Du warest mir ein täglich Wanderziel, viellieber Wald, in dumpfen Jugendtagen, ich hatte dir geträumten Glücks so viel anzuvertraun, so wahren Schmerz zu klagen. Und wieder such ich dich, du dunkler Hort, und deines Wipfelmeers gewalig Rauschen jetzt rede du! Ich lasse dir das Wort! Verstummt ist Klag’ und Jubel. Ich will lauschen.
Mit edeln Purpurrötenund hellem Amselschlag,mit Rosen und mit Flötenstolziert der junge Tag.Der Wanderschritt des Lebensist noch ein leichter Tanz,ich gehe wie im Reigenmit einem frischen Kranz.Ihr taubenetzten Kränze,der neuen Morgenkraft,geworfen aus den Lüftenund spielend aufgerafft -Wohl manchen ließ ich welkennoch vor der Mittagsglut;zerrissen hab ich manchenaus reinem Übermut.Mit edeln Purpurrötenund hellem Amselschlag, mit Rosen und mit Flötenstolziert der junge Tag -Hinweg, du dunkle Klage,aus all dem Licht und Glanz! Den Schmerz verlorner Tagebedeckt ein frischer Kranz.
Wie heilt sich ein verlassen Herz, Der dunkeln Schwermut Beute? Mit Becher-Rundgeläute? Mit bitterm Spott? Mit frohem Scherz?Nein. Mit ein bißchen Freude´.Wie flicht sich ein zerrißner Kranz. Den ach der Sturm zerstreute? Wie knüpft sich der erneute? Mit welchem Endchen bunten Bands? Mit nur ein bißchen Freude!Wie sühnt sich die verjährte Schuld, Die bitterlich bereute? Mit einem strengen Heute? Mit Büßerhast und Ungeduld? Nein. Mit ein bißchen Freude!
Nicht vom letzten SchlittengleiseBis zum neuen FlockentraumZähl´ ich auf der LebensreiseDen erfüllten Jahresraum.Nicht vom ersten frischen Singen,Das im Wald geboren ist,Bis die Zweige wieder klingen,Dauert mir die Jahresfrist.Von der Kelter nicht zur KelterDreht sich mir des Jahres Schwung,Nein, in Flammen werd´ ich älterUnd in Flammen wieder jung.Von dem ersten Blitze heuer,Der aus dunkler Wolke sprang,Bis zu neuem HimmelsfeuerRechn´ ich meinen Jahresgang.
Zwei Segel, erhellendDie tiefblaue Bucht!Zwei Segel, sich schwellendZu ruhiger Flucht!Wie eins in den WindenSich wölbt und bewegt,Wird auch das EmpfindenDes andern erregt.Begehrt eins zu hasten,Das andre geht schnell,Verlangt eins zu rasten,Ruht auch sein Gesell.
Ins Museum bin zu später Stunde heut ich noch gegangen, Wo die Heilgen, wo die Beter Auf den goldnen Gründen prangen. Dann durchs Feld bin ich geschrittenHeißer Abendglut entgegen, Sah, die heut das Korn geschnitten, Garben auf die Wagen legen. Um die Lasten in den Armen, Um den Schnitter und die GarbeFloß der Abendglut, der warmen, Wunderbare Goldesfarbe. Auch des Tages letzte Bürde, Auch der Fleiß der Feierstunde War umflammt von heilger Würde,Stand auf schimmernd goldnem Grunde.
Heute fanden meine Schritte mein vergeßnes Jugendtal, Seine Sohle lag verödet, seine Berge standen kahl. Meine Bäume, meine Träume, meine buchendunkeln Höhn –Ewig jung ist nur die Sonne, sie allein ist ewig schön. Drüben dort in schilf´gem Grunde, wo die müde Lache liegt, Hat zu meiner Jugendstunde sich lebend´ge Flut gewiegt, Durch die Heiden, durch die Weiden ging ein wandernd Herdgetön –Ewig jung ist nur die Sonne, sie allein ist ewig schön.
Die tote Liebe Entgegen wandeln wir Dem Dorf im Sonnenkuß, Fast wie das Jüngerpaar Nach Emmaus, Dazwischen leise Redend schritt Der Meister, dem sie folgten Und der den Tod erlitt. So wandelt zwischen uns Im Abendlicht Unsre tote Liebe, Die leise spricht. Sie weiß für das Geheimnis Ein heimlich Wort, Sie kennt der Seelen Allertiefsten Hort. Sie deutet und erläutert Uns jedes Ding, Sie sagt: So ist´s gekommen, Daß ich am Holze hing. Ihr habet mich verleugnet Und schlimm verhöhnt, Ich saß im Purpur, Blutig, dorngekrönt, Ich habe Tod erlitten, Den Tod bezwang ich bald, Und geh in eurer Mitten Als himmlische Gestalt - Da ward die Weggesellin Von uns erkannt, Da hat uns wie den Jüngern Das Herz gebrannt.
Doch es ist ein ew´ger Glaube,Daß der Schwache nicht zum RaubeJeder frechen MordgebärdeWerde fallen allezeit:Etwas wie GerechtigkeitWebt und wirkt in Mord und Grauen,Und ein Reich will sich erbauen,Das den Frieden sucht auf Erden.
Friede auf Erden Da die Hirten ihre HerdeLießen und des Engels WorteTrugen durch die niedre PforteZu der Mutter und dem Kind,Fuhr das himmlische GesindFort im Sternenraum zu singen,Fuhr der Himmel fort zu klingen:"Friede, Friede! auf der Erde!" Seit die Engel so geraten,O wie viele blutge TatenHat der Streit auf wildem Pferde,Der geharnischte, vollbracht!In wie mancher heil´gen NachtSang der Chor der Geister zagend,Dringlich flehend, leis verklagend:"Friede, Friede...auf der Erde!" Doch es ist ein ew´ger Glaube,Daß der Schwache nicht zum RaubeJeder frechen MordgebärdeWerde fallen allezeit:Etwas wie GerechtigkeitWebt und wirkt in Mord und Grauen,Und ein Reich will sich erbauen,Das den Frieden sucht der Erde. Mählich wird es sich gestalten,Seines heil´gen Amtes walten,Waffen schmieden ohne Fährde,Flammenschwerter für das Recht,Und ein königlich GeschlechtWird erblühn mit starken Söhnen,Dessen helle Tuben dröhnen:Friede, Friede auf der Erde!