Ich wollt´ ich könnte sein die Ruhe,Die endlich, endlich dir beschieden.Ich küßte reuig Deine Schuhe,Weil ich so lange dich gemieden.Ich wollt´ ich könnte sein der Friede,Der mild auf dich herniederkämeUnd mild von deinem AugenlideDes Kampfes letzte Thräne nähme.
Zu sagen dir, daß ich dich liebe,Trotzdem ich´s nie und nie gesollt,Das war ja alles, was mir bliebe,Und alles, was ich noch gewoillt.Ich tat´s, o Teure, ohne Zaudern!Ein Augenblick nur war´s der Glut.Der Augenblick, er sah dich schaudern,Nun still! Und alles, alles ruht.Als ob er nie geflutet hätte,Verkriecht sich tief mein ganzer Schmerz.Und giebt es wo geheimre Stätte,Als ein verstummtes Menschenherz?
Wahre Liebe kann ja alles,Kann den hohen Himmel stürmen,Und die Sterne niederreißen,Kann im Tal Gebirge türmen,Sie kann Todeswunden schlagen,Sie kann Todeswunden heilen;Aber niemals wird sie lernen:Was sie liebt mit andern teilen.
Kaum BlütenfluchtIm vollen Laub,Schon schwere Frucht,Dann alles Staub!Doch neu der BaumUm Blütnis wirbt,Nur MenschentraumFür immer stirbt!
Hyazinthe war die teureLieblingsblume meiner Mutter,Die ein Lenzeskind gewesen,Eine echte Märzgeborne.Jährlich um des Monats Mitte,Trat ich morgens in ihr ZimmerUnd bescherte zum GeburtstagIhr die ersten Hyazinten.Lenz durchglomm ihr blaues Auge,Wob in ihrem feinen AntlitzUnd umstrahlte noch im Alterden kastanienbraunen Scheitel.Märzenstark war ihre Seele,Die sich hob aus allem NiedernZum Erhab´nen und zum ZartenWie auf sichtbar hellen Schwingen.Und auch diese Edle wurdeHingebeugt von Erdenschwere,Ihre lichte Liebe wankteKummervoll zu eis´ger Grabnacht.Dorthin um des Monats MitteTrag´ ich jetzt die MärzengabeSüßester Erinnerungen,Meinen ganzen toten Frühling!
Ich bin ein Fremdling auf ErdenUnd wandere ein und aus,Und kann nicht heimisch werdenIn meinem eigenen Haus.Der Sehnsucht wunde Schwingen,Gezwängt in Gefangenschaft,Schlagen in blutigem Ringen, Flattern in lechzender Kraft!Paläste aus MarmorquadernSind leichtes Wandergezelt;Tief in des Herzens AdernGlüht eine andere Welt.
Wenn der Vogel jäh verläßtAuf dem Baum das Blätterdach,Zittert das Geästlange nach –Da du jäh verlassen hastMeiner Liebe Heimatort,Zittre ich, so wie der AstFort und fort –Doch dir ist der Flug gesellt,Und mit deinen Flügeln schonBist du in die WeltMir entflohn –
Auf Montmartre steht ein Grabmal,Drunter schläft ein deutscher DichterUnter fremden Schutzes Walten.Und das Grabmal auf Montmartre,Fremde haben´s nie geschändet,Das war Deutschen vorbehalten.
Ich lag unter blühendem Baume,Wie unter prächtigem Zelt –Und sah in wachem TraumBlitzen, die Axt, die ihn fällt.In Golde prangten die Saaten,In Purpur dazwischen der Mohn –Ich hörte die Schnitter, die nahten,Ich sah die Sichel schon.Und nachts, da hab´ ich vernommenIm Hause schleichenden Tritt –Vier schwarze Männer kommenUnd nehmen mich schweigend mit.
Zwingt mich eine Löwe kühn im SiegenZu letztem, ganzem Unterliegen,So will ich stummergeben sein;Doch überlästig sind die Fliegen,Die niedrig frechen,Die listig stechen,Und nichts in meiner Seele biegen,Und nichts in meiner Seele brechen,Doch bleiben eine ekle Pein.