Verhaßt ist mir das Folgen und das Führen.Gehorchen? Nein! Und aber nein – Regieren!Wer sich nicht schrecklich ist, macht niemand Schrecken:Und nur wer Schrecken macht, kann andre führen.Verhaßt ist mirs schon, selber mich zu führen!Ich liebe es, gleich Wald- und Meerestieren,mich für ein gutes Weilchen zu verlieren,in holder Irrnis grüblerisch zu hocken,von ferne her mich endlich heimzulocken,mich selber zu mir selber – zu verführen.
Es zuckt die Lippe und das Auge lacht,Und doch steigt´s vorwurfsvoll empor,Das Bild aus tiefer, tiefer Herzensnacht –Der milde Stern an meines Himmels Tor.Er leuchtet siegreich – und die Lippe schließtSich dichter – und die Träne fließt.
Gestern, Mädchen, ward ich weise,gestern ward ich siebzehn Jahr: –und dem gräulichsten der GreiseGleich´ ich nun – doch nicht aufs Haar!Gestern kam mir ein Gedanke,– ein Gedanke? Spott und Hohn!Kam euch jemals ein Gedanke?Ein Gefühlchen eher schon!Selten, daß ein Weib zu denkenwagt, denn alte Weisheit spricht:– Folgen soll das Weib, nicht lenken;denkt sie, nun dann folgt sie nicht. –Was sie noch sagt, glaubt´ ich nimmer;wie ein Floh, so springt´s, so sticht´s!– Selten denkt das Frauenzimmer,denkt es aber, taugt es nichts! –Alter hergebrachter WeisheitMeine schönste Reverenz –Hört jetzt meiner neuen Weisheitallerneuste Quintessenz.Gestern sprach´s in mir, wie´s immerin mir sprach - nun hört mich an:– Schöner ist das Frauenzimmer,Interessanter ist der Mann! –
2.Diese Münze, mit deralle Welt bezahlt,Ruhm –,mit Handschuhen fasse ich diese Münze an,mit Ekel trete ich sie unter mich.Wer will bezahlt sein?Die Käuflichen...Wer feil steht, greiftmit fetten Händennach diesem Allerwelts-Blechklingklang Ruhm!– Willst du sie kaufen?Sie sind alle käuflich.Aber biete viel!klingle mit vollem Beutel!– du stärkst sie sonst,du stärkst sonst ihre Tugend...Sie sind alle tugendhaft.Ruhm und Tugend – das reimt sich.So lange die Welt lebt,zahlt sie Tugend-Geplappermit Ruhm-Geklapper –,die Welt lebt von diesem Lärm...Vor allen Tugendhaftenwill ich schuldig sein,schuldig heißen mit jeder großen Schuld!Vor allen Ruhms-Schalltrichternwird mein Ehrgeiz zum Wurm –,unter solchen gelüstets mich,der Niedrigste zu sein...Diese Münze, mit deralle Welt bezahlt,Ruhm –,mit Handschuhen fasse ich diese Münze an,mit Ekel trete ich sie unter mich.
Das war ein Tag der Schmerzen,Als ich einst Abschied nahm;Noch bänger war´s dem Herzen,Als ich nun wieder kam. Der ganzen Wandrung HoffenVernichtet mit einem Schlag! O, unglücksel´ge Stunde! O, unheilvoller Tag! Ich habe viel geweinetAuf meines Vaters Grab,Und manche bittre TräneFiel auf die Gruft herab. Mir ward so öd´ und traurigIm teuren Vaterhaus,So daß ich oft bin gangenZum düstern Wald hinaus. In seinen SchattenräumenVergaß ich allen Schmerz;Es kam in stillen Träumen Der Friede in mein Herz. Der Jugend Blütenwonne, Rosen und LerchenschlagErschien mir, wenn ich schlummernd Im Schatten der Eichen lag.
Der Freigeist.AbschiedDie Krähen schrei´nUnd ziehen schwirren Flugs zur Stadt:Bald wird es schnein –Wohl dem, der jetzt noch – Heimat hat! Nun stehst du starr,Schaust rückwärts ach! wie lange schon!Was bist Du NarrVor Winters in die Welt – entflohn? Die Welt – ein TorZu tausend Wüsten stumm und kalt!Wer Das verlor,Was du verlorst, macht nirgends Halt.Nun stehst du bleich,Zur Winter – Wanderschaft verflucht,Dem Rauche gleich,Der stets nach kältern Himmeln sucht.Flieg´, Vogel, schnarr Dein Lied im Wüsten-Vogel-Ton! –Versteck´, du Narr,Dein blutend Herz in Eis und Hohn!Die Krähen schrei´nUnd ziehen schwirren Flugs zur Stadt:Bald wird es schnei´n,Weh dem, der keine Heimat hat.
Eine ernste Kunst ist Lachen:soll ich´s morgen besser machen,sagt mir: mach´ ich´s heute gut?Kam der Funke stets vom Herzen?Wenig taugt der Kopf zum Scherzen,glüht im Herzen nicht die Glut.
Tag meines Lebens! die Sonne sinkt. Schon steht die glatte Flut vergüldet. Warm atmet der Fels: schlief wohl zu Mittag das Glück auf ihm seinen Mittagsschlaf? – In grünen Lichtern spielt Glück noch der braune Abgrund herauf. Tag meines Lebens! gen Abend gehts! Schon glüht dein Auge halbgebrochen, schon quillt deines Taus Tränengeträufel, schon läuft still über weiße Meere deiner Liebe Purpur, deine letzte zögernde Seligkeit.