Wahre Liebe kann ja alles,Kann den hohen Himmel stürmen,Und die Sterne niederreißen,Kann im Tal Gebirge türmen,Sie kann Todeswunden schlagen,Sie kann Todeswunden heilen;Aber niemals wird sie lernen:Was sie liebt mit andern teilen.
Es war ein trüber AbendZwischen Herbst und Winter,Regen strömte und strömteVermischt mit zerfließenden FlockenZeitigen Schnees,Und eisiger Windhauch klatschteDas rotbraune Laub des wilden WeinsAns Gittertor –Da standst du vor meinem Hause,Nachdem du mir lange nachgeschlichen,Scheu und doch hoffend,Stumm und doch bittend.Ich nickte dir zu,Ich blickte dich an,Und sah einen schlanken, biegsamenSchwarzen Jäger,Stammend aus schottischem Hochgebirge,Durchnäßt und erschöpft,Niederkauern vor mir.Vordringliche Rippen zeugtenVon schwerer EntbehrungUnd ich erwog:Wie lange du schon so heimatlosUmhergeirrt in den fremden Straßen,Und sagte: Komm!Und du kamst.
Zu sagen dir, daß ich dich liebe,Trotzdem ich´s nie und nie gesollt,Das war ja alles, was mir bliebe,Und alles, was ich noch gewoillt.Ich tat´s, o Teure, ohne Zaudern!Ein Augenblick nur war´s der Glut.Der Augenblick, er sah dich schaudern,Nun still! Und alles, alles ruht.Als ob er nie geflutet hätte,Verkriecht sich tief mein ganzer Schmerz.Und giebt es wo geheimre Stätte,Als ein verstummtes Menschenherz?
Ich wollt´ ich könnte sein die Ruhe,Die endlich, endlich dir beschieden.Ich küßte reuig Deine Schuhe,Weil ich so lange dich gemieden.Ich wollt´ ich könnte sein der Friede,Der mild auf dich herniederkämeUnd mild von deinem AugenlideDes Kampfes letzte Thräne nähme.
Auf Montmartre steht ein Grabmal,Drunter schläft ein deutscher DichterUnter fremden Schutzes Walten.Und das Grabmal auf Montmartre,Fremde haben´s nie geschändet,Das war Deutschen vorbehalten.
Kaum BlütenfluchtIm vollen Laub,Schon schwere Frucht,Dann alles Staub!Doch neu der BaumUm Blütnis wirbt,Nur MenschentraumFür immer stirbt!
Ich lag unter blühendem Baume,Wie unter prächtigem Zelt –Und sah in wachem TraumBlitzen, die Axt, die ihn fällt.In Golde prangten die Saaten,In Purpur dazwischen der Mohn –Ich hörte die Schnitter, die nahten,Ich sah die Sichel schon.Und nachts, da hab´ ich vernommenIm Hause schleichenden Tritt –Vier schwarze Männer kommenUnd nehmen mich schweigend mit.
Ich werde in diesem LebenDie Menschen nicht besser machen;Das hab´ ich aufgegeben!Ich weiß, mein Wunsch war zum Lachen.So lange sie Atem haben,Werden sie ohne Erröten,Das eigene Ich zu erlaben,Einander langsam töten.Mein Hund nur, dem ich gepfiffenBei manchem Feldmausmorden,Der hat mich schließlich begriffen:Er ist besser geworden.
Solang du jungTreibst du die Zeit,Die lästig säumt,Wild vor dir her,Daß endlich sie bringtWas du erhofft,Was du ersehnt.Doch wenn du alt,Dann treibt sie dich,Wie du sie triebst,Und wickelt ab,Sausend und flugs,Dein Lebensgarn –Bald bist du vorbei!
Von allen Welten, die kreisen im All,Und entstehn und verwehn wie Funkenfall,Ist jene die schönste, die unsichtbar,Und doch so eigen, und brennend klar,Zwischen zwei Menschen allein ersteht,Zwischen zwei Menschen allein vergeht,Von deren Inhalt, von deren Bahnen,Alle anderen Welten nichts ahnen!