Das Schiff ging seinen steten Gang,das Meer war weit, der Tag war lang.Ich lag im dumpfen Kämmerlein,da kam ein Traum zu mir herein. Mir war, ich stände ohne Zweckund Absicht auf dem Achterdeck.Da flog ein Engel, wohlbekannt,aus meinem teuren Mutterland,schwebt´ auf den Wellen, glitt und schliffim Wettstreit mit dem schnellen Schiff.Die Flügel schwang er durch die Luft,da quoll´s wie Heimatsbergesduft.Dann sang er einen starren Ton.Da leuchtete die Welt davon.Ein zweiter Engel nach ihm sangdenselben starren schönen Klang,und kaum erschloss er seinen Mund,so grünte rings die Welt im Rund.Und immer neue Engel mehrerschienen durch die Luft daher.Mit rosigem Farbentaumeltanzumringten sie das Schiff im Kranz.Jetzt hoben sie sich plötzlich aufund flatterten zum Deck hinauf.Die einen setzten sich aufs Bord,die andern auf die Segelrah´,wohin mein trunk´nes Auge sah,ein liebes Antlitz grüßte dort. Sie wechselten den Platz im Flug.Die Schwingen blitzten Zug auf Zug.Vom Bugspriet bis zum Mastenspitz zuckte der Silberflügel Blitz. Mir ward so wohl, mir ward so weich,ich schrie: »O Gott, wie bin ich reich.« Doch als ich wiederum erwacht´,umfing mich kalte Regennacht.Schnöde Gesichter um mich her,und um und um das öde Meer.Ich leg´ den Kopf auf meinen Arm:»Wie war ich reich, wie bin ich arm.«
Am Ütliberg im Züribiet, Da steht ein Pulverturm im Riet; Herr Pestalozzi, der Major, Pflanzte drei Mann als Wacht davor."Hier bleibt ihr stehn, ihr Sackerlott! Und daß sich keiner muckst und rodt! Sonst - Strahl und Hagel - gibts etwas! Verstanden? - Also: merkt euch das."Drauf bog er um den Albisrank, Wo er ein Tröpflein Roten trank. Ein Schöpplein schöpft er oder zwei, Da weckt ihn eine Melodei.Dreistimmig wie ein Engelchor Scholls hinterm Pulverturm hervor. Da half kein Zweifeln: das ist klar! Die Schildwach jodelte fürwahr.Wer galoppiert jetzt ventre á terre Wie Blitz und Strahl vom Albis her? "Vor allem haltet dieses fest: Drei Tage jeder in Arrest!Ja wohl, das käm mir just noch recht! Um eines aber bitt ich, sprecht, Wie diese Frechheit euch gelingt, Daß einer auf dem Posten singt?"Da sprach der erste: "Kommandant! Dort unten liegt mein Heimatland. Ich schütz es mit der Flinte mein. Wie sollt ich da nicht lustig sein?"Der zweite sprach: "Herr Pestaluzz! Seht ihr das Rathaus dort am Stutz? Dort wähl ich meine sieben Herrn. Drum dien ich froh; drum leist ich gern."Der dritte sprach: "Ich halt als Norm: ´s ist eine Freud, die Uniform. ´s ist eine mutige Mannespflicht. Da muß man jauchzen. Oder nicht?"Der Junker schrie: "Zum Teufel hin! Die erste Pflicht heißt Disziplin! Ihr Lauser! wart! euch krieg ich schon! Glaubt mirs!" Und wetterte davonAm selbigen Abend spät indes Meint Oberst Bodmer in der Meß: "Was Kuckucks hat nur der Major? Er kommt mir heut ganz närrisch vor!Singt, pfeift und möggt in seinen Bart. Das ist doch sonst nicht seine Art." Der Pestalozzi hörte das, Sprang auf den Stuhl und hob sein Glas:"Mein lieber Vetter Ferdinand, Stadtrat und Oberst zubenannt!! Wenn einer kommt und hat die Ehr Und dient in solchem MilitärVon wetterfestem Bürgerholz, Gesteift von Trotz, gestählt von Stolz, Lausketzer, die man büßen muß, Weil ihnen schildern ein Genuß,Mannschaften, wo der letzte Hund Hat ein Ideal im Hintergrund - Komm her beim Styx! stoß an beim Eid! Wer da nicht mitmöggt, tut mir leid."
Flaumflocken flüstern vom Himmel leis.Ein Wandrer steigt über Firn und Eis.Die Schneefrau folgt ihm mit tückischem Schritt:»Halt stille, mein Lieber, und nimm mich mit,Der Abend ist nah, und der Gipfel ist fern.Ich spiel dir zur Kurzweil ein Liedchen gern.«Sie setzt an die Lippe die grüne Schalmei,die jauchzte von Blumen und Lenz und Mai.Er lauschte, die Wangen von Tränen naß,dann schlug er ein Kreuzchen und zog fürbaß. Und finstrer wölkt sich der dämmernde Schnee.Sie schlich ihm zur Seite auf listiger Zeh´:»Halt! daß ich dir leuchte, du wandelst irrEin freundliches Märchen erzähl´ ich dir.«Eine Ampel zog sie aus ihrem Gewand;Da glänzt ihm vor Augen der Heimat Land,der Hügel, der Garten, die Eltern seinim seligen goldigen Jugendschein.Er schwankte. Schon kürzt er der Schritte Maß,dann schlug er ein Kreuzchen und zog fürbaß. Und es stürmt und es stöbert mit Sturmesmacht,vom heulenden Felsen gähnt weiße Nacht.Sein Wille versagte, sein Knie versank.Da saß sie auf einer steinernen Bank.»Hier ist es behaglich; komm, setze dich,Ich weiß zu kosen gar minniglich.Und lockt dich der Schlummer und lacht dir ein TraumAn meinem warmen Busen ist Raum.«Sie blickte so lieblich, sie nickte so hold,als ob sich der Himmel ihm öffnen wollt.Er wankt ihr entgegen in taumelndem Laufund fiel ihr zu Füßen - stand nie mehr auf.
Horch, welch ein Jubel, welch ein Glockenhall.Die Straße braust von Menschenwogenschwall.Das ist ein Drängen, Wimmeln und GewühlBegeistrungshungrig und erwartungsschwül.Da jauchzt der Aufruhr: "Platz, der Festzug naht."Musik bricht an. Wie ich ans Fenster trat,Sah ich beim Bannergruß und FlaggenwinkenHalbarden glänzen, Morgensterne blinken.Von Samt und Seide lachte Farbenlust,Und frohe Andacht schwellte jede Brust.Plötzlich durch die geputzte SonntagsweltErtönt ein: "Halt!" Ein ferner Hornstoß gellt.Die Menge weicht, das Lebehoch verstummt,Mit dumpfen Schlägen eine Trommel brummt.Über die Brücke stampft, bestaubt, bepackt,Ein schweigend Bataillon in festem Takt.Die Fahne hoch, der Oberst an der Spitze,Und aller Augen sprühen Mutesblitze."Im Zug zu Vieren!" herrscht Kommandoschall,Und durch die Reihen klirrt der Widerhall.Jeder gehorchte ohne Wort und Wank,Und keiner hofft auf Beifall oder Dank.Die Züge schwenken links und rechter Hand -Sagt an, mit welchem zog das Vaterland?
Nachdenklich schritt ein Zaubrer auf und ab:"Was nützt denn sonst ein Zauberstab?Es gilt ja bloß zu wünschen, nur zu handeln;In einen Engel will ich diesen Frosch verwandeln."Er schwang den Stock, rief "Abrada",Und fertig stand der Engel da.Himmlisch und hehr, beschwingt mit Flügeln,Und länger konnt er seine Leidenschaft nicht zügeln.Er baut ihr einen Tempel und AltarUnd bot ihr knieend Weihrauch dar.Den Weihrauch ließ sie liegen -Und schnappte Fliegen.Der Zaubrer lachte: "So war’s nicht gemeint.Ein Lurch gibt keine Lerche, wie es scheint.Wir wollen uns beeilen,Den Frosch zu heilen."Zum Zauberstocke griff er unverwandt.O weh, den hatte sie verbranntWas blieb ihm nun von seinen ZauberschnakenAls mitzuquaken?