Frühlings Lust und Weh. Der greise Winter ist aufs Haupt geschlagen Durch frischen Maienglanz, Der Lenz wirft jubelnd über Feld und Hagen Den bunten Siegerkranz. Der rauhe Nord hielt streng und lang gefangen Den klaren, stillen See. Tief drunten träumt von Frühling voll Verlangen Die blonde Wasserfee.Er löst den Bann. Auf ihre Stirne hauchen Die Lüfte sanften Kuß, Die träumerischen Wasserblüten tauchen Empor als Nixengruß.Der Baum blickt stolz auf seine Blüten nieder – Ein Kind im Festgewand! Die Vöglein singen laute Jubellieder Im Frühlingsland.Nur in mir selbst will jenen Sang begleiten Ein herber Trauerton, Weil meiner Seele halbzerriss´nen Saiten Die Harmonien entfloh´n.Die Klänge lassen sich nicht mehr verbinden, Die das Geschick zerreißt... Drum kann ich den Akkord auch nicht mehr finden, Der süßer Frieden heißt.
Maßliebchen im Schnee. Was will der Winter in der Blütenzeit? Ward ihm zu eng sein Reich im kalten Norden? Er sah den Frühlingsjubel weit und breit Und sprengte grimmig seines Hauses Pforten.Nun stürmt er wild daher, der rauhe Greis, Bedeckt die junge Frühlingswelt mit Flocken. O zartes Grün, du blickst aus starrem Eis So trüb, wie Myrtenreis aus greisen Locken!Maßliebchen zittert im beschneiten Gras, Es fürchtet sich vor Winters Zorngebärde, Sein neues, grünes Kleid ist tränennaß, Das Köpfchen senkt sich schwer zur kalten Erde.Verschwunden ist der kleinen Krone Gold, Der Blätterkreis hat schützend sich erhoben, Drin ruht des Blümchens Kleinod, süß und hold Geborgen vor der rauhen Stürme Toben.So flüchtet scheu das sinnige Gemüt In sich zurück wie jene Frühlingsblume, Wenn roher Scherz entweiht was still erblüht In seiner Tiefe, seinem Heiligtume.
Frauenherz. Man sagt: Des Frauenherzens tiefste Tiefen Mit ihren Perlen, die darinnen schliefen, Erwachen erst zum Licht in trüben Tagen, Des Weibes Größe zeigt sich im Entsagen!Muß nicht der Wind erst durch die Saiten dringen, Wenn hell die Äolsharfe soll erklingen?
Die Bäume glitzern rings im Eise, Unheimlich lautlos rieselt Schnee. Die weichen Flocken decken leise Der Blumen letztes Todesweh.Nur zwischen starren Zweigen hangen Noch rote Beeren, frisch und licht, Ein täuschend Leben! Rosenwangen Auf einem Leichenangesicht.Die gold´ne Sonne strahlt wie immer, Doch wärmt sie nicht das öde Land. An Menschenaugen mahnt ihr Schimmer, Die falsch und treulos man erkannt.
Schmetterling, was flatterst du Einsam um die Rosen, Mußt du sonder Rast und Ruh Stets mit ihnen kosen?Laß mich freun, was Gottes Macht Schönes uns verliehen, Bricht herein die düstre Nacht Wird es selber fliehen!
Die Sonne will nicht kommen, Die Blumen so traurig sind. »Sie hat Euch alle vergessen«, Spricht höhnisch der kalte Wind.Ein Schlüssel von blankem Golde Ist heller Sonnenschein, Der öffnet die Blumenherzen Und stiehlt sich leise hinein.Nun hat er sie treulos verlassen, Die Blumen weinen allein. Muß immer Lieben und Täuschen So eng denn verbunden sein?
Droben schwarze Wolken jagen Pfeilgeschwind, Seine schaurig wilden Klagen Stöhnt der Wind. Durch verfall´ner Mauer Spalten Wirbelt Schnee, Wie von finst´rer Macht gehalten Starrt der See. Und kein goldnes Sterngewimmel Leuchtet mild, Wie verschlossen dräut der Himmel Schwarz und wild... Da zerreißt der Sturm die mächt´ge Wolkenschicht Und ein lichter Stern das nächt´ge Graus durchbricht! Strahl ins Herz mir, gold´ner Schimmer, Lind und sacht. – Seine Sterne leuchten immer – Drin ist Nacht!