Wir träumen über die Erde hin,
Wir kennen nicht oben noch unten,
Wir horchen nur in die Erde hinein,
Wir verstehen nur ihre Wunden.
Und liegen wie träumend am Boden hin,
Dann sind wir selbst fast Erden,
Als wollte in dunkel-chaotischem Trieb
Sie bewusst den Lebendigsten werden.
Und wir fühlen den Durst nach Blut, nach Blut
Der ausgetrockneten Erde,
Daß einer verjüngten Lebensbrut
Ein saftiges Erdreich werde.
Wir träumen über die Erde hin:
Tut Buße, Buße in Zeiten!
Doch wir wissen genau, es kommt der Tag,
Den wir ahnend früh prophezeiten.

Ludwig Scharf

Zusätzliche Informationen

›Tschandala-Lieder‹ (1905), in: »Ludwig Scharf: Gesammelte Lyrik und Prosa. Mit einer Auswahl aus dem Briefwechsel«, hg. v. Walter Hettche, Aisthesis Archiv 16, Bielefeld: Aisthesis Verlag, 2011.
Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung des Aisthesis Verlags

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deutscher Lyriker
* 2.2. 1864 - Meckenheim, Pfalz
21.8. 1938 - Schloß Patosfa bei Kaposvár, Königreich Ungarn
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