Was einst mein Herz erquickte,Der Himmel Stern an Stern,Seit in Dein Aug ich blickte,Wie lass´ ich ihn so gern! Nach einem Zauber heb´ ichMein Aug´, nach einer Zier:Ah! alle Schönheit geb´ ichUm einen Blick von dir. Was einst mein Leben schmückte,Des Wissens goldner Kern,Seit ich ans Herz dich drückte,Wie miss´ ich ihn so gern! Nach einem Glücke streb´ ich,Nach einem Trostpanier:Ach! alle Weisheit geb´ ichUm ein Kuß von dir.
Wie lang ach! warst du in der Ferne! Zog auch mein liebend Herz mit dir, Du standest nur, gleich einem Sterne, In meinen Träumen über mir. Doch, deucht mir, warst du bei mir immer, Seh´ ich dir jetzt ins Angesicht – Weil ganz der alten Liebe Schimmer Aus deinem treuen Auge bricht. Und hältst du mich so lind umfangen Mit unverlernter Zärtlichkeit – Ist mir, als wären wir gegangen So Hand in Hand die ganze Zeit. Vergessen ist nun alles Scheiden, Daß wir einst fern, wir glauben´s kaum: Beisammen sind wir stets, wir beiden, Und nur die Trennung war ein Traum.
Nächtlich oft in wachen Träumen Steiget vor mir auf dein Bild, Schaut mich an so tief und innig Mit den Augen braun und mild. Mit den großen Kinderaugen, Die ich oft dir zugeküßt; Und mir ist, als ob ich wieder Sie mit Küssen schließen müßt´. Als sie langsam untergingen In der Flut der Todesnacht, Hast du wohl, nach Osten schauend, Noch einmal an mich gedacht. Ach! nicht ich hab´, als du starbest, Weinend mich herabgebückt Und die treuen Augen dir zum Ew´gen Schlummer zugedrückt. Wie! nun können sie nicht schlafen, Die nicht Liebe zugethan; Und sie öffnen sich und schaun mich Vorwurfsvoll und bittend an.
O fürchte nicht, wenn dir das AlterVom Haupte Blüt´ um Blüte bricht,Daß dann ein Blick, ein trüber, kalter,Fall´ auf dein bleiches Angesicht.Wohl blässer wird der äuß´re Schimmer,Doch heller wird der inn´re Schein;Drum lieber nur und tiefer immerSchau´ ich ins Auge dir hinein.Da seh´ ich all´ die Liebesfülle,Die reicher ward von Jahr zu Jahr;Es dringet durch des Alters HülleDer Seele Schönheit hell und klar.Da seh´ ich nicht die müden Wangen,Der Jahre Furchen seh´ ich nicht –Es ist mir strahlend aufgegangenDein inn´res Engelsangesicht.
Geh´ still auf deinen Wegen,Wie auch die Menge schilt,Du trägst in dir den Segen,Der alles Leid vergilt.Ob sich die Menschen zeigen,Auch klein und liebelos,Der Menschheit bleib´ treu eigen,Die ist so schön und groß.
Jüngst sagt ich dir mit kühnem ScherzenEin Liebeswort von trautem Schall,Das klingt mir fort und fort im HerzenUnd schlägt wie eine Nachtigall –Das trillert ohne Rast und Ruh´:Du Liebe du!Gern möcht´ ich dir es öfter sagen,Dies holde Wort, so treu gemeint;Gar lockend ist´s, mit süßem ZagenZu wagen, was verboten scheint –Vergönne, daß ich´s wieder tu´:Du Liebe du!Dürft´ ich dich so im Ernste nennen!Dürft´ all mein Ich im Du vergehen!Im freien, freudigen Bekennen,Wie gut sich Herz und Herz verstehen –O laß mich sagen immerzu: Du Liebe du!
Kaum ruhte ich in ihren Armen Wie nach dem Sturm im Hafen aus, So reißt die Welle ohn´ Erbarmen Mich wieder in die See hinaus. So tobt denn, Winde! heule, Brandung! Ihr wilden Fluten meint es gut – Nur nach dem Sturme freut die Landung, Und nur im Kampfes reift der Mut.
Und wenn ich dich jetzt wieder seh´,Bewegt mein Herz sich kaum;Da thut mir´s in der Seele wehDaß alles Glück nur Traum.Wie wir geliebt einst und geglüht,Vergessen hätt´ ich´s bald;Dein schönes Antlitz ist verblüht,Ach! und mein Herz ist kalt.Bedenk´ ich wie in Lust und SchmerzDu mein warst und ich dein,Da könnt ich weinen daß ein HerzKann gar so treulos sein.
Noch einen Blick voll Liebessegen, Noch einen Kuß, bevor wir gehn! Als lichten Schatz auf dunkeln Wegen, Als Zehrung bis zum Wiedersehen. Ob wir auch enger uns umfassen, Die Arme schlingen wie ein Band: Es gilt zu scheiden und zu lassen, Und nicht zu ketten Hand in Hand. So wandle denn die Bahn der Schmerzen, Und weine nicht und denke mein; Leb wohl, leb wohl! Reiß Herz vom Herzen! Die Liebe wird dein Engel sein. Sie schütze dich auf deinen Wegen, Daß ich dich fröhlich wiederseh´- Noch einen Blick voll Liebessegen, Noch einen Kuß, und nun ade!