Mein Aug´ ist trüb, Mein Mund ist stumm, Du heißest mich reden, Es sei darum! Dein Aug´ ist klar, Dein Mund ist rot, Und was du nur wünschest, Das ist ein Gebot. Mein Haar ist grau, Mein Herz ist wund, Du bist so jung Und bist so gesund. Du heißest mich reden, Und machst mir´s so schwer. Ich seh´ dich so an Und zittre so sehr.
Hab´ oft im Kreise der LiebenIm duftigen Grase geruhtUnd mir ein Liedlein gesungen,Und alles war hübsch und gut.Hab´ einsam auch mich gehärmetIn bangem, düsteren Mut,Und habe wieder gesungen,Und alles war wieder gut.Und manches, was ich erfahren,Verkocht´ ich in stiller Wut,Und kam ich wieder zu singen,War alles auch wieder gut.Sollst nicht uns lange klagen,Was alles dir wehe thut,Nur frisch, nur frisch gesungen!Und alles wird wieder gut.
Wer sollte fragen: wie´s geschah?Es geht auch andern eben so.Ich freute mich, als ich dich sah,Du warst, als du mich sahst, auch froh.Der erste Gruß, den ich dir bot,Macht´ uns auf einmal beide reich;Du wurdest, als ich kam, so rot,Du wurdest, als ich ging, so bleich.Nun kam ich auch Tag aus, Tag ein,Es ging uns beiden durch den Sinn;Bei Regen und bei SonnenscheinSchwand bald der Sommer uns dahin.Wir haben uns die Hand gedrückt,Um nichts gelacht, um nichts geweint,Gequält einander und beglückt,Und haben´s redlich auch gemeint.Da kam der Herbst, der Winter gar,Die Schwalbe zog, nach altem Brauch,Und: lieben? – lieben immerdar? –Es wurde kalt, es fror uns auch.Ich werde gehn ins fremde Land,Du sagst mir höflich: Lebe wohl!Ich küsse höflich dir die Hand,Und nun ist alles, wie es soll.
Ich kann´s nicht fassen, nicht glauben,Es hat ein Traum mich berückt;Wie hätt´ er doch unter AllenMich Arme erhöht und beglückt?Mir war´s, er habe gesprochen:Ich bin auf ewig dein –Mir war´s – ich träume noch immerEs kann ja nimmer so sein.O laß im Traume mich sterben,Gewieget an seiner Brust,Den seligsten Tod mich schlürfenIn Thränen unendlicher Lust.
Ich will in dieser Rinne sterben, Bin alt und siech genug dazu; Sie mögen mich "betrunken" schelten, Mir recht! sie lassen mich in Ruh, Die werfen mir noch ein’ge Groschen, Die wenden ab ihr Angesicht; Ja, eilt nur, eilt zu euren Festen, Zum Sterben brauch’ ich euch doch nicht. Vor Alter muß ich also sterben, Man stirbt vor Hunger nicht einmal; Ich hofft’ in meinen alten Tagen Zuletzt noch auf ein Hospital; Soviel des Elends gibt’s im Volke, Man kommt auch nirgends mehr hinein; Die Straße war ja meine Wiege, Sie mag mein Sterbebett auch sein. Lehrt mich ein Handwerk, gebt mir Arbeit, Mein Brot verdienen will ich ja;- Geh betteln! hieß es, Arbeit? Arbeit? Die ist für alle Welt nicht da. Arbeite! schrien mich an, die schmausten, Und warfen mir die Knochen zu; Ich will den Reichen doch nicht fluchen, Ich fand in ihren Scheunen Ruh. Ich hätte freilich stehlen können, Mir schien zu betteln minder hart; Ich habe höchstens mir am Wege ein paar Kartoffeln ausgescharrt, Und immer allerorten steckte Die Polizei mich dennoch ein, Mir raubend meine einz’ge Habe – Du Gottes Sonne bist ja mein! Was kümmert mich Gesetz und Ordnung, Gewerb und bürgerliches Band? Was euer König, eure Kammern? Sagt, hab ich denn ein Vaterland? Und dennoch, als in euern Mauern Der Fremde Herr zu sein gemeint, Der Fremde, der mich reichlich speiste, Ich Narr, wie hab ich da geweint. Ihr hättet mich erdrücken sollen, als ich das Licht der Welt erblickt; Ihr hättet mich erziehen sollen, Wie sich’s für einen Menschen schickt. Ich wäre nicht der Wurm geworden, Den ihr euch abzuwehren sucht; Ich hätt’ euch brüderlich geholfen Und euch im Tode nicht geflucht.