Der Tod das ist die kühle Nacht,Das Leben ist der schwüle Tag.Es dunkelt schon, mich schläfert,Der Tag hat mich müd gemacht.Über mein Bett erhebt sich ein Baum,Drin singt die junge Nachtigall;Sie singt von lauter Liebe,Ich hör es sogar im Traum.
Das gelbe Laub erzittert, Es fallen die Blätter herab; Ach, alles was hold und lieblich, Verwelkt und sinkt ins Grab. Die Gipfel des Waldes umflimmert Ein schmerzlicher Sonnenschein; Das mögen die letzten Küsse des scheidenden Sommers sein. Mir ist, als müßt ich weinen Aus tiefstem Herzensgrund; Dies Bild erinnert mich wieder An unsesre Abschiedsstund´. Ich mußte von dir scheiden, Und wußte, du stürbest bald; Ich war der scheidende Sommer, Du warst der sterbende Wald.
Nicht lange täuschte mich das Glück,Das du mir zugelogen,Dein Bild ist wie ein falscher TraumMir durch das Herz gezogen.Der Morgen kam, die Sonne schien,Der Nebel ist zerronnen;Geendigt hatten wir schon längst,Eh wir noch kaum begonnen.
Blieb ich doch ein Junggeselle! –Seufzte Pluto tausendmal –Jetzt, in meiner Eh´standsqual,Merk´ ich, früher ohne WeibWar die Hölle keine Hölle.Blieb ich doch ein Junggeselle!Seit ich Proserpien hab´,Wünsch´ ich täglich mich ins Grab!Wenn sie keift, so hör ich kaumMeines Cerberus Gebelle.Stets vergeblich, stets nach FriedenRing´ ich. Hier im SchattenreichKein Verdammter ist mir gleich!Ich beneide SysiphusUnd die edlen Danaiden.
Im wunderschönen Monat Mai,als Knospen sprangen,da ist in meinem Herzendie Liebe aufgegangen.Im wunderschönen Monat Mai,als alle Vögel sangen,da hab ich ihr gestandenmein Sehnen und Verlangen.
Daß du mich liebst, das wußt´ ich,Ich hatt´ es längst entdeckt.Doch als du mir´s gestanden,Hat es mich tief erschreckt. Ich stieg wohl auf die BergeUnd jubelte und sang:Ich ging ans Meer und weinteBeim Sonnenuntergang. Mein Herz ist wie die SonneSo flammend anzusehn,Und in ein Meer von LiebeVersinkt es groß und schön.
Im düstern Auge keine Träne,Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne:"Deutschland, wir weben dein Leichentuch,Wir weben hinein den dreifachen Fluch Wir weben, wir weben!Ein Fluch dem Gotte, zu dem wir gebetenIn Winterskälte und Hungersnöten;Wir haben vergebens gehofft und geharrt,Er hat uns geäfft und gefoppt und genarrt Wir weben, wir weben!Ein Fluch dem König, dem König der Reichen,Den unser Elend nicht konnte erweichen,Der den letzten Groschen von uns erpreßt,Und uns wie Hunde erschiessen läßt Wir weben, wir weben!Ein Fluch dem falschen Vaterlande,Wo nur gedeihen Schmach und Schande,Wo jede Blume früh geknickt,Wo Fäulnis und Moder den Wurm erquickt Wir weben, wir weben!Das Schiffchen fliegt, der Webstuhl kracht,Wir weben emsig Tag und Nacht Altdeutschland, wir weben dein Leichentuch,Wir weben hinein den dreifachen Fluch,Wir weben, wir weben!"
Am Meer, am wüsten, nächtlichen Meer Steht ein Jüngling-Mann, Die Brust voll Wehmut, das Haupt voll Zweifel, Und mit düstern Lippen fragt er die Wogen: "O löst mir das Rätsel, Das qualvoll uralte Rätsel, Worüber schon manche Häupter gegrübelt, Häupter in Hieroglyphenmützen, Häupter in Turban und schwarzem Barett, Perückenhäupter und tausend andere Arme schwitzende Menschenhäupter –Sagt mir, was bedeutet der Mensch? Woher ist er gekommen? Wo geht er hin? Wer wohnt dort oben auf goldenen Sternen?" Es murmeln die Wogen ihr ewges Gemurmel, Es wehet der Wind, es fliehen die Wolken, Es blinken die Sterne, gleichgültig und kalt, Und - ein Narr wartet auf Antwort.
Das Meer erglänzte weit hinausIm letzten Abendscheine;Wir saßen am einsamen Fischerhaus,Wir saßen stumm und alleine.Der Nebel stieg, das Wasser schwoll,Die Möwe flog hin und wider;Aus deinen Augen, liebevoll,Fielen die Tränen nieder.Ich sah sie fallen auf deine Hand,Und bin aufs Knie gesunken;Ich hab von deiner weißen HandDie Tränen fortgetrunken.Seit jener Stunde verzehrt sich mein Leib,Die Seele stirbt vor Sehnen; -Mich hat das unglücksel´ge Weib Vergiftet mit ihren Tränen.
Laß die heil´gen Parabolen,Laß die frommen Hypothesen -Suche die verdammten FragenOhne Umschweif uns zu lösen.Warum schleppt sich blutend, elend,Unter Kreuzlast der Gerechte,Während glücklich als ein SiegerTrabt auf hohem Roß der Schlechte?Woran liegt die Schuld? Ist etwaUnser Herr nicht ganz allmächtig?Oder treibt er selbst den Unfug?Ach, das wäre niederträchtig.Also fragen wir beständig,Bis man uns mit einer HandvollErde endlich stopft die Mäuler –Aber ist das eine Antwort?