Dunkle Waldesbäume, Wie sind sie so hold, Weht durch grüne Bäume Morgensonnengold.Efeuzweige ranken Sich durch´s weiche Gras, Glockenblumen schwanken Ohne Unterlaß.Schlanke Stämme breiten Ihre Wipfel aus, Heil´ge Schauer gleiten Durch dies Gotteshaus.Waldeslust und -leben, Drüber Himmelsblau! All dies Blüh´n und Weben Spiegelt sich im Tau.Will dein Herz ergrimmen Ob dem Tun der Welt Hör des Waldes Stimmen, Such sein grünes Zelt!Dort wirst du erhalten Lautres Wort des Lichts, Und der Menschen Walten Sinkt vor ihm ins Nichts!
Maßliebchen im Schnee. Was will der Winter in der Blütenzeit? Ward ihm zu eng sein Reich im kalten Norden? Er sah den Frühlingsjubel weit und breit Und sprengte grimmig seines Hauses Pforten.Nun stürmt er wild daher, der rauhe Greis, Bedeckt die junge Frühlingswelt mit Flocken. O zartes Grün, du blickst aus starrem Eis So trüb, wie Myrtenreis aus greisen Locken!Maßliebchen zittert im beschneiten Gras, Es fürchtet sich vor Winters Zorngebärde, Sein neues, grünes Kleid ist tränennaß, Das Köpfchen senkt sich schwer zur kalten Erde.Verschwunden ist der kleinen Krone Gold, Der Blätterkreis hat schützend sich erhoben, Drin ruht des Blümchens Kleinod, süß und hold Geborgen vor der rauhen Stürme Toben.So flüchtet scheu das sinnige Gemüt In sich zurück wie jene Frühlingsblume, Wenn roher Scherz entweiht was still erblüht In seiner Tiefe, seinem Heiligtume.
Schmetterling, was flatterst du Einsam um die Rosen, Mußt du sonder Rast und Ruh Stets mit ihnen kosen?Laß mich freun, was Gottes Macht Schönes uns verliehen, Bricht herein die düstre Nacht Wird es selber fliehen!
Klage. Und sollte nicht das Herz erbeben, Gebeugt vom Schicksal, rauh und erzen, Wird ihm ein jeder Schritt durch´s Leben Zum blutigen Markstein neuer Schmerzen? Wenn Menschen seine Welt zerstören, Durch Hohn sein innerst Selbst vernichten? Sollt es sich zürnend nicht empören, Bleibt ihm Enttäuschung und Verzichten? Sein Schrei nach Frieden ist vergebens, Getränkt mit Wermut ward sein Fühlen... Du gold´ner Quell des ew´gen Lebens, Vermagst du einst, dies wegzuspülen?
Sommernacht. Der lichte Tag ist heimgezogen Ins graue Meer vergang´ner Zeit. Wie vieler Glück, wie manches Leid Versinkt mit ihm in jene Wogen.Nun ist die Nacht herabgesunken, Ums stolze Haupt den Strahlenkranz, Den Schleier webt der Mondesglanz, Aus ihrem Mantel sprühen Funken.Wie geisterhaft das Mondlicht zittert Und mit den nächt´gen Schatten ringt. Ein gold´nes Märchen, leichtbeschwingt Schlüpft´s durch die Zweige, zartgegittert.O Sommernacht unnennbar schöne! Du scheuchst mit rätselhafter Macht Aus dem Gemüt die trübe Nacht Berührst dort niegeahnte Töne!Man lernt das Herz nie selbst verstehen, Wenn Tagsgeräusch es wild erregt – Von nächt´gem Schweigen mild bewegt Läßt es uns seine Tiefe sehen.
Träumerische Sonntagsstille!... Fernes, festliches Geläut, Goldner Duft auf allen Wipfeln, Tropfen Tau im Gras verstreut.In verlass´ner Waldkapelle Bebt ein Glöcklein trauernd leise, Ob auch rings die Schöpfung jauchzet, Einsam singt es seine Weise.Und ich weiß, was sie bedeutet... Durch mein ganzes Leben zieht Solch ein Sang – es ist des Schmerzes Nimmer endend Klagelied.Ja, du strahlst und prangst im Lichte, Wunderbare Gotteswelt! Doch das Herz mit seinem Leide Ist als Schatten beigesellt.
Ich fand ein altes Buch. Die Ruhestatt Darinnen meine Lieder lang gelegen! Es quoll aus dem vergilbten, alten Blatt Mir wahrer Maienblütenhauch entgegen. Mein krankes Herz, vom steten Ringen matt Durchbebte da ein längst vergeß´nes Regen, Es taucht´ empor mein einstig Hoffen, Träumen, Aus der Erinn´rung dunkelgrünen Räumen. Es wallen Geister durch die Dämmerpracht Von längst dahingeschied´nen Lebensplänen. O junges Herz, in deiner Blütenpracht Nahmst du für echtes Gold dies falsche Wähnen! Es wandelt stets des Schicksals finst´re Macht Heimtückisch jeden Wunsch zu bitt´ren Tränen. Die Jugendträume, lieblich und erhaben, Ich hab´ sie alle still und leis´ begraben.
Echt ist nur des Himmels Blau, Denn der Wechsel, streng und rauh Nimmt des Blütenstraußes Pracht, Grün, das hell vom Baume lacht. Sommers Feuerglut verfliegt Und der flinkeBach versiegt. Auf den Wechsel, klein und groß Schaut der Himmel, wandellos.Menschentreu ist Morgenduft, Den entführt die weichste Luft, Und die Lieb´ ist über Nacht Oft als Haß wohl aufgewacht. Heut gehst du als Bruder mit, Morgen dich der Hochmut tritt; Und es beut der Lebensbaum Statt der Frucht – zerstob´nen Traum. Doch, wenn alles rauh verglüht Deines Hoffens Grün verblüht Und dein Schiff im Sturme treibt Blick hinauf! Der Himmel bleibt!
Droben schwarze Wolken jagen Pfeilgeschwind, Seine schaurig wilden Klagen Stöhnt der Wind. Durch verfall´ner Mauer Spalten Wirbelt Schnee, Wie von finst´rer Macht gehalten Starrt der See. Und kein goldnes Sterngewimmel Leuchtet mild, Wie verschlossen dräut der Himmel Schwarz und wild... Da zerreißt der Sturm die mächt´ge Wolkenschicht Und ein lichter Stern das nächt´ge Graus durchbricht! Strahl ins Herz mir, gold´ner Schimmer, Lind und sacht. – Seine Sterne leuchten immer – Drin ist Nacht!
Brausend zieht der Sturm vorüber. Schwarz umhüllt der Himmel sich. Stürme draußen, Kampf im Innern – Mutter, Mutter, hörst du mich?Fühlst du dort, wie all mein Fühlen Rastlos zu dir aufwärts strebt, Wie die Blume auf zum Lichte Sehnsuchtsvoll den Kelch erhebt?Ja, ich fühl´ es immer tiefer: Mit dem Mutterherzen bricht Uns´res Lebens schönste Perle – Mutterlieb´ ersetzt sich nicht.Trost war mir dein zärtlich Lächeln, Sich´rer Port dein treuer Arm, Und nun bin ich preisgegeben Dem fühllosen Menschenschwarm.Droben grollen Wetterwolken, In mir grollet bitt´rer Schmerz, Wie dort fahle Blitze zischen, Zuckt mir schneidend Weh durch´s Herz.Und ich lebe wie der kranke Baum, den Winterfrost zerstört. Drunten hält ihn noch die Scholle, Doch das Haupt dem Tod gehört.