Laßt euch ein ernstes Wort der Liebe sagen, und grabt es tief in eure Herzen ein:Der Starke hat den Schwachen hier zu tragen, und dieser soll ihm dafür dankbar sein.Es ist das Beider Pflicht, vom Herrn geboten, und wer sie nicht erfüllt, hat einst und dann als seelisch Toter bei den seelisch Toten weit mehr zu tragen, als er tragen kann.Und wer sich weigert, hier den Dank zu zollen, wenn ihn die Hülfe liebevoll umarmt,der wird einst gerne, gerne danken wollen, doch niemand finden, der sich sein erbarmt.
Werdet frei! Ihr windet euch in Ketten, und der Glaube nur kann euch befrein. Werdet frei! Gott möchte gern euch retten, aber grad durch ihn wollt ihrs nicht sein.Ist´s so schwer, Verehrung dem zu zollen, der da war und ist in Ewigkeit?Werdet frei! Ihr braucht es nur zu wollen; werdet frei, die ihr jetzt Sklaven seid!Kam der Hauch des Herrn zur Erde nieder, daß des Fleisches Ackerknecht er sei? Öffnet ihm die Heimatspforte wieder; macht ihn vom Gesindedienste frei!Längst schon ist des Himmels Ruf erschollen; ihn zu hören, ist´s nun höchste Zeit.Werdet frei! Ihr braucht es nur zu wollen; werdet frei, die ihr jetzt Sklaven seid!Hält die Fremde euch denn so gefangen, daß ihr eure Heimat nicht mehr erkennt? Könnt ihr nicht mehr zu dem Wort gelangen, welches euch beim rechten Namen nennt? Wenn sie es euch offenbaren sollen,sind viel heil´ge Stimmen gern bereit. Werdet frei! Ihr braucht es nur zu wollen; werdet frei, die ihr jetzt Sklaven seid!
Schließ auf das Tor; laß seine Flügel springen; zünd deine Leuchte an in allen Landen! Mir ist, als hörte ich den Ruf erklingen,es sei der Tod zum Leben auferstanden. Breit deine Fluren aus und deine Pfade;laß deine Wasser klar und freundlich fließen, und von dem Himmel möge sich die Gnade auf Alles, was die Erde trägt, ergießen.Schließ auf das Tor; es tritt die Menschheit ein; o, laß ihr diesen Schritt gesegnet sein!Schließ auf den Schrein, vor dem wir betend knien, dem wir die Liebe, die Verehrung zollen,die wir auf seinen Inhalt doch beziehenund nicht dem Menschenwerke widmen sollen! Laß uns erkennen, was wir nicht erkannten,uns der Geist die Seele stets verhehlte; laß uns verstehen, was wir nicht verstanden, weil uns die wahre Liebe nicht beseelte.Schließ auf den Schrein, und zeig, was er enthält, daß mit dem Schleier auch der Irrtum fällt!Schließ auf die Herzen; nirgends stehn sie offen, denn jedes will nur für sich selbst empfinden, und doch ist es ihr eignes, schönstes Hoffen, daß sie in Liebe sich zusammenfinden!Laß diese Liebe endlich doch erwachen und aus dem Ich heraus ins Leben steigen,die Menschen zur gesamten Menschheit machen und sich als Seele dieses Leibes zeigen.Schließ auf die Herzen; lehre sie verstehn, daß alle Pulse nur als einer gehn!Schließ auf das Paradies; gib es uns wieder! Wir wollen heim; wir wollen Frieden halten. Der Vater ist das Haupt; wir sind die Glieder; nur seine Güte soll im Hause walten.Sei du die Zeit, die uns um ihn versammelt, zeig uns der Worte köstlichstes auf Erden, das unsre Bitte um Versöhnung stammelt, dann wirst du eine Zeit des Edens werden. Schließ auf das Paradies, das Gottesland, und sei uns zur Erleuchtung zugesandt!
Was tatest du, als ich dich einstens bat, nach Gottes Wohlgefallen nur zu streben? Ich wollte dir das Glück des Lebens geben; nun aber sag, was galt dir da mein Rat?Was tatest du, als ich dich einst belehrt, daß deine Wege falsche Wege seien? Ich wollte dich vom Bösen gern befreien; nun muß ich fragen: Hast du dich bekehrt?Was tatest du, als ich dich dann verließ?Ich glaubte wohl, du werdest mich vermissenund reuevoll um mich zu bitten wissen; nun frag ich dich: Was hat geholfen dies?Jetzt komme ich ein letztes Mal zu dir und frage dich: Wozu bist du geboren?Hörst du auch diesmal nicht, bist du verloren; ich bin es, dein Gewissen. Folge mir!
»Mehr Licht. mehr Licht!« Die Finsternis läßt mich nur zagend vorwärts gehn;ich schreite langsam, ungewißund bleib oft ängstlich tastend stehn.»Mehr Licht, mehr Licht!« Zwar leuchtet mirdie Weisheit dieser klugen Weit, doch so, daß sie den Weg zu dir verdunkelt, aber nicht erhellt.»Mehr Licht, mehr Licht?« Am Glauben nur, an ihm allein, allein gebrichts;ihn scheut die irdische Naturund mit ihm dich, den Quell des Lichts.
– Ich bin´s! –Jawohl, du bist´s, mein Ich;gestatte mir, dich zu erkennen!Du rühmst und lobst und brüstest dich,stets fertig, dich mein Ich zu nennen.Doch, seh ich dich mir in dem LichtDer Wirklichkeit genauer an,so bist du es und doch auch nicht.Du weißt, was ich nicht sagen kann!– Ich will´s! –Jawohl, du willst´s, mein Ich;gestatte mir nur, dich zu kennen!Du rühmst und lobst und brüstest dich,stets fertig, dich mein Ich zu nennen.Du hast schon viel, schon viel gewollt,doch sah ich mir´s genauer an,so war es nie, was ich gesollt.Du weißt, was ich nicht sagen kann!– Ich kann´s! –Jawohl, du kannst´s, mein Ich;gestatte mir nur, dich zu kennen!Du rühmst und lobst und brüstest dich,stets fertig, dich mein Ich zu nennen.Du hast schon viel, schon viel gekonnt,doch, sah ich mir´s genauer an,so hast du dich in mir gesonnt.Du weißt, was ich nicht sagen kann!– Ich schweig! –Jawohl, mein liebes Ich;gestatte mir, dies klug zu nennen!Du bist nur Staub, nur Staub für mich,und von dem Staub muß ich mich trennen.Denn, seh ich dich mir in dem Lichtder Ewigkeit genauer an,so brauche ich dich einstens nicht.Das ist´s, was ich dir sagen kann!
Ich war bei dir, in einem andern Leben, und doch, ein andres Leben war es nicht. Ich sah dich wie in Lichtes Fluten schweben,und doch und doch gebrach es mir an Licht.War bei dir, ich weiß nicht, ob am Tage,ob auch vielleicht in sternenarmer Nacht, und finde keine Antwort auf die Frage, welch Intervall mich dir emporgebracht.Es schien mir wie in unbekannter Ferne, und doch war diese Ferne mir bekannt; du strahltest wie auf einem andern Sterne, und doch war dieser Stern mein Vaterland. Wir trafen uns so weltenabgelegen,ich weiß es nicht, in welchem Geisterreich; du kamst wie eine Fremde mir entgegen, und doch und doch erkannte ich dich gleich.Ich hatte dich so oft, so gern gesehen, als pilgernd ich zum Morgenlande kam; ich sah dich leiden, und so ist´s geschehen, daß ich dein Bild im Herzen mit mir nahm. Du gingst von dort nach allen, allen Landen. Doch, wo du grüßtest, dankte man dir kaum. So bliebst du unbeachtet, unverstanden,ein armes Weib der Menschheit Jugendtraum.Nun war ich bei dir, jetzt, emporgetragen von meiner Liebe, die dir treu verblieb,denn wie sie dich geliebt in jenen Tagen, so hat dich meine Seele jetzt noch lieb.Und wie mein Herz dein Weh mit dir gelitten, der Menschheit großes, selbstverschuldet Leid, so hab ich mutig stets für dich gestrittenund bin für dich auch ferner kampfbereit. Mir ist ja die Erkenntnis aufgegangen, die leider nicht ein Jeder in sich trägt,daß der Verwandtschaft Bande uns umfangen und daß mein Puls grad wie der deine schlägt. Ich weiß es, daß ich mit dir steh und falle;daß deine Zukunft auch die meine ist und daß als leiser Ton ich mit erschalle in dem Akkorde; dessen Klang du bist. Als dieser Ton bin ich emporgeklungen auch heut zu dir und klinge fort und fort; als dieser Ton hab ich auch mitgesungen dein Klagelied, dein holdes Friedenswort. Ich weiß es wohl, es wird umsonst erklingen, so viel der Mensch vom Völkerfrieden spricht; ihn kann ja nur die wahre Liebe bringen,und diese, diese kennt der Mensch noch nicht. Ich dachte dein und durfte zu dir steigen;es war so licht, so hell, so klar bei dir,und dennoch konntest du dich mir nicht zeigen, denn dunkel, menschendunkel war´s bei mir.Du gingst vorüber, und in frommer Feier verklang in mir der Wehmut heilger Ton;es legte sich um mich der Hoffnung Schleier - - du warst verschwunden; warst der Welt entflohn.
Greif zu, o Mensch, greif zu,wenn dir der Himmel reicht die offne Hand, sonst denke nicht, daß duEinst seist im Buch des Glückes mit genannt. Wer diesen Wink des Himmels nicht beachtet, der sieht auch nicht des Himmels Ratschluß ein und wird, wie er auch nach dem Glücke trachtet, doch ohne Glück, so lang er trachtet, sein.Greif zu, o Volk, greif zu,wenn dir der Himmel reicht die offne Hand,sonst denke nicht, daß dueinst seist im Buch der Völker mit genannt. Wenn diesen Fingerzeig du nicht beachtest, wirst du dem Tod, dem Untergang dich weihn und, ob du auch nach Glanz und Führung trachtest, doch unter Völkern nur ein Völkchen sein.Greif zu, o Fürst, greif zu,wenn dir der Himmel reicht die offne Hand, sonst denke nicht, daß dueinst seist im Buch der Fürsten mit genannt. Ein Herrscher der des Himmels Stimme achtet, die ihn beruft, der Völker Heil zu sein,bei dem stellt sich das Glück, nach dem er trachtet, ja ganz von selbst, als Himmelsgabe, ein.
Siehst du ein Menschenkind in Tränen, verhaltnes Schluchzen in der Brust,so wolle ja nicht, ja nicht wähnen, daß du mit Worten trösten mußt.Vermeide es, ihn zu beraten; geh weiter, aber sende dann die Liebe, die in stillen Tatenihm heimlich, heimlich helfen kann.Berührt ein kalter Schall die Wunde, so schmerzt er nur und heilt sie nicht; der Trost wohnt nicht im leeren Munde, er ist des Herzens tiefste Pflicht.Vor einem Wort am rechten Orte kehrt wohl der Harm beruhigt um, doch wahrer Schmerz hat keine Worte, und auch der wahre Trost ist stumm.
Es fiel ein Stern, habt ihr gedacht, aus weiten, unbekannten Fernen. Ging unter er in dunkle Nacht?Blieb er am Himmel bei den Sternen?Ist´s eine Welt, die im Entstehnsich Kraft und Stoff zu holen strebte? War´s eine Welt, die im Vergehn durchs Leuchten sich zu Ende lebte?Das werdet ihr vielleicht,vielleicht eure Rohre noch ergründen, jedoch wer ihren Weg ihr zeigt,kann nur der Glaube euch verkünden.