Manchmal nachts an MeereswogenSteht ein Kind, des Sehnens voll:Dann kommt ein Delphin gezogen,Trägt das Kind durchs Flutgeroll.Meerfrau´n steigen auf im Kreise,Hoch der Mond am Himmel schwebt,Und sie schaun´s und murmeln leise:"´s ist ein Stern, der wandern geht."
Geächtet, verbannt von Kaiser und Land,Verschollen im Kerker und Ketten,Und alle Freunde von ihm gewandt,Und sein Schwert kann ihn nicht erretten! -Doch fern im heimischen, nordischen GauVernahm´s die geliebte, getreue Frau.Sie stieg von der hohen Burg herab,Umtost von schneidenden Winden,Und zog die Straßen auf und ab,Den Heißgeliebten zu finden,Mit blutendem Fuß, mit zerrißnem KleidUnd tief im Herzen der Liebe Leid.Sie fragte die Straßen hin und her:"Oh sprecht, habt ihr ihn gesehen?" -Doch keiner sagte noch wußt´ es mehr,Und alle hießen sie gehen.Sie aber wanderte weiter durchs Land,Bis daß sie vor seinem Kerker stand.Sie konnt´ ihn nicht hören, nicht schau´n sein Gesicht,Nicht Freiheit, noch Einlaß erwerben,Wich Tag und Nacht von dem Kerker nicht,Wollt´ lieber mit ihm verderben,Mit blutendem Fuß, mit zerrißnem Kleid,Im treuen Herzen der Liebe Leid.
Beschüttet mich mir eurem Haß und SpotteUnd scheltet und verdammt: ich trag´ es gern;Doch meiner Seele Heiligtum und ihrem Gotte,Unfreundliche Bedränger, bleibet fern!Ja, raubt sie mir, des Lebens schönste Stunden,Zerstört, was ihr nicht kennt: ein heißes Glück;Jedoch vor dem, was ich so wahr empfunden,Verstummt und weicht gesenkten Blicks zurück!Ich will sie freudig tragen, all die Schrecken,Die mir gescheh´n nach eures Willen Lauf,Doch wagt ihr´s, lästernd meinen Zorn zu wecken:Erbebt! denn mit ihm steht die Rache auf!