Und wenn ich dich jetzt wieder seh´,Bewegt mein Herz sich kaum;Da thut mir´s in der Seele wehDaß alles Glück nur Traum.Wie wir geliebt einst und geglüht,Vergessen hätt´ ich´s bald;Dein schönes Antlitz ist verblüht,Ach! und mein Herz ist kalt.Bedenk´ ich wie in Lust und SchmerzDu mein warst und ich dein,Da könnt ich weinen daß ein HerzKann gar so treulos sein.
O sel´ger Tag! O sel´ge Lust!Mein bist du! Wie ein junger Held,So lieg´ ich stolz an deiner Brust,Als läg´ ich an der Brust der Welt.Stumm darf ich ruh´n an deinem Mund,Bis ich versinke ganz in dir;Das Meer der Lust ist ohne GrundUnd schlägt zusammen über mir.
Wie lang ach! warst du in der Ferne! Zog auch mein liebend Herz mit dir, Du standest nur, gleich einem Sterne, In meinen Träumen über mir. Doch, deucht mir, warst du bei mir immer, Seh´ ich dir jetzt ins Angesicht – Weil ganz der alten Liebe Schimmer Aus deinem treuen Auge bricht. Und hältst du mich so lind umfangen Mit unverlernter Zärtlichkeit – Ist mir, als wären wir gegangen So Hand in Hand die ganze Zeit. Vergessen ist nun alles Scheiden, Daß wir einst fern, wir glauben´s kaum: Beisammen sind wir stets, wir beiden, Und nur die Trennung war ein Traum.
Könnt´ ich zu dir, mein Licht,Nur einmal, einmal dringen!Von deinem AngesichtNur einem Strahl erschwingen!Könnt´ ich an dein GewandNur einmal, einmal rühren!Und deine kleine HandMit süßem Schauer spüren!Könnt´ ich an deinem MundNur einmal, einmal hangen!Und dann vergeh´n zur Stund In wonnevollem Bangen!
O fürchte nicht, wenn dir das AlterVom Haupte Blüt´ um Blüte bricht,Daß dann ein Blick, ein trüber, kalter,Fall´ auf dein bleiches Angesicht.Wohl blässer wird der äuß´re Schimmer,Doch heller wird der inn´re Schein;Drum lieber nur und tiefer immerSchau´ ich ins Auge dir hinein.Da seh´ ich all´ die Liebesfülle,Die reicher ward von Jahr zu Jahr;Es dringet durch des Alters HülleDer Seele Schönheit hell und klar.Da seh´ ich nicht die müden Wangen,Der Jahre Furchen seh´ ich nicht –Es ist mir strahlend aufgegangenDein inn´res Engelsangesicht.
Geh´ still auf deinen Wegen,Wie auch die Menge schilt,Du trägst in dir den Segen,Der alles Leid vergilt.Ob sich die Menschen zeigen,Auch klein und liebelos,Der Menschheit bleib´ treu eigen,Die ist so schön und groß.
Es saust der Baum auf ödem FeldDie Wolken niederhangen;Das Blühen ist vergangenDas Hoffen aus der Welt.Versunken ist manch treue Brust,Die Winde drüber wehen;Das Glück darf nicht bestehenNichts bleibt – als der Verlust.Die Blätter rauschen ab vom Baum,Im Thal die Nebel weben;Dahin ist Lust und Leben,Und alles ist ein Traum.
Wenn ich im stillen Friedhof geh´,Wird mir so schwer zu Herzen,Daß man die treuste Menschenbrust,Die mitgetragen Leid und Lust,So eilig kann verschmerzen.Gras wächst darüber, ach wie bald!Das Grab wird selber heiter.Wie wenn ein Blatt vom Wipfel fällt,So geht ein Leben aus der Welt –Die Vögel singen weiter.O Menschenherz mit deinem Stolz!Was flüstern die Cypressen?"Wir stehn auf einem schmalen Raum,Darunter liegt ein Herze kaum,So ist es schon vergessen."
Im Banne deiner Augenverweilte ich manche Stunde,doch hast du nie geschauetin meiner Seele Grund.Nie hast du dich gebeugetüber meines Herzens Weh,Dein Bild darin zu sehenwie in tiefer dunkler See.Nie hat an meinem BusenDein liebes Haupt gelauscht,wie heimlich in der Tiefedie Liebe klingt und rauscht.Die Perle ruht im Meere,der Edelstein im Schacht -kehr ein, du heißgeliebte,in meines Busens Nacht!Ihm ist von allen tiefenan Reichtum keine gleich -in meinem Herzen, dann liegt dirvon Liebe ein König Reich.