Zwischen Nacht und frühem TagZu mir kamen die bösen Träume,Böse Träume, süße Träume,Da ich wach und wehrlos lag.Rissen der Liebe wild und zagAllen Schleiertrug herunter.Glut ging auf – ach, Ruh´ ging unterZwischen Nacht und frühem Tag!
Du magst mir deine Schmerzen singen,Denn auch das Leid erweckt mir Lust,Hör´ ich die tiefen Töne dringenAus hartgewöhnter Männerbrust.Doch wahrlich, kein Gesang ist schlimmer,Kein Ton, der so an Windeln mahnt,Als jenes zärtliche GewimmerDes Lyrikers, der ewig zahnt.
Verzogen,Verflogen,Alle Vögel aus dem Nest!Nur die Mauern,Sie dauern,Überdauern die Gäst´.Junge Zeiten,Sie schreitenWie Geister vorbei.Wo ist nun gebliebenDas Lachen, das Lieben?Blieb keines dir treu?Von weitenDa läutenDie Glocken wie einst.Alter Träumer, entrinne,Daß am Fenster die SpinneNicht sieht, wie du weinst!
Schwüle Stunden! Flüsternd kaumBebt das Laub im Sommerwinde;Vogelstimmen wie im TraumGirren im Gezweig der Linde.Auf dem blumigen WiesenplanGlüht und zittert Sonnenhelle;Schlummertrunken ruht der SchwanAuf des Weihers blanker Welle.Ach, und mir in tiefster BrustBrechen auf die alten Wunden.Sehnsuchtsvoll in Qual und LustDenk´ ich alter schwüler Stunden!
Sieh, die Kastanien – noch nicht entfaltenSie ihre Knospen, harzig gebräunt.Den weißen Schneehut hat aufbehaltenDer Monte Baldo, mein alter Freund.Der schöne Frühling kommt zögernd heuer;So warm der Mittag, die Nacht ist rauh.Auch im Kamin ist ein kleines FeuerNoch sehr willkommen der lieben Frau.Jungfräulich herbe sind noch die Lüfte,Noch hat kein Vogel sein Nest gebaut,Doch von der Halde wehn Veilchendüfte,Süß wie der Atem der jungen Braut.Wer weiß, wie bald uns der Lenz beschieden,Des holde Nähe sich schon verriet.Ich fand heut früh an des Märzen IdenSchon Pfirsichblüten und dieses Lied.
Stürme brausten über Nacht,und die kahlen Wipfel troffen.Frühe war mein Herz erwacht,schüchtern zwischen Furcht und Hoffen.Horch, ein trautgeschwätz´ger Tondringt zu mir vom Wald hernieder.Nisten in den Zweigen schondie geliebten Amseln wieder? Dort am Weg der weiße Streif -Zweifelnd frag´ ich mein Gemüte:Ist´s ein später Winterreifoder erste Schlehenblüte?
Ein scheues Wild die Gedanken sind.Jag ihnen nach, sie fliehen geschwind.Siehst du sie hellen Auges an,zutraulich wagen sie sich heran.Ein stiller Wanderer kann sie zähmen,das Futter ihm aus der Hand zu nehmen.
Viel hier lehren die Trümmer doch eins,was nirgends gelehrt wird,selten im Leben und nie spricht manin Schulen davon:Ganz sein. Wenn du es einmal warst,so mögen Barbarentrümmern und bröckeln an dir:deine Gestalt – sie besteht.