Es schallten muntre LiederHell durch den Fichtenwald,Es kam ein muntrer ReiterZum Försterhause bald.Frau Muhme, guten Morgen,Wo bleibt die Liebste mein? –Sie lieget, krank zum Sterben,Im obern Kämmerlein.Er stieg in bittern TränenDie Treppe wohl hinauf,Er hemmte, vor der TüreDer Liebsten, ihren Lauf.Herein, herein, Geliebter,Zu schmerzlichem Besuch!Die heim du holen wolltest,Deckt bald das Leichentuch.Sie schläft in engem Sarge,Drauf liegt der Myrtenkranz;Du wirst nicht heim sie führen,Nicht bei Gesang und Tanz.Sie werden fort mich tragen,Und tief mich scharren ein,Du wirst mir Tränen weinen,Und eine andre frein. –Die du mich nie betrübet,Du meine Zier und Lust,Wie hast du jetzt geschnittenMir scharf in meine Brust!Drauf sahen zu einanderDie beiden ernst und mild,Verschlungen ihre Hände,Ein schönes, bleiches Bild.Da schied sie sanft hinüber,Er aber zog zur StundDas Ringlein sich vom FingerUnd steckt´s in ihren Mund.Ob er geweinet habe,Als solches ist geschehn? –Ich selber floß in Tränen,Ich hab es nicht gesehn.Es gräbt der TotengräberEin Grab, und noch ein Grab:Er kommt an ihre Seite,Der ihr das Ringlein gab.
Mich ärgern höchlich alle die Versuche,Die Welt von Ost in West zurückzudrehen,Ich möcht´ hinwiederum es gerne sehen,Daß man ihr, West in Ost, zu helfen suche.Du Narr, du Narr! Wie es im großen BucheGeschrieben stehet, wird es doch geschehen;Die Welt wird ihren richt´gen Gang schon gehen,Dein Zorn gereicht dir einzig nur zum Fluche.Nur, hör´ ich sie, wie sie im ÜbermutEinander rühmen: "Ei! Wie gut es geht!"Zum Henker! Macht es mir doch böses Blut.
Ich will in dieser Rinne sterben, Bin alt und siech genug dazu; Sie mögen mich "betrunken" schelten, Mir recht! sie lassen mich in Ruh, Die werfen mir noch ein’ge Groschen, Die wenden ab ihr Angesicht; Ja, eilt nur, eilt zu euren Festen, Zum Sterben brauch’ ich euch doch nicht. Vor Alter muß ich also sterben, Man stirbt vor Hunger nicht einmal; Ich hofft’ in meinen alten Tagen Zuletzt noch auf ein Hospital; Soviel des Elends gibt’s im Volke, Man kommt auch nirgends mehr hinein; Die Straße war ja meine Wiege, Sie mag mein Sterbebett auch sein. Lehrt mich ein Handwerk, gebt mir Arbeit, Mein Brot verdienen will ich ja;- Geh betteln! hieß es, Arbeit? Arbeit? Die ist für alle Welt nicht da. Arbeite! schrien mich an, die schmausten, Und warfen mir die Knochen zu; Ich will den Reichen doch nicht fluchen, Ich fand in ihren Scheunen Ruh. Ich hätte freilich stehlen können, Mir schien zu betteln minder hart; Ich habe höchstens mir am Wege ein paar Kartoffeln ausgescharrt, Und immer allerorten steckte Die Polizei mich dennoch ein, Mir raubend meine einz’ge Habe – Du Gottes Sonne bist ja mein! Was kümmert mich Gesetz und Ordnung, Gewerb und bürgerliches Band? Was euer König, eure Kammern? Sagt, hab ich denn ein Vaterland? Und dennoch, als in euern Mauern Der Fremde Herr zu sein gemeint, Der Fremde, der mich reichlich speiste, Ich Narr, wie hab ich da geweint. Ihr hättet mich erdrücken sollen, als ich das Licht der Welt erblickt; Ihr hättet mich erziehen sollen, Wie sich’s für einen Menschen schickt. Ich wäre nicht der Wurm geworden, Den ihr euch abzuwehren sucht; Ich hätt’ euch brüderlich geholfen Und euch im Tode nicht geflucht.
Ich habe, bevor der MorgenIm Osten noch gegraut,Am Fenster zitternd geharretUnd dort hinaus geschaut.Und in der Mittagsstunde,da hab´ ich bitter geweint,Und habe doch im Herzen:Er kommt wohl noch, gemeint.Die Nacht, die Nacht ist kommen,Vor der ich mich gescheut;Nun ist der Tag verloren,Auf den ich mich gefreut.
´s war einer, dem´s zu Herzen ging,Daß ihm der Zopf so hinten hing,Er wollt es anders haben.So denkt er denn: wie fang ich´s an?Ich dreh mich um, so ist´s getan –Der Zopf, der hängt ihm hinten.Da hat er flink sich umgedreht,Und wie es stund, es annoch steht –Der Zopf, der hängt ihm hinten.Da dreht er schnell sich anders ´rum,´s wird aber noch nicht besser drum –Der Zopf, der hängt ihm hinten.Er dreht sich links, er dreht sich rechts,Es tut nichts Guts, es tut nichts Schlechts –Der Zopf, der hängt ihm hinten.Er dreht sich wie ein Kreisel fort,Es hilft zu nichts, in einem Wort –Der Zopf, der hängt ihm hinten.Und seht, er dreht sich immer noch,Und denkt: es hilft am Ende doch –Der Zopf, der hängt ihm hinten.
Drei Taler erlegen für meinen Hund!So schlage das Wetter mich gleich in den Grund!Was denken die Herrn von der Polizei?Was soll nun wieder die Schinderei? Ich bin ein alter, ein kranker Mann,Der keinen Groschen verdienen kann;Ich habe nicht Geld, ich habe nicht Brot,Ich lebe ja nur von Hunger und Not.Und wann ich erkrankt, und wann ich verarmt,Wer hat sich da noch meiner erbarmt?Wer hat, wann ich auf Gottes WeltAllein mich fand, zu mir sich gesellt?Wer hat mich geliebt, wann ich mich gehärmt?Wer, wann ich fror, hat mich gewärmt?Wer hat mit mir, wann ich hungrig gemurrt,Getrost gehungert und nicht geknurrt?Es geht zur Neige mit uns zwein,Es muß, mein Tier, geschieden sein;Du bist, wie ich, nun alt und krank,Ich soll dich ersäufen, das ist der Dank!Das ist der Dank, das ist der Lohn!Dir geht´s wie manchem Erdensohn.Zum Teufel! ich war bei mancher Schlacht,Den Henker hab ich noch nicht gemacht. Das ist der Strick, das ist der Stein,Das ist das Wasser, – es muß ja sein.Komm her, du Köter, und sieh mich nicht an,Noch nur ein Fußstoß, so ist es getan.Wie er in die Schlinge den Hals ihm gesteckt,Hat wedelnd der Hund die Hand ihm geleckt,Da zog er die Schlinge sogleich zurückUnd warf sie schnell um sein eigen Genick.Und tat einen Fluch, gar schauderhaft,Und raffte zusammen die letzte Kraft,Und stürzt´ in die Flut sich, die tönend stieg,Im Kreise sich zog und über ihm schwieg.Wohl sprang der Hund zur Rettung hinzu,Wohl heult´ er die Schiffer aus ihrer Ruh,Wohl zog er sie winselnd und zerrend her, –Wie sie ihn fanden, da war er nicht mehr.Er ward verscharret in stiller Stund,Es folgt´ ihm winselnd nur der Hund,Der hat, wo den Leib die Erde deckt,Sich hingestreckt und ist da verreckt.
Heimkehret fernher, aus den fremden Landen,In seiner Seele tief beweget der Wanderer;Er legt von sich den Stab und knieet nieder,Und feuchtet deinen Schoß mit stillen Tränen,O deutsche Heimat! – Woll´ ihm nicht versagenFür viele Liebe nur die eine Bitte:Wann müd´ am Abend seine Augen sinken,Auf deinem Grunde laß den Stein ihn finden,Darunter er zum Schlaf sein Haupt verberge.
Ich war auch jung und bin jetzt alt,Der Tag ist heiß, der Abend kalt,Geh du nur hin, geh du nur hin,Und schlag dir solches aus dem Sinn.Du steigst hinauf, ich steig hinab,Wer geht im Schritt, wer geht im Trab?Sind dir die Blumen eben recht,Sind doch sechs Bretter auch nicht schlecht.
Seit ich ihn gesehen,glaub ich, blind zu sein;wo ich hin nur blicke,seh ich ihn allein.Wie im wachen Traumeschwebt sein Bild mir vor,taucht aus tiefstem Dunkelheller nur empor.Sonst ist licht- und farblos alles um mich her,nach der Schwestern Spielenicht begehr ich mehr.Möchte lieber weinen still im Kämmerlein; seit ich ihn gesehen, glaub ich blind zu sein.