Goldner NebelsonnenduftÜberhaucht Gebirg und Flur.Droben steht ein Wölkchen nurIn der windstill reinen Luft.Auf dem See ein FischerkahnMit den Segeln gelb und blau,Drauf gemalt die Himmelsfrau,Zieht wie träumend seine Bahn.Rings kein Laut der wachen WeltUm des Monte Baldo Thron,Gleich als wüßten´s alle schon,Daß der Alte Siesta hält.Leis am Ufer gluckst die Flut;Auch der Kummer, der zur NachtMich um meinen Schlaf gebracht,Hält den Atem an und ruht.
Zwischen Nacht und frühem TagZu mir kamen die bösen Träume,Böse Träume, süße Träume,Da ich wach und wehrlos lag.Rissen der Liebe wild und zagAllen Schleiertrug herunter.Glut ging auf – ach, Ruh´ ging unterZwischen Nacht und frühem Tag!
Welch ein Scheiden ist seligerAls zu scheiden von Mädchentagen?Welch ein Klagen ist fröhlicherAls in Myrten um Veilchen klagen?Da dein Schifflein im Hafen lag,Meerwärts oft die Wimpel sich regten,Ob auch kosender Wellenschlag,Land und Himmel es heimlich hegten.Nun die Anker gelichtet sind,O wie fröhlich die Fahrt ins Weite!Düfte schwimmen im Frühlingswind,Und du lächelst an seiner Seite.Manch ein segender Seufzer schwingtSich ins Segel, lind es zu schwellen.Laß dies Lied, das Liebe singt,Sich als günstigen Hauch gesellen!
Sieh, die Kastanien – noch nicht entfaltenSie ihre Knospen, harzig gebräunt.Den weißen Schneehut hat aufbehaltenDer Monte Baldo, mein alter Freund.Der schöne Frühling kommt zögernd heuer;So warm der Mittag, die Nacht ist rauh.Auch im Kamin ist ein kleines FeuerNoch sehr willkommen der lieben Frau.Jungfräulich herbe sind noch die Lüfte,Noch hat kein Vogel sein Nest gebaut,Doch von der Halde wehn Veilchendüfte,Süß wie der Atem der jungen Braut.Wer weiß, wie bald uns der Lenz beschieden,Des holde Nähe sich schon verriet.Ich fand heut früh an des Märzen IdenSchon Pfirsichblüten und dieses Lied.
Am Himmel Wolkenjagd, bleifarb´ge Helle,In Frost erschauernd lag die Flur, die nackte;Fern sah herüber spukhaft der Soracte,Und lautlos schlich die gelbe Tiberwelle.Ein junges Hirtenpaar, in ZiegenfelleGehüllt, schritt mit dem Dudelsack im TakteDem Tore zu, bis sie die Wache packteUnd unsanft sie hinwegwies von der Schwelle.Erblichen ist in Rom, ihr guten Kinder,Der Stern, der einst in Bethlehem erglommen.Der Felsen Petri ward zur schroffen Klippe.Und pochtet ihr am Vatikan, noch minderWär´ dort die Mahnung an den Stall willkommen,Wo einst das Heil der Welt lag in der Krippe.
Im Lenz, wenn die Veilchen blühn zu Hauf, Gib acht, da wachen die Tränen auf. Im Herbst, fiel alles Laub vom Baum. Ach Lieb´ und Glück vergangen wie im Traum! Gib acht, so ist der Dinge Lauf: Blumen und Wunden brechen im Frühling auf.
Soll ich ihn lieben,Soll ich ihn lassen,Dem sich mein Herz schon heimlich ergab?Soll ich mich üben, Recht ihn zu hassen,Rate mir gut, doch rate nicht ab.Wild ist er freilich,Hastig von Sitten,Keiner begreift es, wie lieb ich ihn hab.Aber so heiligKann er auch bitten,Rate mir gut, doch rate nicht ab.Reichere könnt´ ich,Weisere haben,Gut ist im Leben ein sicherer Stab.Keiner doch gönnt´ ichDen wilden Knaben –Rate mir gut, doch rate nicht ab.Laß ich von schlimmerWahl mich betören,Besser, ich legte mich gleich ins Grab,Klug ist es immerAuf Rat zu hören,Rate mir gut, doch rate nicht ab.
Du magst mir deine Schmerzen singen,Denn auch das Leid erweckt mir Lust,Hör´ ich die tiefen Töne dringenAus hartgewöhnter Männerbrust.Doch wahrlich, kein Gesang ist schlimmer,Kein Ton, der so an Windeln mahnt,Als jenes zärtliche GewimmerDes Lyrikers, der ewig zahnt.
So herzlich küsse jeden Kuß,Als dächtest du, der letzte sei´s!O blicke jeden Blick so heiß,Wie man beim Scheiden blicken muß!Hängt Seel´ and Seele noch so bang´,Die Stunde kommt der letzten Not!Nahmst du nicht Abschied lebenslang,Wie überlebtest du den Tod?