Großer Garten liegt erschlossen,Weite schweigende Terrassen:Müßt mich alle Teile kennen,Jeden Teil genießen lassen!Schauen auf vom Blumenboden,Auf zum Himmel durch Gezweige,Längs dem Bach ins Fremde schreiten,Niederwandeln sanfte Neige:Dann, erst komme ich zum Weiher,Der in stiller Mitte spiegelt,Mir des Gartens ganze FreudeTräumerisch vereint entriegelt.Aber solchen VollbesitzesTiefe Blicke sind so selten!Zwischen Finden und Verlierenmüssen sie als göttlich gelten.All in einem, Kern und Schale,Dieses Glück gehört dem TraumTief begreifen und besitzen!Hat dies wo im Leben Raum?
Deine kleine SchwesterHat ihre offenen HaareWie einen lebendigen Schleier,Wie eine duftende HeckeVornüberfallen lassenUnd schaut, mit solchen Augen!Durch einen duftenden Schleier,Durch eine dunkle Hecke ...Wie süß ists, nur zu denkenAn diese kleinen Dinge.An allen sehnsüchtigen ZweigenIn deinem nächtigen GartenSind Früchte aufgegangen,Lampions wie rote Früchte,Und wiegen sich und leuchtenAn den sehnsüchtigen Zweigen,Darin der Nachtwind raschelt,In deinem kleinen Garten ...Wie süß ists, nur zu denkenAn diese kleinen Dinge ...
Sie trug den Becher in der Hand– Ihr Kinn und Mund glichen seinem Rand –,So leicht und sicher war ihr Gang,Kein Tropfen aus dem Becher sprang.So leicht und fest war seine Hand:Er ritt auf einem jungen Pferde,Und mit nachlässiger GebärdeErzwang er, daß es zitternd stand.Jedoch, wenn er aus ihrer HandDen leichten Becher nehmen sollte,So war es beiden allzu schwer:Denn beide bebten sie so sehr,Daß keine Hand die andre fandUnd dunkler Wein am Boden rollte.
Wir sind aus solchem Zeug wie das zu Träumen, Und Träume schlagen so die Augen auf, Wie kleine Kinder unter Kirschenbäumen, Aus deren Krone den blassgoldnen Lauf Der Vollmond anhebt durch die grosse Nacht. Nicht anders tauchen unsre Träume auf. Sind da und leben, wie ein Kind, das lacht, Nicht minder gross im Auf- und Niederschweben Als Vollmond, aus Baumkronen aufgewacht. Das Innerste ist offen ihrem Weben, Wie Geisterhände im versperrten Raum Sind sie in uns und haben immer Leben. Und drei sind eins: ein Mensch, ein Ding, ein Traum.
Nimm dich in acht! Seltsame Kreise Spinnen sich leise Aus klagenden Augen Und sie saugen An deinem Glück! Einen Andern Hätten die Kreise Golden umgeben, Kraft ihm entzündend, Liebe verkündend; Dich aber quälen sie, Schweigend erzählen sie Dir von Entbehrung, Die du verschuldet hast, Dir von Entehrung, Die du geduldet hast, Und von Wünschen, unerfüllbar, Und von Sehnsucht, die unstillbar Ihr betrognes Herz durchbebt, Wie die Ahnung des Verlornen, Die um blasse Kinderwangen Und um frühverwelkte Blumen Traurig und verklärend webt.
»Was rinnen dir die Tränen,Die Tränen stumm und heißDurch deine feinen Finger,Die Finger fein und weiß?«Mein Schleier ist zerrissenUnd wehet doch kein WindUnd bin doch nirgends gangenNiemals, wo Dornen sind ...Die Glocken haben heuteSo sonderbaren Klang,Gott weiß, warum ich weine,Mir ist zum Sterben bang.
Wasser stürzt, uns zu verschlingen,Rollt der Fels, uns zu erschlagen,Kommen schon auf starken SchwingenVögel her, uns fortzutragen.Aber unten liegt ein Land,Früchte spiegeln ohne EndeIn den alterslosen Seen.Marmorstirn und BrunnenrandSteigt aus blumigem Gelände,Und die leichten Winde wehn.
Die Sturmnacht hat uns vermählt In Brausen und Toben und Bangen: Was unsre Seelen sich lange verhehlt, Da ist´s uns aufgegangen. Ich las so tief in deinem Blick Beim Strahl vom Wetterleuchten: Ich las darin mein flammend Glück, In seinem Glanz, dem feuchten. Es warf der Wind dein duft´ges Haar Mir spielend um Stirn und Wangen, Es flüsterte lockend die Wellenschar Von heißem tiefem Verlangen. Die Lippen waren sich so nah, Ich hielt dich fest umschlungen; Mein Werben und dein stammelnd Ja, Die hat der Wind verschlungen ...
Solang uns Liebe lockt mit Lust und Plagen,Solang Begeist´rung wechselt und Verzagen,Solange wird auf Erden nicht die Zeit,Die schreckliche, die dichterlose tagen:Solang in tausend Formen Schönheit blüht,Schlägt auch ein Herz, zu singen und zu sagen,Solang das Leid, das ew´ge, uns umflicht,Solange werden wir´s in Tönen klagen,Und es erlischt erst dann der letzte Traum,Wenn er das letzte Herz zu Gott getragen!
Wir wandern stumm, verschüchtert, bang gebücktUnd bergen scheu, was wir im Herzen hegen,Und reden Worte, die uns nicht bewegen,Und tote Dinge preisen wir entzückt.Die Seele ist vergraben und erstickt ...Verfaultes leuchtet fahl auf nächt´gen Wegen ...Und sind wir müde, soll uns Kunst erregen,Bis wir im Rausch der leeren Qual entrückt.Jüngst fiel mein Aug auf Meister Wolframs BuchVom Parcival, und vor mir stand der Fluch,Der vom verlornen Gral herniederklagt:»Unseliger, was hast du nicht gefragt?!«In Mitleid ahnend stumme Qual befreie:Das ist einzig – eine Künstlerweihe!