Und nun: der Wind geht hohl und schwer, in weißen Wogen schäumt das Meer – nun ist der Herbst gekommen und hat vom Feld den Morgentau und hat das letzte Stückchen Blau vom Himmel weggenommen. Und nun fahr hin! – Es rauscht und zieht durch dunkle Luft ein dunkles Lied; ich mag nicht ruhn und träumen. Ich liege wach die ganze Nacht und horche auf die heiße Schlacht, das Stöhnen in den Bäumen. Und nun fahr hin. Das war ein Jahr, so früchtereif, so freudenklar . . . nun laß die Blätter treiben. Fahr hin! Die Saat von deiner Hand, die Ernte, die in Halmen stand, muß doch mein eigen bleiben.
In des Kornfelds kahl Gebreite tiefe Furchen reißt der Pflug. Weißer Nebel hüllt die Weite, hüllt den Wald in Schleiertuch. Nur der Landmann noch beim Säen steht, vom letzten Licht umloht, – und ein schreiend Volk von Krähen hebt sich scheu ins Abendrot. Aus dem bunten Spiel der Zeiten wird uns letzte Weisheit kund, lehrt uns still die Hände breiten über mütterlichen Grund.
In den verdämmernden Herbsttag hineinzauberst du lachenden Sonnenschein,und aus der Blätter vergilbendem Florblühen dir duftige Veilchen empor,träumende Seele –Tönt denn der Glocken dumpfhallender Klangdir wie ein schmetternder Lerchengesang?Siehst du der Erde verweintes Gesicht,fühlst du die eisigen Nebel denn nicht,träumende Seele? –Träume nur, träume… der Frühling ist weit;Rosen hat´s nimmer im Winter geschneit –dumpf; nur und klagend, verweht vom Nordwest,läuten die Glocken zum Totenfest.Träume nur, Seele…
Auf meinen Lippen brennt dein Kuß,er brennt wie Feuer und Sünde,er brennt wie himmlischer Hochgenußund macht mich zum schwachen Kinde.Viel wilde Rosen erblühn und glühnund glühn und verwelken am Hage –und der Wald ist duftig, der Wald ist grünam leuchtenden Julitage ...Vom Meer herauf die Sonne grüßt,Tautropfen am Riedgras beben: – wir haben uns kaum Willkommen geküßtund sollen uns Abschied geben!Und gehen sollst du, geliebter Mann,mit all´ dem zitternden Bangen,mit der ungelöschten Glut hindann –und durften uns kaum umfangen.Wie lange währt es, so schwillt der Wein,Im Felde die Sicheln klingen;all´, was da blühte im Sonnenschein,wird reifen und Früchte bringen.Die Luft wird kühl, und das Laub verdorrt,Schnee liegt auf Hängen und Hagen …wir aber werden von Ort zu Ortdie zehrenden Gluten tragen.
Nicht im Rosenschmuck der Jugendfand ich dich und liebt ich dich,grau schon ringelten die Lockenum der Stirne Weisheit sich,doch in deinem Kusse lodertungezähmte Jugendkraft,stimmt die Harfe meiner Seelezur Musik der Leidenschaft. –Deine grauen Haare bergen,was in deiner Seele ruht,wie die Asche des VulkanesZeuge ist der innern Glut,und aus deiner Augen Tiefen,sprühet blitzend, göttlich rein,ewig junges Leben kündend,deines Geistes Feuerschein.
Nicht, daß du ihm ein prächtig Denkmal baust,mit tausend Tränen seine Gruft betaust,und heimlich hoffst, daß euch der Tod vereint,nicht dadurch ehrst du den gestorbnen Freund.Wenn du das Werk, das ihm nicht mehr gelang,bis an sein Ende führst mit Treu und Dank,wenn deine Hand die Blütenkrone hegtdes Baumes, den er knospend einst gepflegt,wenn dem, was er geliebt, dein Herz erglüht,so daß in dir sein Wesen nochmals blüht,so daß du lebst und schaffst in seinem Geist:das ist´s, wodurch du ihn dem Tod entreißt.
Die lange, lange, dunkle Nachthab ich durchwacht,mit Seufzen und in Tränentät sich mein Herz aus öder Qualdem Sonnenstrahl,dem Licht entgegensehnen.Und nun es kommt – wie bleich und kalt:es wogt und walltdes Nebels Wahngebilde, –zu Eis erstarrt die Träne – ach!ein Wintertagliegt über dem Gefilde!
Meine Blütenjahre sindungenutzt dahingeflossen;denn das Glück hielt seine Pfortenneidisch vor mir zugeschlossen.Lachend schaut es durch den Spalt,nun des Sommers Rosen starben –und von seinem Erntefeldebeut es mir die reifen Garben.
In kindlicher Seeleerdämmert die Liebe,wie Grünes der Erdeim Frühling entkeimt.Im Herzen der Jungfrauda knospet die Liebe,von künftiger Herrlichkeitsinnend sie träumt.Bis daß sie im Herzendes Weibes entfaltetzu üppigster Blüteberauschend erprangt.Im Herzen der Mutterzur edelsten Reife,zur Krone des Alls,zur Vollendung gelangt.