Tier mußt du werden, Tier mußt du werden,
Das über dem Heute das Morgen vergißt,
Dann kann dir der Hunger, die Sorgen auf Erden
Nicht an und du bleibst der Starke, der du bist.

Tier mußt du werden, Tier mußt du werden,
Das über dem Heute das Morgen vergißt,
Gar manche, die jahrlang hindarbend entbehrten,
Vergaßen im Alkohol, was ihrer nicht ist.

Tier mußt du werden, Tier mußt du bleiben,
Des Tieres Gehirn, gott, wie leicht es vergißt!
Was, willst du mit Schnaps und Absinth dich betäuben?
Tier mußt du werden, Tier mußt du bleiben – –
Nach sieben Jahre Hungers erkannt ich diese List.

Ludwig Scharf

Zusätzliche Informationen

›Verstreut veröffentlichte und handschriftlich überlieferte Gedichte‹ (1883-1926), in: »Ludwig Scharf: Gesammelte Lyrik und Prosa. Mit einer Auswahl aus dem Briefwechsel«, hg. v. Walter Hettche, Aisthesis Archiv 16, Bielefeld: Aisthesis Verlag, 2011. Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung des Aisthesis Verlags

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deutscher Lyriker
* 2.2. 1864 - Meckenheim, Pfalz
21.8. 1938 - Schloß Patosfa bei Kaposvár, Königreich Ungarn
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