thal,Weißt du noch?
Neuer Frühling ist gekommen, Neues Laub und Sonnenschein, Jedes Ohr hat ihn vernommen, Jedes Auge saugt ihn ein. Und das ist ein Blühn und Sprießen, Waldesduften, Quellenfließen, Und die Brust wird wieder weit, Frühling, Frühling, goldne Zeit! Von dem Felsen in die Weite Fliege hin, mein Frühlingssang, Ueber Ströme und Gebreite, Durch Gebirg und Blüthenhang! Darf nicht wandern, muß ja bleiben Ob´s mich ziehn auch will und treiben, Doch so weit mein Himmel blau´t Singen, singen will ich laut! Wie die Welt auch wechselnd gehe, Wie das Schicksal auch mich treibt, Komme Glück und komme Wehe, Wenn nur Eines mir verbleibt: Fester Muth der freien Seele Und die freud´ge Liederkehle,Lebenslust und Lebensdrang, Goldnes Leben im Gesang!
Wenn du geliebt, wenn du gehofft,Wenn du gestrebt, gerungen,Wenn du mit starkem Willen oftDein blutend Herz bezwungen:Dann fühlst du, wie zu vollem WertErwacht dein ganzes Leben,Denn jeder Schmerz, der dich beschwertWird dich nur höher heben.Dein Glück, es ist so selten echt,Und wird dich doch betören:Der Schmerz verleiht dir erst ein Recht,Dem Leben zu gehören.Ob du umfingst in JugendluftDie Welt mit Liebesarmen,Es lehrt dich Leid erst und VerlustEin heiligstes Erbarmen.
Wenn die ersten Veilchen blühnIst die Rosenzeit nicht fern.Mädchenwangen rosig glühn,Trifft sie ein geliebter Stern.Scheitert an der Blicke KlippenNicht der Mund, zu bittrem Leid,Von den Augen zu den LippenIst es dann nicht allzuweit.