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Hast du noch die alten Briefe,
Rudolf Presber
Die ich dir heimlich zugesteckt;
Liest du manchmal drin, wenn tiefe
Nacht dich mit Gespenstern schreckt:
– Schreib geschwind: das Herzensflämmchen
Brennt´s für mich noch lichterloh?
Maus, dein gelbes Schildpattkämmchen
Fand sich unterm Vertikow.
Fand sich auch das Silberbörtchen,
Abgerissen in der Hast,
Und – wie schad´ – ein Mandeltörtchen,
Das du nicht gegessen hast.
Tief im Schleier Stirn und Näschen,
Keiner kennt dich – sei doch dreist,
Komm, mein Herzchen, komm, mein Häschen,
Dreimal klopfen – na, du weißt… –
Ach, daß heut ich, blondes Liesel,
Keine Antwort lesen darf,
Weil ich blöder Bildungsstiesel
Damals sie ins Feuer warf.
Denn – so kernecht auch dein Lieben –
Raubte mir´s die Seelenruh´,
Daß du Herz hast klein geschrieben
Und mit tz auch noch dazu.
Als du wieder, blondes Liesel,
Schlüpftest in mein Gartenhaus,
Flink und munter wie ein Wiesel,
Blieb ich kühl – und es war aus.
Heut? – na ja, ich kann nicht klagen,
Und ein Spaß ist auch dabei.
Viele reife Damen sagen,
Daß ich sehr poetisch sei.
Und sie lieben mich seraphisch,
– Seelenfreundschaft – oder so –
Und sie schreiben orthographisch
Und zitieren Rochefoucauld.
Und für ewig unvergessen
Sei mein Liedchen, sagen sie;
Und sie laden mich zum Essen
Und zu etwas Pomery.
Und mit nützlichen Geschenken
Machen sie sich wert und lieb.
Ich – ich muß der Kleinen denken,
Die ihr Herz mit tz schrieb.
All die Flammen, all die Flämmchen
Gäb´ ich heute seelenfroh.
Läg´ ein blondes Schildpattkämmchen
Wieder unterm Verikow.