Sieh, die Kastanien – noch nicht entfaltenSie ihre Knospen, harzig gebräunt.Den weißen Schneehut hat aufbehaltenDer Monte Baldo, mein alter Freund.Der schöne Frühling kommt zögernd heuer;So warm der Mittag, die Nacht ist rauh.Auch im Kamin ist ein kleines FeuerNoch sehr willkommen der lieben Frau.Jungfräulich herbe sind noch die Lüfte,Noch hat kein Vogel sein Nest gebaut,Doch von der Halde wehn Veilchendüfte,Süß wie der Atem der jungen Braut.Wer weiß, wie bald uns der Lenz beschieden,Des holde Nähe sich schon verriet.Ich fand heut früh an des Märzen IdenSchon Pfirsichblüten und dieses Lied.
Verzogen,Verflogen,Alle Vögel aus dem Nest!Nur die Mauern,Sie dauern,Überdauern die Gäst´.Junge Zeiten,Sie schreitenWie Geister vorbei.Wo ist nun gebliebenDas Lachen, das Lieben?Blieb keines dir treu?Von weitenDa läutenDie Glocken wie einst.Alter Träumer, entrinne,Daß am Fenster die SpinneNicht sieht, wie du weinst!
Soll ich ihn lieben,Soll ich ihn lassen,Dem sich mein Herz schon heimlich ergab?Soll ich mich üben, Recht ihn zu hassen,Rate mir gut, doch rate nicht ab.Wild ist er freilich,Hastig von Sitten,Keiner begreift es, wie lieb ich ihn hab.Aber so heiligKann er auch bitten,Rate mir gut, doch rate nicht ab.Reichere könnt´ ich,Weisere haben,Gut ist im Leben ein sicherer Stab.Keiner doch gönnt´ ichDen wilden Knaben –Rate mir gut, doch rate nicht ab.Laß ich von schlimmerWahl mich betören,Besser, ich legte mich gleich ins Grab,Klug ist es immerAuf Rat zu hören,Rate mir gut, doch rate nicht ab.
Welch ein Scheiden ist seligerAls zu scheiden von Mädchentagen?Welch ein Klagen ist fröhlicherAls in Myrten um Veilchen klagen?Da dein Schifflein im Hafen lag,Meerwärts oft die Wimpel sich regten,Ob auch kosender Wellenschlag,Land und Himmel es heimlich hegten.Nun die Anker gelichtet sind,O wie fröhlich die Fahrt ins Weite!Düfte schwimmen im Frühlingswind,Und du lächelst an seiner Seite.Manch ein segender Seufzer schwingtSich ins Segel, lind es zu schwellen.Laß dies Lied, das Liebe singt,Sich als günstigen Hauch gesellen!
Ein scheues Wild die Gedanken sind.Jag ihnen nach, sie fliehen geschwind.Siehst du sie hellen Auges an,zutraulich wagen sie sich heran.Ein stiller Wanderer kann sie zähmen,das Futter ihm aus der Hand zu nehmen.
Du magst mir deine Schmerzen singen,Denn auch das Leid erweckt mir Lust,Hör´ ich die tiefen Töne dringenAus hartgewöhnter Männerbrust.Doch wahrlich, kein Gesang ist schlimmer,Kein Ton, der so an Windeln mahnt,Als jenes zärtliche GewimmerDes Lyrikers, der ewig zahnt.
Zwischen Nacht und frühem TagZu mir kamen die bösen Träume,Böse Träume, süße Träume,Da ich wach und wehrlos lag.Rissen der Liebe wild und zagAllen Schleiertrug herunter.Glut ging auf – ach, Ruh´ ging unterZwischen Nacht und frühem Tag!
Stürme brausten über Nacht,und die kahlen Wipfel troffen.Frühe war mein Herz erwacht,schüchtern zwischen Furcht und Hoffen.Horch, ein trautgeschwätz´ger Tondringt zu mir vom Wald hernieder.Nisten in den Zweigen schondie geliebten Amseln wieder? Dort am Weg der weiße Streif -Zweifelnd frag´ ich mein Gemüte:Ist´s ein später Winterreifoder erste Schlehenblüte?
Geheimnis bleibt dem tiefsten Geist,Was Dasein heißt.Gott hat das Rätsel ausgesprochen,Sich selbst darüber den Kopf zerbrochen,Bis er in Scherben zerschellt;Die nennt man nun: die Welt.