Verflogne Taube an dem Felsenstrand,
Ein Wirbelwind hat dich dem Schwarm entführt!
Und mich, wie´s meinem Wagemuth gebührt,
Verschlug ein Sturm ans gleiche Inselland.

Wir zwei zur selben Einsamkeit verbannt,
Bestimmt, daß eins des andern Frohmuth schürt,
Daß eins das andere zum Glück verführt,
Um das uns trog der Winde Unverstand.

Verflogne Taube! Laß uns Freunde sein
Und uns´re Herzen aneinander wärmen,
So lang uns günstig ist der Sterne Schein.

Laß ab, dich um Verlorenes zu härmen!
Ich will dir ein erles´ner Sänger sein
Und hoch mit dir durch alle Himmel schwärmen.

Ludwig Scharf

Zusätzliche Informationen

›Verstreut veröffentlichte und handschriftlich überlieferte Gedichte‹ (1883-1926), in: »Ludwig Scharf: Gesammelte Lyrik und Prosa. Mit einer Auswahl aus dem Briefwechsel«, hg. v. Walter Hettche, Aisthesis Archiv 16, Bielefeld: Aisthesis Verlag, 2011. Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung des Aisthesis Verlags

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deutscher Lyriker
* 2.2. 1864 - Meckenheim, Pfalz
21.8. 1938 - Schloß Patosfa bei Kaposvár, Königreich Ungarn
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