Das kleine Stück BrotDie Blume blaßrotUnd die Decke von Deinem BetteWenn ich die drei nur hätte.Hätt ich das Brot nur immer nochDavon Du lachend abgebissenSo spürt ich auch den leisen DruckVon all den fortgeflogenen Küssen.Wär nicht die Blume ganz verfallenHätt irgendwo ein Ding BestandMüßt immer wie ein kleiner VogelDein Herz mir klopfen in der Hand.Und wäre nur die Decke meinWie lieb und schläfrig, los vom MiederMuß in ihr hingebreitet seinDie Ahnung Deiner kleinen Glieder.So hab ich keines von den dreienUnd muß immer von neuemUnd kann doch nicht endenMit Lippen und HändenDich anzurührenUm Dich zu spüren!
Der tiefe Brunnen weiß es wohl, Einst waren alle tief und stumm, Und alle wußten drum. Wie Zauberworte, nachgelallt Und nicht begriffen in den Grund, So geht es jetzt von Mund zu Mund. Der tiefe Brunnen weiß es wohl; In den gebückt, begriffs ein Mann, Begriff es und verlor es dann. Und redet´ irr und sang ein Lied – Auf dessen dunklen Spiegel bückt Sich einst ein Kind und wird entrückt. Und wächst und weiß nichts von sich selbst Und wird ein Weib, das einer liebt Und – wunderbar wie Liebe gibt! Wie Liebe tiefe Kunde gibt! – Da wird an Dinge, dumpf geahnt, In ihren Küssen tief gemahnt ... In unsern Worten liegt es drin, So tritt des Bettlers Fuß den Kies, Der eines Edelsteins Verlies. Der tiefe Brunnen weiß es wohl, Einst aber wußten alle drum, Nun zuckt im Kreis ein Traum herum.
Wie die Lieder wirbelnd erklingen!Wie sie fiedeln, zwitschern und singen!Wie aus den Blicken die Funken springen!Wie sich die Glücklichen liebend umschlingen!Jauchzend und schrankenlos,Sorglos, gedankenlosDreht sich der Reigen,Der Lebensreigen. –Ich muß schweigen,Kann mich nicht freuen,Mir ist so angst ...Finster am BergesrandWandelt die Wolke,Hebt sich des Herren HandDräuend dem Volke:Und meine Augen, sie sehens alleine,Und meine Sorgen verstehens alleine ...Es fiel auf mich in der schweigenden Nacht,Und es läßt mich nicht los,Wie dumpfer hallender Glockenlaut,Es folgt mir durch die Frühlingspracht,Ich hör es durch der Wellen Getos:Ich habe den Frevel des Lebens geschaut!Ich sah den Todeskeim, der aus dem Leben sprießt,Das Meer von Schuld, das aus dem Leben fließt,Ich sah die Fluten der Sünden branden,Die wir ahnungslos begehen,Weil wir andere nicht verstanden,Weil uns andere nicht verstehen.
Wohl mir, mein müder GeistWird wieder Staub,Wird, wie der Weltlauf kreist,Wurzel und Laub;Wird sich des keimenden Daseins freuen,Frühlingstriebe still erneuen,Saftige Früchte zur Erde streuen;Freilich sein spreitendes Dach zu belauben,Wird er andern die Säfte rauben,Andern stehlen Leben und Lust:Wohl mir, er frevelt unbewußt!
Ich kann so gut verstehen, die ungetreuen Frauen,So gut, mir ist, als könnt ich in ihre Seelen schauen.Ich seh um ihre Stirnen die stumme Klage schweben,Die Qual am langen, leeren, am lebenleeren Leben.Ich seh in ihren Augen die Lust, sich aufzugeben,Im Unergründlichen, Verbotenen zu bebenDie Lust am Spiel, die Lust, das Letzte einzusetzen,Die Lust am Sieg und Rausch, am Trügen und Verletzen.Ich seh ihr Lächeln und die heimlichen, die Tränen,Das rätselhafte Suchen, das ruhelose Sehnen.Ich fühle, wie sies drängt zu törichten Entschlüssen,Wie sie ihre Augen schließen und sich quälen müssen;Wie sie für jedes Morgen ein jedes Heut begraben,Und wie sie nicht verstehen, wenn sie getötet haben.
Am nächtigen Himmel Ein Drängen und Dehnen, Wolkengewimmel In hastigem Sehnen, In lautloser Hast – Von welchem Zug Gebietend erfaßt? – Gleitet ihr Flug, Es schwankt gigantisch Im Mondesglanz Auf meiner Seele Ihr Schattentanz, Wogende Bilder, Kaum noch begonnen, Wachsen sie wilder, Sind sie zerronnen, Ein loses Schweifen ... Ein Halb-Verstehn ... Ein Flüchtig-Ergreifen ... Ein Weiterwehn ... Ein lautloses Gleiten, Ledig der Schwere, Durch aller Weiten Blauende Leere.
Die Liebste sprach: "Ich halt dich nicht,du hast mir nichts geschworen.Die Menschen soll man halten nicht,sind nicht zur Treu geboren.Ziehe deine Straßen hin, mein Freund,beschau dir Land um Land,in vielen Betten ruh dich ausviel Frauen nimm bei der Hand.Wo dir der Wein zu sauer ist,da trink du Malvasier,und wenn mein Mund dir süßer ist,so komm nur wieder zu mir!"
Sie trug den Becher in der Hand– Ihr Kinn und Mund glichen seinem Rand –,So leicht und sicher war ihr Gang,Kein Tropfen aus dem Becher sprang.So leicht und fest war seine Hand:Er ritt auf einem jungen Pferde,Und mit nachlässiger GebärdeErzwang er, daß es zitternd stand.Jedoch, wenn er aus ihrer HandDen leichten Becher nehmen sollte,So war es beiden allzu schwer:Denn beide bebten sie so sehr,Daß keine Hand die andre fandUnd dunkler Wein am Boden rollte.
Es läuft der FrühlingswindDuch kahle Alleen,Seltsame Dinge sindIn seinem Wehn.Er hat sich gewiegt,Wo Weinen war,Und hat sich geschmiegtIn zerrüttetes Haar.Er schüttelte niederAkazienblütenUnd kühlte die Glieder,Die atmend glühten.Lippen im LachenHat er berührt,Die weichen und wachenFluren durchspürt.Er glitt durch die FlöteAls schluchzender Schrei,An dämmernder RöteFlog er vorbei.Er flog mit SchweigenDurch flüsternde ZimmerUnd löschte im NeigenDer Ampel Schimmer.Es läuft der FrühlingswindDurch kahle Alleen,Seltsame Dinge sindIn seinem Wehn.Durch die glattenKahlen AlleenTreibt sein WehnBlasse Schatten.Und den Duft,Den er gebracht,Von wo er gekommenSeit gestern Nacht.