Eine schöne, goldne Mücke,
– Keine schöner, keine goldner,
Hatte jemals Gott geschaffen! –
Schwebte auf den lichten Flügeln
Um der dunklen Tanne Stamm.

Da, aus tiefer Wunde quillend,
Edelharz brach aus der Rinde,
Und ein flüss´ger klarer Tropfen
Schloß die schöne Mücke ein.

Klage nicht, o Mücke! Lange
Wärst du selbst und deine Schöne
Schon verstoben und vergessen:
Doch das Edelharz der Wunde, –
Unvergänglich dich erhalten
Hat es für Jahrtausende.

So mag eines Weibes Schönheit
Unvergänglich auch erhalten
Eines Dichters schmerzvoll Lied.

Felix Dahn

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deutscher Schriftsteller und Professor für Rechtswissenschaften, Historiker
* 9.2. 1834 - Hamburg
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