Goldner NebelsonnenduftÜberhaucht Gebirg und Flur.Droben steht ein Wölkchen nurIn der windstill reinen Luft.Auf dem See ein FischerkahnMit den Segeln gelb und blau,Drauf gemalt die Himmelsfrau,Zieht wie träumend seine Bahn.Rings kein Laut der wachen WeltUm des Monte Baldo Thron,Gleich als wüßten´s alle schon,Daß der Alte Siesta hält.Leis am Ufer gluckst die Flut;Auch der Kummer, der zur NachtMich um meinen Schlaf gebracht,Hält den Atem an und ruht.
Du magst mir deine Schmerzen singen,Denn auch das Leid erweckt mir Lust,Hör´ ich die tiefen Töne dringenAus hartgewöhnter Männerbrust.Doch wahrlich, kein Gesang ist schlimmer,Kein Ton, der so an Windeln mahnt,Als jenes zärtliche GewimmerDes Lyrikers, der ewig zahnt.
Der Himmel hat keine Sterne so klar,Das Meer so keine Korallen,Wie mir ein MenschenaugenpaarUnd Menschenlippen gefallen.Er wandert unter den Sternen dahin,Er wandert über die Meere,Er geht mir immer durch den Sinn,Dem ich zu eigen gehöre.
Ach, wer versteht sein eigen Herz!Ein Rätsel ist dir´s, in die Brust geschaffen;Heute schwer wie ein Berg von Erz,Will es dich in die Tiefe raffen;Morgen aller Schwere entbunden,Jauchzend lodert es wolkenwärts,Und dann in gleichgemessenen StundenGelassen trägt es Lust und Schmerz.Ach, wer beherrscht sein eigen Herz!
In Sternennacht,wenn´s dämmert sachtüber Feld und Heide,mußt himmelwärtso Menschenherzdich heben in Lust und Leide.
Geheimnis bleibt dem tiefsten Geist,Was Dasein heißt.Gott hat das Rätsel ausgesprochen,Sich selbst darüber den Kopf zerbrochen,Bis er in Scherben zerschellt;Die nennt man nun: die Welt.
Verzogen,Verflogen,Alle Vögel aus dem Nest!Nur die Mauern,Sie dauern,Überdauern die Gäst´.Junge Zeiten,Sie schreitenWie Geister vorbei.Wo ist nun gebliebenDas Lachen, das Lieben?Blieb keines dir treu?Von weitenDa läutenDie Glocken wie einst.Alter Träumer, entrinne,Daß am Fenster die SpinneNicht sieht, wie du weinst!
Am Himmel Wolkenjagd, bleifarb´ge Helle,In Frost erschauernd lag die Flur, die nackte;Fern sah herüber spukhaft der Soracte,Und lautlos schlich die gelbe Tiberwelle.Ein junges Hirtenpaar, in ZiegenfelleGehüllt, schritt mit dem Dudelsack im TakteDem Tore zu, bis sie die Wache packteUnd unsanft sie hinwegwies von der Schwelle.Erblichen ist in Rom, ihr guten Kinder,Der Stern, der einst in Bethlehem erglommen.Der Felsen Petri ward zur schroffen Klippe.Und pochtet ihr am Vatikan, noch minderWär´ dort die Mahnung an den Stall willkommen,Wo einst das Heil der Welt lag in der Krippe.
Sieh, die Kastanien – noch nicht entfaltenSie ihre Knospen, harzig gebräunt.Den weißen Schneehut hat aufbehaltenDer Monte Baldo, mein alter Freund.Der schöne Frühling kommt zögernd heuer;So warm der Mittag, die Nacht ist rauh.Auch im Kamin ist ein kleines FeuerNoch sehr willkommen der lieben Frau.Jungfräulich herbe sind noch die Lüfte,Noch hat kein Vogel sein Nest gebaut,Doch von der Halde wehn Veilchendüfte,Süß wie der Atem der jungen Braut.Wer weiß, wie bald uns der Lenz beschieden,Des holde Nähe sich schon verriet.Ich fand heut früh an des Märzen IdenSchon Pfirsichblüten und dieses Lied.