Ein Häuschen wünscht ich mir, versteckt und klein, auf dessen Sims sein Lied der Vogel singt, an dessen reb´umsponnen Fensterkreuz der letzte Ton der lauten Welt verklingt. Darin für mich und für die Meinen Raum, vom Straßenlärm der Städte meilenweit – – – und einen Garten pflanzt ich um mein Haus, darinnen Blatt und Blüt und Frucht gedeiht. Ein Apfelbaum, der goldne Früchte trägt, ein Laubgezelt am schwülen Sonnentag, ein Rosenhag, von dessen Duft berauscht, ich einsam sinnen, träumen, dichten mag! Und einen Blick in Gottes schöne Welt, ins ährenreiche wogende Gefild, das, sanft geschwellt vom Hauch des Abendwinds, vom goldnen Erntesegen überquillt. Und so viel von dem Gute dieser Welt gib mir, o Herr, daß ich dem armen Mann, der an die Pforte meines Hauses klopft, ein Stückchen Brot als Imbiß bieten kann!
Auf meinen Lippen brennt dein Kuß,er brennt wie Feuer und Sünde,er brennt wie himmlischer Hochgenußund macht mich zum schwachen Kinde.Viel wilde Rosen erblühn und glühnund glühn und verwelken am Hage –und der Wald ist duftig, der Wald ist grünam leuchtenden Julitage ...Vom Meer herauf die Sonne grüßt,Tautropfen am Riedgras beben: – wir haben uns kaum Willkommen geküßtund sollen uns Abschied geben!Und gehen sollst du, geliebter Mann,mit all´ dem zitternden Bangen,mit der ungelöschten Glut hindann –und durften uns kaum umfangen.Wie lange währt es, so schwillt der Wein,Im Felde die Sicheln klingen;all´, was da blühte im Sonnenschein,wird reifen und Früchte bringen.Die Luft wird kühl, und das Laub verdorrt,Schnee liegt auf Hängen und Hagen …wir aber werden von Ort zu Ortdie zehrenden Gluten tragen.
In kindlicher Seeleerdämmert die Liebe,wie Grünes der Erdeim Frühling entkeimt.Im Herzen der Jungfrauda knospet die Liebe,von künftiger Herrlichkeitsinnend sie träumt.Bis daß sie im Herzendes Weibes entfaltetzu üppigster Blüteberauschend erprangt.Im Herzen der Mutterzur edelsten Reife,zur Krone des Alls,zur Vollendung gelangt.
In des Kornfelds kahl Gebreite tiefe Furchen reißt der Pflug. Weißer Nebel hüllt die Weite, hüllt den Wald in Schleiertuch. Nur der Landmann noch beim Säen steht, vom letzten Licht umloht, – und ein schreiend Volk von Krähen hebt sich scheu ins Abendrot. Aus dem bunten Spiel der Zeiten wird uns letzte Weisheit kund, lehrt uns still die Hände breiten über mütterlichen Grund.
So laß uns trinken den letzten Trank,den Trank, der nicht verschäumt,in dessen Tiefen die Perle versank,die unsere Jugend erträumt.Leere das Glas bis auf den Grund,singe dein Lied bis zum Schluß –von meinem glutweinfeuchten Mundtrinke den letzten Kuß.Siehst du, wie tief schon die Sonne stehtund wie so rot ihr Licht? –Und ob sie in funkelnden Wassern zergeht,uns beiden, uns stirbt sie nicht.Uns leuchtet die Nacht, die niedersinkt,und ladet zum letzten Genuß –Und unsere lebendige Seele ertrinktjauchzend im Schöpferkuß.
Am altersgrauen Baum der Zeitist eine Blume abgeblüht,und eine Knospe tut sich auf.Die Menschheit seufzt in gleicher Fron;von ihrer müden Stirne fälltder Schweiß in Tropfen erdenwärts.Ihr Glaube aber träumt im Licht:vor ihren Sehnsuchtsblicken schwimmtdas Morgenrot des neuen Tags.Wie auch die Kette klirrt und drückt,der Zukunft Sturm zerbricht sie doch, –und jedes Jahr löst einen Ring.Und jede Knospe, die erblühtam altersgrauen Baum der Zeit,birgt einen Keim der künftigen Frucht.So grüß ich dich, du neues Jahr;du junge Knospe tu dich auf,und blüh´ in lichtem Rosenrot!Des Friedens milder Maienwindumspiele deinen vollen Schoß,der Liebe Geist befruchte dich!Und deine Düfte gieße aus, –mit Blütenblättern kränze duder Menschheit tiefgefurchte Stirn.In des Jahrhunderts Niedergangsei du ein lichter Zukunftstraum,sei du ein Gruß der neuen Zeit!
In der Schönheit frischem BlütenkranzePrangt der Unschuld Lilie so schön;Mit des Seelenfriedens heiterm GlanzeWird sie deines Auges Licht erhöh´n.Zu des Weibes höchstem Schmuck erkoren,Fesselt sie der Jugend Rosenzeit;Doch ihr Zauber geht ihr bald verloren,Huldigst du der leeren Eitelkeit.
Nicht im Rosenschmuck der Jugendfand ich dich und liebt ich dich,grau schon ringelten die Lockenum der Stirne Weisheit sich,doch in deinem Kusse lodertungezähmte Jugendkraft,stimmt die Harfe meiner Seelezur Musik der Leidenschaft. –Deine grauen Haare bergen,was in deiner Seele ruht,wie die Asche des VulkanesZeuge ist der innern Glut,und aus deiner Augen Tiefen,sprühet blitzend, göttlich rein,ewig junges Leben kündend,deines Geistes Feuerschein.
In den verdämmernden Herbsttag hineinzauberst du lachenden Sonnenschein,und aus der Blätter vergilbendem Florblühen dir duftige Veilchen empor,träumende Seele –Tönt denn der Glocken dumpfhallender Klangdir wie ein schmetternder Lerchengesang?Siehst du der Erde verweintes Gesicht,fühlst du die eisigen Nebel denn nicht,träumende Seele? –Träume nur, träume… der Frühling ist weit;Rosen hat´s nimmer im Winter geschneit –dumpf; nur und klagend, verweht vom Nordwest,läuten die Glocken zum Totenfest.Träume nur, Seele…
Die lange, lange, dunkle Nachthab ich durchwacht,mit Seufzen und in Tränentät sich mein Herz aus öder Qualdem Sonnenstrahl,dem Licht entgegensehnen.Und nun es kommt – wie bleich und kalt:es wogt und walltdes Nebels Wahngebilde, –zu Eis erstarrt die Träne – ach!ein Wintertagliegt über dem Gefilde!