Solang du jungTreibst du die Zeit,Die lästig säumt,Wild vor dir her,Daß endlich sie bringtWas du erhofft,Was du ersehnt.Doch wenn du alt,Dann treibt sie dich,Wie du sie triebst,Und wickelt ab,Sausend und flugs,Dein Lebensgarn –Bald bist du vorbei!
Wer den Pfad der Jugend schreitet,Sieht, wie diese große WeltSich vor ihm gewaltig weitet,Wert der Wünsche, prachtgeschwellt!Aber auf des Alters schwererWandrung, wird die Welt ringsumImmer kleiner, immer leerer,Hoffensbar und trüb und stumm.
Die Freiheit hab´ ich erst verstanden,Als sie mich floh mit scheuem Kuß,Doch nicht deshalb, weil ich in Banden,Nein, weil ich andre binden muß.Das wird ein Auferstehn der Seele,Ein Fest, von Morgenglanz umspielt,Sobald ich keinem mehr befehleUnd keiner lebt, der mir befiehlt!
Es kann nicht sein und kann nicht sein,Daß dort nur blaue Leere webt,Woher der süße SternenscheinSo tröstend nächtlich niederbebt!Millionen Engel wachen dortUnd zünden allnachts Stück für StückDie Kerzen an, daß fort und fortDer Mensch auch glaubt an Himmelsglück!
Meinem Hunde rief ich zu,Höre: gut sei und gescheit,Kätzchen ist ein Tier wie du,Also tue ihm kein Leid.Und dem Kätzchen rief ich zu,Höre: gut sei und gescheit,Mäuschen ist ein Tier wie du,Also tue ihm kein Leid.Und so leben wir im HausFriedlich teilend manch Gericht,Ich, mein Hund, und Katz´ und Maus,Nur die Menschen lernen´s nicht!Finken auch dem Fenster nahn,Speisen mit in Sang und Sing,Nachbarn freilich, die es sahn,Nennen mich den Sonderling.
Zu sagen dir, daß ich dich liebe,Trotzdem ich´s nie und nie gesollt,Das war ja alles, was mir bliebe,Und alles, was ich noch gewoillt.Ich tat´s, o Teure, ohne Zaudern!Ein Augenblick nur war´s der Glut.Der Augenblick, er sah dich schaudern,Nun still! Und alles, alles ruht.Als ob er nie geflutet hätte,Verkriecht sich tief mein ganzer Schmerz.Und giebt es wo geheimre Stätte,Als ein verstummtes Menschenherz?
Hyazinthe war die teureLieblingsblume meiner Mutter,Die ein Lenzeskind gewesen,Eine echte Märzgeborne.Jährlich um des Monats Mitte,Trat ich morgens in ihr ZimmerUnd bescherte zum GeburtstagIhr die ersten Hyazinten.Lenz durchglomm ihr blaues Auge,Wob in ihrem feinen AntlitzUnd umstrahlte noch im Alterden kastanienbraunen Scheitel.Märzenstark war ihre Seele,Die sich hob aus allem NiedernZum Erhab´nen und zum ZartenWie auf sichtbar hellen Schwingen.Und auch diese Edle wurdeHingebeugt von Erdenschwere,Ihre lichte Liebe wankteKummervoll zu eis´ger Grabnacht.Dorthin um des Monats MitteTrag´ ich jetzt die MärzengabeSüßester Erinnerungen,Meinen ganzen toten Frühling!
Es war ein trüber AbendZwischen Herbst und Winter,Regen strömte und strömteVermischt mit zerfließenden FlockenZeitigen Schnees,Und eisiger Windhauch klatschteDas rotbraune Laub des wilden WeinsAns Gittertor –Da standst du vor meinem Hause,Nachdem du mir lange nachgeschlichen,Scheu und doch hoffend,Stumm und doch bittend.Ich nickte dir zu,Ich blickte dich an,Und sah einen schlanken, biegsamenSchwarzen Jäger,Stammend aus schottischem Hochgebirge,Durchnäßt und erschöpft,Niederkauern vor mir.Vordringliche Rippen zeugtenVon schwerer EntbehrungUnd ich erwog:Wie lange du schon so heimatlosUmhergeirrt in den fremden Straßen,Und sagte: Komm!Und du kamst.
Die Rücksicht ist ein Engelsamt,Das, still geübt zu Menschenheil,Beweist, daß es vom Himmel stammt,Doch kehr´ sie nicht ins Gegenteil.Wer ausruft, daß er Rücksicht nimmt,Und so mit dem PosaunenschreiAuf offnem Markt zusammenstimmt,Der bricht der Rücksicht Kern entzwei.Und wenn dein Herz die Wohltat liebt,Bedenk´ die Art, wie du beschenkst,Und daß es auch ein Wohltun gibt,Mit dem du selbst den Bettler kränkst.
Und immer sind es neue Leiden,Die dieses Dasein uns gebiert,Wenn wir uns endlich, endlich weidenAm Glück, das flücht´ge Stunden ziert.Nur Blumen, die am Weg verderben,Da wir auf nächt´gen Lebenspfad,Sind unsre Freuden, und sie sterbenBevor ein Morgen noch genaht.