Komm, o Nacht! – und nimm mich hin,Daß ich schlafend mich vergesse,Länger nicht mit wachem SinnMeines Kummers Tiefen messe.Schlafe, müdes, wundes HerzDeine Klagen sind vergebens.Schlaf ist Balsam deinem Schmerz,Traum die Blüte meines Lebens.
Du führtest einem heil´gen AmtAuf schönen Pfaden mich entgegenUnd hast die Kraft in mir entflammtUnd gossest auf mich deinen Segen,Und machtest sanft und leicht mein Joch:O Gott, wie glücklich bin ich doch!Der Friede wohn in meinem Haus,Es geht mich leuchtendem GefiederEin heit´rer Engel ein und aus,Erzählt mir Märchen, singt mir LiederUnd schenkt mir gold´ne Träume noch:O Gott, wie glücklich bin ich doch!Und einer heil´gen Flamme gleich,Die auf dem goldnen Leuchter glühet,Ist sie, die treu und anmutreichSich liebend nun um mich bemühetJe länger um so lieber noch:O Gott, wie glücklich bin ich doch!Es spielt um mich ein holdes Kind,Es grüßen helle Augensterne,Die Tage fliehen wie der Wind,Und von der Zukunft träum´ ich gerne;Mein Kind, ein Mann! erleb´ ich´s noch?O Gott, wie glücklich bin ich doch!Wohl weiß auch ich, was Trübsal heißt,Und hab´s bei früher Zeit erfahren;Doch in dem Kampf erstarkt der Geist,Und die Geduld wächst mit den Jahren,Und Hoffnung bleibt am Grabe noch:O Gott, wie glücklich bin ich doch!
Zur weißen Gans sprach einst vertraulich eine graue:"Laß uns spazieren gehn nach jener grünen Aue;Dort tun wir beide uns im jungen Grase gütlich,Denn in Gesellschaft gackt es sich doch gar gemütlich.""Nein", sprach die weiße Gans, "da muß ich refüsieren,Mit meinesgleichen nur geh´ ich am Tag spazieren,Vertraulichkeit mit dir gereichte nur zur Schande,Zwar bin ich eine Gans, doch eine Gans von Stande."
Ob dir ein Pfühl, mir karges MoosZum Wiesenlager ward bestellt,Uns Menschen traf das gleiche Los:Wir kamen elend auf die Welt!Ob eine Thräne mich begrüßt,Ob lauter Freudenruf erscholl,Als Liebe jubelnd dich geküßt:Wir kamen hülflos, schmerzensvoll!Und wie und wo wir immer gehn,Im Hermelin, im Bettelkleid,Im dunklen Thal, auf lichten Höhn:Ein jeder hat sein eigen Leid!Dem zuckt der Schmerz im Angesicht,Und jener scherzt und fühlt doch tief,Daß ihm ein Dorn die Brust zersticht, –Und keinem ward ein Freiheitsbrief! –
Oft stellt sich jene Zeit mir dar,wo ich ein frohes Kind noch warund oft am knisternden Kaminmich wiegte auf des Vaters Knien.Und wenn der Abend still genaht,die Mutter um ein Märchlein bat,wo sie dann freundlich ausgestelltvor meinem Blick die Zauberwelt:Mit Bäumen, welche ewig grünen,mit Blumen, welche nie verblüh´n,mit Schlössern von Diamantenstein,mit Rittern, Riesen, Zwergen, Fei´n.
Aus fernem Land,vom Meeresstrandauf hohen, luftigen Wegenfliegst, Schwalbe, duohne Rast und Ruhder lieben Heimat entgegen.So ohne Rastin freudiger Hastauf hohen, luftigen Wegenflieg ich unverwandtdem Heimatland,dem lenzgeschmückten,entgegen.
Den Blick ins Herz und frage dich,Ob drinnen aufgestelltDie Krippe mit dem Christuskind,Dem Herren aller Welt,Und ob das Kreuz dabei nicht fehltMit seinem blut´gen Schein;Für Bethlehem und GolgathaMuß Raum im Herzen sein!Und dann hinaus in alle Welt!Und wo noch weilt die Nacht,Verkünde du als MorgensternDen Tag, den Gott gemacht!Gründ´ überall ein Bethlehem,Wo man die Krippe sieht,Und überall ein Golgatha,Wo man am Kreuze kniet.
Du junges Grün nach WintertagenDu Gruß vom jungen Frühlingsmorgen,Du sproßtest auf, um mir zu sagen:Gib nun den Winden Gram und SorgenUnd froh klopft dir mein Herz entgegen,Du lehrst es wieder gläubig hoffen;Die Erde träuft von Gottes Segen,Und drüber steht der Himmel offen.