O, der Wahnsinn der großen Stadt, da am AbendAn schwarzer Mauer verkrüppelte Bäume starren,Aus silberner Maske der Geist des Bösen schaut;Licht mit magnetischer Geißel die steinerne Nacht verdrängt.O, das versunkene Läuten der Abendglocken.Hure, die in eisigen Schauern ein totes Kindlein gebärt.Rasend peitscht Gottes Zorn die Stirne der Besessenen,Purpurne Seuche, Hunger, der grünen Augen zerbricht.O, das gräßliche Lachen des Golds.Aber stille blutet in dunkler Höhle stummere Menschheit,Fügt aus harten Metallen das erlösende Haupt.
Leise sank von allen Schritten der SchneeIm Schatten des BaumsHeben die rosigen Lider Liebende.Immer folgt den dunklen Rufen der SchifferStern und NachtUnd die Ruder schlagen leise im Takt.Balde an verfallener Mauer blühenDie Veilchen,Ergrünt so stille die Schläfe der Einsamen.
Über den schwarzen Winkel hastenAm Mittag die Raben mit hartem Schrei.Ihr Schatten streift an der Hirschkuh vorbeiUnd manchmal sieht man sie mürrisch rasten.O wie sie die braune Stille stören,In der ein Acker sich verzückt,Wie ein Weib, das schwere Ahnung berückt,Und manchmal kann man sie keifen hörenUm ein Aas, das sie irgendwo wittern,Und plötzlich richten nach Nord sie den FlugUnd schwinden wie ein LeichenzugIn Lüften, die von Wollust zittern.
Auf dunklen Bänken sitzen sie gedrängtUnd heben die erloschnen Blicke aufZum Kreuz. Die Lichter schimmern wie verhängt,Und trüb und wie verhängt das Wundenhaupt.Der Weihrauch steigt aus güldenem GefäßZur Höhe auf, hinsterbender GesangVerhaucht, und ungewiss und süß verdämmertWie heimgesucht der Raum. Der Priester schreitetVor den Altar; doch übt mit müdem Geist erDie frommen Bräuche - ein jämmerlicher Spieler,Vor schlechten Betern mit erstarrten Herzen,In seelenlosem Spiel mit Brot und Wein.Die Glocke klingt! Die Lichter flackern trüber -Und bleicher, wie verhängt das Wundenhaupt!Die Orgel rauscht! In toten Herzen schauertErinnerung auf! Ein blutend SchmerzensantlitzHüllt sich in Dunkelheit und die VerzweiflungStarrt ihm aus vielen Augen nach ins Leere.Und eine, die wie aller Stimmen klang,Schluchzt auf - indes das Grauen wuchs im Raum,Das Todesgrauen wuchs: Erbarme dich unser -Herr!
Einsamer unterm SternenzeltGeht durch die stille Mitternacht.Der Knab aus Träumen wirr erwacht,Sein Antlitz grau im Mond verfällt.Die Närrin weint mit offnem HaarAm Fenster, das vergittert starrt.Im Teich vorbei auf süßer FahrtZiehn Liebende sehr wunderbar.Der Mörder lächelt bleich im Wein,Die Kranken Todesgrausen packt.Die Nonne betet wund und nacktVor des Heilands Kreuzespein.Die Mutter leis´ im Schlafe singt.Sehr friedlich schaut zur Nacht das KindMit Augen, die ganz wahrhaft sind.Im Hurenhaus Gelächter klingt.Beim Talglicht drunt´ im KellerlochDer Tote malt mit weißer HandEin grinsend Schweigen an die Wand.Der Schläfer flüstert immer noch.
– Der Wald, der sich verstorben breitet –Und Schatten sind um ihn, wie Hecken.Das Wild kommt zitternd aus Verstecken,Indes ein Bach ganz leise gleitet.Und Farnen folgt und alten SteinenUnd silbern glänzt aus Laubgewinden.Man hört ihn bald in schwarzen Schlünden –Vielleicht, daß auch schon Sterne scheinen.Der dunkle Plan scheint ohne Maßen,Verstreute Dörfer, Sumpf und Weiher,Und etwas täuscht dir vor ein Feuer.Ein kalter Glanz huscht über Straßen.Am Himmel ahnet man Bewegung,Ein Heer von wilden Vögeln wandernNach jenen Ländern, schönen, andern.Es steigt und sinkt des Rohres Regung.
Es geht ein alter Weg entlangAn wilden Gärten und einsamen Mauern.Tausendjährige Eiben schauernIm steigenden fallenden Windgesang.Die Falter tanzen, als stürben sie bald,Mein Blick trinkt weinend die Schatten und Lichter.Ferne schweben FrauengesichterGeisterhaft ins Blau gemalt.Ein Lächeln zittert im Sonnenschein,Indes ich langsam weiterschreite;Unendliche Liebe gibt das GeleiteLeise ergrünt das harte Gestein.
In dunkler Erde ruht der heilige Fremdling.Es nahm von sanftem Munde ihm die Klage der Gott,Da er in seiner Blüte hinsank.Eine blaue BlumeFortlebt sein Lied im nächtlichen Haus der Schmerzen.
Schlaf und Tod, die düstern AdlerUmrauschen nachtlang dieses Haupt:Des Menschen goldnes BildnisVerschlänge die eisige WogeDer Ewigkeit. An schaurigen RiffenZerschellt der purpurne LeibUnd es klagt die dunkle StimmeÜber dem Meer.Schwester stürmischer SchwermutSieh ein ängstlicher Kahn versinktUnter Sternen,Dem schweigenden Antlitz der Nacht.
Immer wieder kehrst du Melancholie,O Sanftmut der einsamen Seele.Zu Ende glüht ein goldener Tag.Demutsvoll beugt sich dem Schmerz der Geduldige,Tönend von Wohllaut und weichem Wahnsinn.Siehe! es dämmert schon.Wieder kehrt die Nacht und klagt ein SterblichesUnd es leidet ein anderes mit.Schaudernd unter herbstlichen SternenNeigt sich jährlich tiefer das Haupt.