Stets diese Nacken, diese künstlich-weißen,Und stets dieselben gutgeschulten Augen!Ich weiß, was all´ die Marionetten taugen,Wenn jene Drähte, die sie führen, reißen ...Manchmal ist mir, als ob in´s Ohr mir rauneDen Liedertext die unbekannte Schöne;Die Worte hör ich dann, die dunklen Töne,Die sie mir sang in rasch erwachter Laune.Ja ... jedes Wort war nur für mich gesungen,Mir flammten ihrer Augen scheue Sonnen,Mich lockten alle gleißenden Dämonen,Die aus dem Liederkuß sich aufgerungen.
Zuckt nicht die Achseln, grüßt nicht so höhnisch Und wendet euch nicht spöttisch ab! Ich will kein Geld von euch entlehnen, Will nicht zurück, was ich euch gab. Nicht euern Liebsten mehr gefährlich Bin ich und nimmer eurem Ruhm; Der Kummer nahm mir meine Schönheit Und all mein Unglück macht mich dumm. Ich komm´ zu euch, weil fortgetrieben Vom sichern Strand mein Lebensschiff; Ganz soll es scheitern, darum lenk´ ich´s Zurück zu euch –: ihr seid das Riff!
Ich habe mich zu erhängen gesucht:Der Strick ist abgerissen.Ich bin in´s Wasser gesprungen:Sie erwischten mich bei den Füßen.Ich habe die Adern geöffnet mir:Man hat mich noch gerettet.Ich sprang auch einmal zum Fenster hinaus:Weich hat der Sand mich gebettet.Den Teufel! ich habe nun alles versucht,Woran man sonst kann verderben –Nun werd´ ich wieder zu leben versuchen:Vielleicht kann ich dann sterben.
Die traurige Kindheit,Des Vaters Tod.Der Jugend Blindheit,Die herbe Noth,Die Wintertage,Das dünne Kleid,Die Sorg´ und Plage,Das Seelenleid …Die Gleichgiltigkeit,Die schwer wie Erz,Die schmerzlose Zeit –Die mehr als Schmerz …Das alles wogte,Wieder vorbei,Mit leisem SchluchzenUnd dumpfem Schrei,Als deine HandDurch die Saiten glitt –— — —O, wie ich litt! –
Die alte Frau hat ein hartes Gesicht,Doch kluge, sanfte Augen,Die wenig mehr beim PfenniglichtUnd nicht zum Weinen taugen.Sie war ein Balg … Als FindelkindVerlass´ner als die Armen,Bat weder Herren noch GesindUm Futter und Erbarmen.Sie griff fest zu und schaffte strammWie ehrbar ernste Leute,Daß nie sie Unverdientes nahmErfreut das Weib noch heute.Sie zeigt auch jetzt mit BauernstolzErdarbte Talerscheine:"Die sind mein unverbranntes Holz,Meine ungetrunknen Weine…Die sind mein ungegessenes Brot,Auf jedem steht geschrieben:Ein Alter ohne Schand´ und Not…Und was mir Gott schuldig geblieben."
Ist es Friede, ist es Glück,Was durch meine Träume zieht,Unsichtbar, wie Blumenduft,Leise, wie ein Kindeslied?Kehrt die Jugend mir zurück,Jene Sehnsucht, die mich mied,Seit des Lebens kalte LuftMich und meine Seele schied?
Wenn mir´s oft wie kalter WahnsinnDurch das öde Denken rinnt,Wenn die Seele, Hilfe suchend,Das Unmögliche ersinnt;Wenn aus abgrundtiefen SchmerzenSie empor zum Himmel schreit:Fühl ich ganz und voll den Fluch erst,Der da heißt »Vergangenheit.«
Es war Dein Wort ein blitzend Schwert,Das für mich stritt;Es war Dein Wort der Seele Schrei,Die für mich litt.Die herbe Thräne war Dein Wort,Geweint um mich;Ein guter Engel war Dein Wort,Der nimmer wich!Dein Wort, es gab mir neuen Muth,Es drang befreiend stolz zu mir;Du Fremder, sieh mein schlichtes Wort,Es dankt zu tausend Malen Dir!
Küsse mich, denn, ach, sie blutenAlle noch die alten Wunden!Küsse mich, daß ich vergesseAlle die verfluchten Stunden.Laß mich von den süßen Lippenwieder Glück und Liebe saugen –Laß mich sterben, überstrahletvon dem Himmel deiner Augen!