Wenn die ersten Veilchen blühnIst die Rosenzeit nicht fern.Mädchenwangen rosig glühn,Trifft sie ein geliebter Stern.Scheitert an der Blicke KlippenNicht der Mund, zu bittrem Leid,Von den Augen zu den LippenIst es dann nicht allzuweit.
Leeres Reden, Kommen, Gehen,Schales Lächeln, Lachen auch,Alles mußtest du verstehen,Heuchelnd nach des Tages Brauch! Unergründet muß es bleiben,Glatt und trügrisch wie die Welt,Wenn dein Wesen ihrem TreibenWiderwillig ward gesellt.Dein erst, wenn der Tag zerstoben,Ist, was dir die Seel´ umfaßt,Dein des Glücks, der Schmerzen Toben,Dein geliebter Sorgen Last.
Wie du´s ihnen einmal recht gemacht,so wollen sie´s immer haben,Und ob du zehnmal Bessres erdacht,Sie hadern mit deinen Gaben.Was schiert sie, daß dich das Leben geführt,Und anders dein Müssen und Sollen!Du sollst nur können, was sie berührt,Und kannst nichts, was sie nicht wollen.Daß du sie führest so wie du mußt,Nie werden sie dir´s erlauben!Das alte Lied und der alte Wust,Man predigt Blinden und Tauben!
Wohl wahr, daß uralt alles Klagen,Daß allen Jammer, jede Noth,Schon sonst ein Menschenherz getragenSolang das Leben führt zum Tod.Doch immer neu wird all sein Ringen,Mit dem er durch die Zeiten geht,Der Mensch in jener Sprache singen,In der die Menschheit sich versteht.
Stille Tage, die ihr leise Von des Schaffens Ernst beschwingt, Mir in störungslosem Gleise Kaum bemerkt vorüber gingt: Thätig war´t ihr überlegen Unruhvoller Gegenwart, Und so fühl´ ich euren Segen Mir im Tiefsten offenbart. Ja, den Segen zu vollenden, Wißt ihr für des Liedes Ton Noch die Stimmung mir zu spenden, Als der Arbeit schönsten Lohn.
Noch ist die blühende, goldene Zeit,du schöne Welt, wie bist du so weit!Und so weit ist mein Herz und so blau, wie der Tag,Wie die Lüfte durchjubelt von Lerchenschlag.Ihr Fröhlichen singt, weil das Leben noch mai´t:Noch ist die blühende, goldene Zeit,Noch sind die Tage der Rosen!
Hielte die Jugend immer Maß Und verstünden die Philister Spaß, Geriet´ in jedem Jahre der Wein, Oder tät´s Gold vom Himmel schnei´n; Wären die Weiber durch die Bank Schön und gefällig und ohne Wank; Gäb´s vor der Wahrheit keine Scheu, Und keine Torheit und keine Reu; Könnte man fürder ungeprellt Über Tag und Herz und Willen schalten, Wär´s in so hochvollkomm´ner Welt Nicht länger auszuhalten!
Ob wir´s erlitten, ob verschuldet Vergangnes ist nicht abgetan. Ob losgekämpft und ungeduldet, Es folgt im Stillen unsrer Bahn. Dem Überraschten naht es leise, Heut mit verklärender Gewalt, Und morgen tritt´s in unsre Kreise Verkehrt zu wilder Mißgestalt.
Aus reinster Tiefe muß es stammenUnd wie des Himmels Blau so treu,Was eure Seelen fügt zusammen,Dann bleibt´s euch ewig frisch und neu.Aus erster Lieb´ und erster WonneSproßt jede Blüt´ am Lebensbaum;wie ging die Zeit, wie ging die SonneDahin? – Ihr wißt es selber kaum.
Du zürnst dem Wort, das, kühl betont,Wie Undank dich getroffen,Und fühlst mit Bitterkeit belohntDein Geben und dein Hoffen.Befrag´ dich selbst, und halt´ in RuhDes Vorwurfs Pfeil im Köcher,Ob bittre Tropfen nicht auch duGemischt in fremden Becher!