O wären wir Tiere, wären wir Tiere,
Wir hätten uns längst zerfleischt und zerrissen
Und ich, der Stärkere, ich, das Männchen,
Ich hätte dich Weibchen zu Tode gebissen.

Und wären wir Götter, stolznackige Götter,
Wir lebten uns fern in elysischen Au´n:
Hinrollte auf leichter Wolke mein Wagen,
Du wandeltest still unter trostreichen Frau´n.

Doch wir sind Menschen, gefesselte Menschen
Und müssen uns tragen mit stummer Geduld,
Wir müssen uns tragen und müssen entsagen
Und unsere Triebe sind unsere Schuld.

Ludwig Scharf

Zusätzliche Informationen

›Tschandala-Lieder‹ (1905), in: »Ludwig Scharf: Gesammelte Lyrik und Prosa. Mit einer Auswahl aus dem Briefwechsel«, hg. v. Walter Hettche, Aisthesis Archiv 16, Bielefeld: Aisthesis Verlag, 2011.
Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung des Aisthesis Verlags

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deutscher Lyriker
* 2.2. 1864 - Meckenheim, Pfalz
21.8. 1938 - Schloß Patosfa bei Kaposvár, Königreich Ungarn
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