Klage. Und sollte nicht das Herz erbeben, Gebeugt vom Schicksal, rauh und erzen, Wird ihm ein jeder Schritt durch´s Leben Zum blutigen Markstein neuer Schmerzen? Wenn Menschen seine Welt zerstören, Durch Hohn sein innerst Selbst vernichten? Sollt es sich zürnend nicht empören, Bleibt ihm Enttäuschung und Verzichten? Sein Schrei nach Frieden ist vergebens, Getränkt mit Wermut ward sein Fühlen... Du gold´ner Quell des ew´gen Lebens, Vermagst du einst, dies wegzuspülen?
Hochmütig kann ein großer Geist nicht sein, Reichtum und Mangel haben nichts gemein, Dem Mißton wird sich Wohlklang nie vermählen, Hochmut braucht Raum – den leeren Kopf allein!Ein luftig Reich voll eitel Trug und Schein Wird er sich stets zum Herrschgebiet erwählen!
Frauenherz. Man sagt: Des Frauenherzens tiefste Tiefen Mit ihren Perlen, die darinnen schliefen, Erwachen erst zum Licht in trüben Tagen, Des Weibes Größe zeigt sich im Entsagen!Muß nicht der Wind erst durch die Saiten dringen, Wenn hell die Äolsharfe soll erklingen?
Droben schwarze Wolken jagen Pfeilgeschwind, Seine schaurig wilden Klagen Stöhnt der Wind. Durch verfall´ner Mauer Spalten Wirbelt Schnee, Wie von finst´rer Macht gehalten Starrt der See. Und kein goldnes Sterngewimmel Leuchtet mild, Wie verschlossen dräut der Himmel Schwarz und wild... Da zerreißt der Sturm die mächt´ge Wolkenschicht Und ein lichter Stern das nächt´ge Graus durchbricht! Strahl ins Herz mir, gold´ner Schimmer, Lind und sacht. – Seine Sterne leuchten immer – Drin ist Nacht!
Frühlings Lust und Weh. Der greise Winter ist aufs Haupt geschlagen Durch frischen Maienglanz, Der Lenz wirft jubelnd über Feld und Hagen Den bunten Siegerkranz. Der rauhe Nord hielt streng und lang gefangen Den klaren, stillen See. Tief drunten träumt von Frühling voll Verlangen Die blonde Wasserfee.Er löst den Bann. Auf ihre Stirne hauchen Die Lüfte sanften Kuß, Die träumerischen Wasserblüten tauchen Empor als Nixengruß.Der Baum blickt stolz auf seine Blüten nieder – Ein Kind im Festgewand! Die Vöglein singen laute Jubellieder Im Frühlingsland.Nur in mir selbst will jenen Sang begleiten Ein herber Trauerton, Weil meiner Seele halbzerriss´nen Saiten Die Harmonien entfloh´n.Die Klänge lassen sich nicht mehr verbinden, Die das Geschick zerreißt... Drum kann ich den Akkord auch nicht mehr finden, Der süßer Frieden heißt.
Die Bäume glitzern rings im Eise, Unheimlich lautlos rieselt Schnee. Die weichen Flocken decken leise Der Blumen letztes Todesweh.Nur zwischen starren Zweigen hangen Noch rote Beeren, frisch und licht, Ein täuschend Leben! Rosenwangen Auf einem Leichenangesicht.Die gold´ne Sonne strahlt wie immer, Doch wärmt sie nicht das öde Land. An Menschenaugen mahnt ihr Schimmer, Die falsch und treulos man erkannt.