Unbequemer neuer Glauben! Wenn sie uns den Herrgott rauben, Hat das Fluchen auch ein End´ – Himmel-Herrgott-Sakrament! Wir entbehren leicht das Beten, Doch das Fluchen ist vonnöten, Wenn man gegen Feinde rennt – Himmel-Herrgott-Sakrament! Nicht zum Lieben, nein, zum Hassen Sollt ihr uns den Herrgott lassen, Weil man sonst nicht fluchen könnt – Himmel-Herrgott-Sakrament!
Daß ich bequem verbluten kann,Gebt mir ein edles, weites Feld!Oh, laßt mich nicht ersticken hierIn dieser engen Krämerwelt! Sie essen gut, sie trinken gut,Erfreun sich ihres Maulwurfglücks,Und ihre Großmut ist so großAls wie das Loch der Armenbüchs. Zigarren tragen sie im MaulUnd in der Hosentasch´ die Händ;Auch die Verdauungskraft ist gut -Wer sie nur selbst verdauen könnt! Sie handeln mit den SpezereinDer ganzen Welt, doch in der Luft,Trotz allen Würzen, riecht man stetsDen faulen Schellfischseelenduft. O, daß ich große Laster säh,Verbrechen, blutig, kolossal -Nur diese satte Tugend nicht,Und zahlungsfähige Moral! Ihr Wolken droben, nehmt mich mit,Gleichviel nach welchem fernen Ort!Nach Lappland oder Afrika,Und seis nach Pommern - fort! nur fort! O, nehmt mich mit - sie hören nicht -Die Wolken droben sind so klug!Vorüberreisend dieser Stadt,Ängstlich beschleungen sie den Flug.
Zu Aachen, im alten Dome,liegt Karolus begraben.(Man muß ihn nicht verwechselnmit Karl Mayer, der lebt in Schwaben.)Ich möchte nicht tot und begrabensein als Kaiser zu Aachen im Dome;weit lieber lebt ich als kleiner Poetzu Stukkert am Neckarstrome.Zu Aachen langweilen sich auf derStraß die Hunde, sie flehn untertänig:Gib uns einen Fußtritt, o Fremdling, daswird vielleicht uns zerstreuen ein wenig.
Still ist die Nacht, es ruhn die Gassen,In diesem Hause wohnte mein Schatz;sie hat schon längst die Stadt verlassen,Doch steht noch das Haus auf demselben Platz.Da steht auch ein Mensch und starrt in die Höhe,Und ringt die Hände vor Schmerzensgewalt;Mir graust es, wenn ich sein Antlitz sehe –Der Mond zeigt mir meine eigne Gestalt.Du Doppelgänger! Du bleicher Geselle!Was äffst du nach mein Liebesleid,Das mich gequält auf dieser Stelle,So manche Nacht in alter Zeit?
Oben, wo die Sterne glühen,Müssen uns die Freuden blühen,Die uns unten sind versagt;In des Todes kalten ArmenKann das Leben erst erwarmen,Und das Licht der Nacht enttagt.
Ich hatte einst ein schönes Vaterland.Der EichenbaumWuchs dort so hoch, die Veilchen nickten sanft.Es war ein Traum.Das küßte mich auf deutsch und sprach auf deutsch– Man glaubt es kaum,Wie gut es klang – das Wort: Ich liebe dich!Es war ein Traum.Im traurigen November war´s,Die Tage wurden trüber,Der Wind riß von den Bäumen das Laub,Da reist ich nach Deutschland hinüber.Und als ich an die Grenze kam,Da fühlt ich ein stärkeres KlopfenIn meiner Brust, ich glaube sogar,Die Augen begunnen zu tropfen.Und als ich die deutsche Sprache vernahm,Da ward mir seltsam zumute;Ich meint nicht anders, als ob das HerzRecht angenehm verblute.Ein kleines Harfenmädchen sang.Sie sang mit wahrem GefühleUnd falscher Stimme, doch war ich sehrGerühret von ihrem Spiele.Sie sang von Liebe und Liebesgram,Aufopf´rung und WiederfindenDort oben, in jener besseren Welt,Wo alle Leiden schwinden.Ich kenne die Weise, ich kenne den Text,Ich kenn´ auch die Verfasser.Ich weiß, sie tranken heimlich WeinUnd predigten öffentlich Wasser.Ein neues Lied, ein besseres Lied,O Freunde, will ich euch dichten!Wir wollen hier auf Erden schonDas Himmelreich errichten.Wir wollen auf Erden glücklich seinUnd wollen nicht mehr darben.Verschlemmen soll nicht der faule Bauch,Was fleißige Hände erwarben.Es wächst hienieden Brot genugFür alle Menschenkinder,Auch Rosen und Myrten, Schönheit und Lust,Und Zuckererbsen nicht minder.Ja, Zuckererbsen für jedermann,Sobald die Schoten platzen!Den Himmel überlassen wirDen Engeln und den Spatzen.Und wachsen uns Flügel nach dem Tod,So wollen wir euch besuchenDort oben, und wir, wir essen mit euchDie seligsten Torten und Kuchen.Die Jungfer Europa ist verlobtMit dem schönen GeniusseDer Freiheit, sie liegen einander im Arm,Sie schwelgen im ersten Kusse.Ein Hochzeitscarmen ist mein Lied,Das bessere, das neue;In meiner Seele gehen aufdie Sterne der höchsten Weihe.Seit ich auf deutsche Erde trat,Durchströmen mich Zauberkräfte –Der Riese hat wieder die Mutter berührt,Und es wuchsen ihm neu die Kräfte.
IntermezzoWo ich bin, mich rings umdunkeltFinsternis, so dumpf und dicht,seit mir nicht mehr leuchtend funkelt,Liebste, deiner Augen Licht.Mir erloschen ist der süßenLiebessterne goldne Pracht,Abgrund gähnt zu meinen Füßen -nimm mich auf, uralte Nacht!
Nichts ist vollkommen auf dieser Welt,der Rose ist der Stachel beigesellt;ich glaube gar die lieben Engelim Himmel droben sind nicht ohne Mängel…Du bist, verehrte Frau, du selbst sogarNicht fehlerfrei, nicht aller Mängel bar.Du schaust mich an, du fragst mich, was dir fehle?Ein Busen, und im Busen eine Seele.