Viel hier lehren die Trümmer doch eins,was nirgends gelehrt wird,selten im Leben und nie spricht manin Schulen davon:Ganz sein. Wenn du es einmal warst,so mögen Barbarentrümmern und bröckeln an dir:deine Gestalt – sie besteht.
Verzogen,Verflogen,Alle Vögel aus dem Nest!Nur die Mauern,Sie dauern,Überdauern die Gäst´.Junge Zeiten,Sie schreitenWie Geister vorbei.Wo ist nun gebliebenDas Lachen, das Lieben?Blieb keines dir treu?Von weitenDa läutenDie Glocken wie einst.Alter Träumer, entrinne,Daß am Fenster die SpinneNicht sieht, wie du weinst!
Hab Erbarmen! hab Erbarmen,Um mich selbst bin ich gebracht,Wenn du winkest mit den ArmenDurch die Ferne, durch die Nacht.Lösch, o lösch die kleine Kerze,Die mir dieses Nackens PrachtNur enthüllt zu meinem SchmerzeDurch die Ferne, durch die Nacht!Deine Stimme laß ertönen,Denn sie dringt heran mit Macht,Als umarmte mich dein SehnenDurch die Ferne, durch die Nacht!
Still und hell ist mein Gemüt, Wie im Herbst ein Sonnentag, Und doch fühl´ ich, daß im Innern Wie durch Lenzes Zauberschlag Eine junge Schöpfung blüht. Hast du noch nicht ausgeglüht, Meiner Jugend Sonnenschein, Und wenn jetzt der Winter käme, Würd´ er mir in Blüten schnein, Wie im ewigjungen Süd? Ach, und meiner Flügel Schwung War so traurig schon gelähmt! Denn ich habe sterben sehen; Und nun fühl´ ich fast beschämt Mir zum Leben Mut genung. Wäre nicht Erinnerung, Schiene Traum, was Leben war! Aber wen die Götter lieben,Stirbt er auch in grauem Haar, Dennoch stirbt er ewigjung.
Die ihr über dem Haupt mir schwebt, Dunkle Mächte des Lebens, Holder Gaben die Fülle gebt, Ach, nur daß ihr den Schleier hebt, Der den sterblichen Blick umwebt, Hofft die Seele vergebens? Allmacht, ewige Meisterin, Ist denn Frevel die Frage, Ob ich einst das Woher? Wohin? Zu enträtseln berufen bin, Ob dem ahnungumwobnen Sinn Himmlische Klarheit tage? Oder ruf´ ich umsonst dich an? Mußt du herrschen und schweigen? Darfst du, wie dem gefangnen Mann, Was ich nimmer erreichen kann, Durch des ehernen Gitters Bann Nur von ferne mir zeigen?
Ach, wer versteht sein eigen Herz!Ein Rätsel ist dir´s, in die Brust geschaffen;Heute schwer wie ein Berg von Erz,Will es dich in die Tiefe raffen;Morgen aller Schwere entbunden,Jauchzend lodert es wolkenwärts,Und dann in gleichgemessenen StundenGelassen trägt es Lust und Schmerz.Ach, wer beherrscht sein eigen Herz!
Seit du nun schweigst, sind mir die Dinge stumm.Mit seelenlosen Augen sehn mich anDie liebsten Menschen. Jedes HeiligtumFind´ ich verschlossen, poch´ ich je daran.Gab deine Stimme doch die MelodieZu meines Lebens Lied. Du warst das Maß,Das Wert und Unwert meiner Welt verlieh;In dir genoß ich erst, was ich besaß.Nun du mir fehlst, bin ich mir selbst entrückt,Mißklang mein Denken, mein Empfinden Streit.Das Schöne spielt mit mir, das Wahre drücktDies Herz zusammen, das es sonst befreit.Des Lebens Krone fiel aus meinem Haar,Jedwede Herrschgewalt ist mir entrungen,Und selbst das Lied, das noch mein eigen war,Hat mir der Schmerz tyrannisch abgezwungen.
Ein scheues Wild die Gedanken sind.Jag ihnen nach, sie fliehen geschwind.Siehst du sie hellen Auges an,zutraulich wagen sie sich heran.Ein stiller Wanderer kann sie zähmen,das Futter ihm aus der Hand zu nehmen.
So herzlich küsse jeden Kuß,Als dächtest du, der letzte sei´s!O blicke jeden Blick so heiß,Wie man beim Scheiden blicken muß!Hängt Seel´ and Seele noch so bang´,Die Stunde kommt der letzten Not!Nahmst du nicht Abschied lebenslang,Wie überlebtest du den Tod?