Stets diese Nacken, diese künstlich-weißen,Und stets dieselben gutgeschulten Augen!Ich weiß, was all´ die Marionetten taugen,Wenn jene Drähte, die sie führen, reißen ...Manchmal ist mir, als ob in´s Ohr mir rauneDen Liedertext die unbekannte Schöne;Die Worte hör ich dann, die dunklen Töne,Die sie mir sang in rasch erwachter Laune.Ja ... jedes Wort war nur für mich gesungen,Mir flammten ihrer Augen scheue Sonnen,Mich lockten alle gleißenden Dämonen,Die aus dem Liederkuß sich aufgerungen.
Zuckt nicht die Achseln, grüßt nicht so höhnisch Und wendet euch nicht spöttisch ab! Ich will kein Geld von euch entlehnen, Will nicht zurück, was ich euch gab. Nicht euern Liebsten mehr gefährlich Bin ich und nimmer eurem Ruhm; Der Kummer nahm mir meine Schönheit Und all mein Unglück macht mich dumm. Ich komm´ zu euch, weil fortgetrieben Vom sichern Strand mein Lebensschiff; Ganz soll es scheitern, darum lenk´ ich´s Zurück zu euch –: ihr seid das Riff!
Wißt, mich betrübt die Schönheit, die ihr preist, Ich schaue bitteres Menschenelend sprießen Auf diesem Stern ... wie soll mein Geist Dann seine hehre Schönheit rein genießen? Wißt, mich betrübt die Schönheit, die ihr preist, Denn durch des Wohllauts kunstgeformter Schöne Klingt mir der Wehlaut, der mein Herz zerreißt, Der Daseinsqual naturgewalt´ge Töne.
Wenn mir´s oft wie kalter WahnsinnDurch das öde Denken rinnt,Wenn die Seele, Hilfe suchend,Das Unmögliche ersinnt;Wenn aus abgrundtiefen SchmerzenSie empor zum Himmel schreit:Fühl ich ganz und voll den Fluch erst,Der da heißt »Vergangenheit.«
Ist es Friede, ist es Glück,Was durch meine Träume zieht,Unsichtbar, wie Blumenduft,Leise, wie ein Kindeslied?Kehrt die Jugend mir zurück,Jene Sehnsucht, die mich mied,Seit des Lebens kalte LuftMich und meine Seele schied?
Einschneidend ist mein Lied und peinlich,So frostig wie die Winternacht,Es hätte sonst nach mir wahrscheinlichManch´ Thörin Ähnliches gebracht,In Versen rauh und lebensfeindlich,Wie ich geweint, geflucht, gelacht,So derb-unkünstlich, geistig-kleinlich,So tief gefühlt und – seicht gemacht.
Es fragen mich die Menschen,Was mich so elend gemacht;Ich sag´ euch, ich habe mein ElendMit auf die Welt gebracht.Es liegt in meinem FühlenIn dem halbentfesselten Geist,Der aufwärts will und der AllesZur Erde doch wieder reißt.
Soll ich es nochmals wiederholen? Ihr habt mich ja so oft gefragt, Und tausend Mal hab´ ich auf Ehre Die volle Wahrheit Euch gesagt. – Ja, ich bewund´re Eure Tugend, Und ich bewund´re Eure Kinder, Bewund´re Eure magern Mägde, Bewund´re Eure fetten Rinder; Bewund´re mehr noch Eure Männer, Bewund´re Eure kluge Stummheit, Bewund´re Eure feine Wäsche – Beneide Euch um Eure Dummheit.
Du kämpfest nutzlos gegen jene Macht, Die alle Worte nicht erschöpfend nennen, Woran die Brust wir stets uns blutig rennen, Die unsre tiefsten Schmerzen frech verlacht. Was liebevoll der Welt Du zugebracht, Wofür begeistert treue Herzen brennen, Es scheitert doch ... Du wirst es noch erkennen An des Gemeinen ewig starker Macht.
Hörst auch du die leisen Stimmenaus den bunten Kerzlein dringen?Die vergeßenen Gebeteaus den Tannenzweiglein singen?Hörst auch du das schüchternfrohe,helle Kinderlachen klingen?Schaust auch du den stillen Engelmit den reinen, weißen Schwingen?...Schaust auch du dich selber wiederfern und fremd nur wie im Traume?Grüßt auch dich mit Märchenaugendeine Kindheit aus dem Baume?...