Am Abend, wenn die Glocken Frieden läuten,Folg ich der Vögel wundervollen Flügen,Die lang geschart, gleich frommen Pilgerzügen,Entschwinden in den herbstlich klaren Weiten.Hinwandelnd durch den dämmervollen GartenTräum ich nach ihren helleren GeschickenUnd fühl der Stunden Weiser kaum mehr rücken.So folg ich über Wolken ihren Fahrten.Da macht ein Hauch mich von Verfall erzittern.Die Amsel klagt in den entlaubten Zweigen.Es schwankt der rote Wein an rostigen Gittern,Indes wie blasser Kinder TodesreigenUm dunkle Brunnenränder, die verwittern,Im Wind sich fröstelnd blaue Astern neigen.
Schlaf und Tod, die düstern AdlerUmrauschen nachtlang dieses Haupt:Des Menschen goldnes BildnisVerschlänge die eisige WogeDer Ewigkeit. An schaurigen RiffenZerschellt der purpurne LeibUnd es klagt die dunkle StimmeÜber dem Meer.Schwester stürmischer SchwermutSieh ein ängstlicher Kahn versinktUnter Sternen,Dem schweigenden Antlitz der Nacht.
Auf dunklen Bänken sitzen sie gedrängtUnd heben die erloschnen Blicke aufZum Kreuz. Die Lichter schimmern wie verhängt,Und trüb und wie verhängt das Wundenhaupt.Der Weihrauch steigt aus güldenem GefäßZur Höhe auf, hinsterbender GesangVerhaucht, und ungewiss und süß verdämmertWie heimgesucht der Raum. Der Priester schreitetVor den Altar; doch übt mit müdem Geist erDie frommen Bräuche - ein jämmerlicher Spieler,Vor schlechten Betern mit erstarrten Herzen,In seelenlosem Spiel mit Brot und Wein.Die Glocke klingt! Die Lichter flackern trüber -Und bleicher, wie verhängt das Wundenhaupt!Die Orgel rauscht! In toten Herzen schauertErinnerung auf! Ein blutend SchmerzensantlitzHüllt sich in Dunkelheit und die VerzweiflungStarrt ihm aus vielen Augen nach ins Leere.Und eine, die wie aller Stimmen klang,Schluchzt auf - indes das Grauen wuchs im Raum,Das Todesgrauen wuchs: Erbarme dich unser -Herr!
Ein Brunnen singt. Die Wolken stehnIm klaren Blau die weißen zarten.Bedächtig stille Menschen gehnAm Abend durch den alten Garten.Der Ahnen Marmor ist ergrautEin Vogelzug streift in die Weiten.Ein Faun mit toten Augen schautNach Schatten, die ins Dunkel gleiten.Das Laub fällt rot vom alten BaumUnd kreist herein durchs offene Fenster.Ein Feuerschein glüht auf im RaumUnd malet trübe Angstgespenster.Opaliger Dunst webt über das GrasEin Teppich von verwelkten Düften.Im Brunnen schimmert wie grünes GlasDie Mondessichel in frierenden Lüften.
Stille im nächtigen Zimmer.Silbern flackert der LeuchterVor dem singendem OdemDes Einsamen;Zaubrisches Rosengewölk.Schwärzlicher FliegenschwarmVerdunkelt den steinernen Raum,Und es starrt von der QualDes goldenen Tags das HauptDes Heimatlosen.Reglos nachtet das Meer.Stern und schwärzliche FahrtEntschwand am Kanal.Kind, dein kränkliches LächelnFolgte mir leise im Schlaf.
Sonne, herbstlich dünn und zag,Und das Obst fällt von den Bäumen.Stille wohnt in blauen RäumenEinen langen Nachmittag.Sterbeklänge von Metall;Und ein weißes Tier bricht nieder.Brauner Mädchen rauhe LiederSind verweht im Blätterfall.Stirne Gottes Farben träumt,Spürt des Wahnsinns sanfte Flügel.Schatten drehen sich am HügelVon Verwesung schwarz umsäumt.Dämmerung voll Ruh und Wein;traurige Gitarren rinnen.Und zur milden Lampe drinnenKehrst du wie im Traume ein.
– Der Wald, der sich verstorben breitet –Und Schatten sind um ihn, wie Hecken.Das Wild kommt zitternd aus Verstecken,Indes ein Bach ganz leise gleitet.Und Farnen folgt und alten SteinenUnd silbern glänzt aus Laubgewinden.Man hört ihn bald in schwarzen Schlünden –Vielleicht, daß auch schon Sterne scheinen.Der dunkle Plan scheint ohne Maßen,Verstreute Dörfer, Sumpf und Weiher,Und etwas täuscht dir vor ein Feuer.Ein kalter Glanz huscht über Straßen.Am Himmel ahnet man Bewegung,Ein Heer von wilden Vögeln wandernNach jenen Ländern, schönen, andern.Es steigt und sinkt des Rohres Regung.
Über den Wäldern schimmert bleichDer Mond, der uns träumen macht,Die Weide am dunklen TeichWeint lautlos in die Nacht.Ein Herz erlischt – und sachtDie Nebel fluten und steigen –Schweigen, Schweigen!