Ich trau auf deine Hand,daß sie mich wohl behüte,weil alle deine Güteund Liebe mir bekannt,und daß ein sich´rer Hortdas Unheil von mir wende.O Herr, in deine Hände!Dies sei mein letztes Wort.
Ich bitte nicht um Glück auf Erden;Nur um ein Leuchten dann und wann:Daß sichtbar deine Hände werden,Ich deine Liebe ahnen kann.Nur in des Lebens KümmernissenUm der Ergebung Gnadengruß;Dann wirst du schon am besten wissen,Wieviel ich tragen kann und muß.
O frage nicht, was mich so tief bewegt,Seh ich dein junges Blut so freudig wallen,Warum, an deine klare Stirn gelegt,Mir schwere Tropfen aus den Wimpern fallen.Mich träumte einst, ich sei ein albernes Kind,Sich emsig mühend an des Tisches Borden;Wie übermächtig die Vokabeln sind,Die wieder Hieroglyphen mir geworden!Und als ich dann erwacht, da weint ich heiß,Daß mir so klar und nüchtern jetzt zu Mute,Daß ich so schrankenlos und überweis´,So ohne Furcht vor Schelten und vor Rute.So, wenn ich schaue in dein Antlitz mild,Wo tausend frische Lebenskeime walten,Da ist es mir, als ob Natur mein BildMir aus dem Zauberspiegel vorgehalten;Und all mein Hoffen, meiner Seele BrandUnd meiner Liebessonne dämmernd Scheinen,Was noch entschwinden wird und was entschwand,Das muß ich alles dann in dir beweinen.
Ihn muß ich beklagen,der die Hoffnung senkt;ach, wie konnt er verzagen,wo des Herren Wille lenkt!All sein Trost in Schmerz und Leiden,all sein Ruhm in Spott und Schmachmußten von ihm scheiden,da die Hoffnung brach.
Was redet ihr so viel von Angst und NotIn eurem tadellosen Treiben?Ihr frommen Leute, schlagt die Sorge tot,Sie will ja doch nicht bei euch bleiben!Doch wo die Not, um die das Mitleid weint,Nur wie der Tropfen an des Trinkers Hand,Indes die dunkle Flut, die keiner meint,Verborgen steht bis an der Seele Rand -Ihr frommen Leute wollt die Sorge kennen,Und habt doch nie die Schuld gesehn!Doch sie, sie dürfen schon das Leben nennenUnd seine grauenvollen Höhn.Hinauf schallt´s wie Gesang und Loben,Und um die Blumen spielt der Strahl,Die Menschen wohnen still im Tal,Die dunklen Geier horsten droben.
Drum fest, nur fest, nur keinen Schritt zur Seite,Der Himmel hat die Pfade wohl bezeichnet,Ein reines Aug erkennt sie aus der Weite,Und nur der Wille hat den Pfad verleugnet;Uns allen ward der Kompaß eingedrückt,Noch keiner hat ihn aus der Brust gerissen,Die Ehre nennt ihn, wer zur Erde blickt,Und wer zum Himmel, nennt ihn das Gewissen.
So gern hätt ich ein schönes Lied gemachtvon deiner Liebe, deiner treuen Weise;die Gabe, die für andre immer wacht,hätt ich so gern geweckt zu deinem Preise. Doch wie ich auch gesonnen mehr und mehr,und wie ich auch die Reime mochte stellen,des Herzens Fluten wallten darüber her,zerstörten mir des Liedes zarte Wellen. So nimm die einfach schlichte Gabe hin,von einfach ungeschmücktem Wort getragen,und meine ganze Seele nimm darin:Wo man am meisten fühlt,weiß man nicht viel zu sagen. Nun ist der liebe Mai im Land,mit Blumen zog er ein,und diese Blumen, die ich fand,bring´ ich dir, Mütterlein!Das Blümchen braucht den Sonnenschein,sonst geht es bald zugrund´,und ich, ich brauch´ mein Mütterlein:Gott halte dich gesund!So wie das Blümlein dankbar istfür jeden Sonnenstrahl,so dankt dir für die Lieb´ dein Kind:Gott lohn´ dir´s tausendmal!
Denk an das Aug’, das, überwacht,noch eine Freude dir bereitet;denk an die Hand, die manche Nachtdein Schmerzenslager dir gebreitet.Des Herzens denk, das einzig wundund einzig selig deinetwegen;und dann knie nieder auf den Grundund fleh um deiner Mutter Segen.
Oh schaurig ist´s übers Moor zu gehn,Wenn es wimmelt vom Heiderauche,Sich wie Phantome die Dünste drehnUnd die Ranke häkelt am Strauche,Unter jedem Tritte ein Quellchen springt,Wenn aus der Spalte es zischt und singt,O schaurig ist´s übers Moor zu gehn,Wenn das Röhricht knistert im Hauche!Fest hält die Fibel das zitternde KindUnd rennt, als ob mann es jage;Hohl über die Fläche sauset der Wind -Was raschelt drüben am Hage?Das ist der gespenstische Gräberknecht,Der dem Meister die besten Torfe verzecht;Hu, hu, es bricht wie ein irres Rind!Hinducket das Knäblein zage.Vom Ufer starret Gestumpf hervor,Unheimlich nicket die Föhre,Der Knabe rennt, gespannt das Ohr,Durch Riesenhalme wie Speere;Und wie es rieselt und knittert darin!Das ist die unselige Spinnerin,Das ist die gebannte Spinnlenor´,Die den Haspel dreht im Geröhre!Voran, voran! nur immer im Lauf,Voran, als woll es ihn holen!Vor seinem Fuße brodelt es auf,Es pfeift ihm unter den SohlenWie eine gespenstische Melodei;Das ist der Geigemann ungetreu,Das ist der diebische Fiedler Kanuf,Der den Hochzeitheller gestohlen!Da birst das Moor, ein Seufzer gehtHervor aus der klaffenden Höhle;Weh, weh, da ruft die verdammte Margret:"Ho, ho, meine arme Seele!"Der Knabe springt wie ein wundes Reh;Wär´ nicht Schutzengel in seiner Näh´,Seine bleichenden Knöchelchen fände spätEin Gräber im Moorgeschwele.Da mählich gründet der Boden sich,Und drüben, neben der Weide,Die Lampe flimmert so heimatlich,Der Knabe steht an der Scheide.Tief atmet er auf, zum Moor zurückNoch immer wirft er den scheuen Blick:Ja, im Geröhre war´s fürchterlich,O schaurig war´s in der Heide!
Kein Wort, und wär es scharf wie Stahles Klinge, soll trennen, was in tausend Fäden eins, so mächtig kein Gedanke, daß er dringe in den Becher reinen Weins. Das Leben ist so kurz, das Glück so selten, so großes Kleinod, einmal sein statt gelten!