Lieber Gott und Engelein,Laßt mich gut und fromm seinUnd laßt mir mein HemdleinRecht bald werden viel zu klein.Laßt mich immer weiter gehn,Viele gute Menschen sehn,Wie sie aus den Augen sehn,Laßt sogleich mich sie verstehn.Und mit ihnen fort und fortFreuen mich an gutem Ort,Und zur Zeit der EinsamkeitGibt, daß Sternenglanz mich freut.
Ich kann so gut verstehen, die ungetreuen Frauen,So gut, mir ist, als könnt ich in ihre Seelen schauen.Ich seh um ihre Stirnen die stumme Klage schweben,Die Qual am langen, leeren, am lebenleeren Leben.Ich seh in ihren Augen die Lust, sich aufzugeben,Im Unergründlichen, Verbotenen zu bebenDie Lust am Spiel, die Lust, das Letzte einzusetzen,Die Lust am Sieg und Rausch, am Trügen und Verletzen.Ich seh ihr Lächeln und die heimlichen, die Tränen,Das rätselhafte Suchen, das ruhelose Sehnen.Ich fühle, wie sies drängt zu törichten Entschlüssen,Wie sie ihre Augen schließen und sich quälen müssen;Wie sie für jedes Morgen ein jedes Heut begraben,Und wie sie nicht verstehen, wenn sie getötet haben.
Und Kinder wachsen auf mit tiefen Augen,Die von nichts wissen, wachsen auf und sterben,Und alle Menschen gehen ihre Wege.Und süße Früchte werden aus den herbenUnd fallen nachts wie tote Vögel niederUnd liegen wenig Tage und verderben.Und immer weht der Wind, und immer wiederVernehmen wir und reden viele WorteUnd spüren Lust und Müdigkeit der Glieder.Und Straßen laufen durch das Gras, und OrteSind da und dort, voll Fackeln, Bäumen, Teichen,Und drohende, und totenhaft verdorrte . . .Wozu sind diese aufgebaut? und gleichenEinander nie? und sind unzählig viele?Was wechselt Lachen, Weinen und Erbleichen?Was frommt das alles uns und diese Spiele,Die wir doch groß und ewig einsam sindUnd wandernd nimmer suchen irgend Ziele?Was frommt´s, dergleichen viel gesehen haben?Und dennoch sagt der viel, der "Abend" sagt,Ein Wort, daraus Tiefsinn und Trauer rinntWie schwerer Honig aus den hohlen Waben.
Sie trug den Becher in der Hand– Ihr Kinn und Mund glichen seinem Rand –,So leicht und sicher war ihr Gang,Kein Tropfen aus dem Becher sprang.So leicht und fest war seine Hand:Er ritt auf einem jungen Pferde,Und mit nachlässiger GebärdeErzwang er, daß es zitternd stand.Jedoch, wenn er aus ihrer HandDen leichten Becher nehmen sollte,So war es beiden allzu schwer:Denn beide bebten sie so sehr,Daß keine Hand die andre fandUnd dunkler Wein am Boden rollte.
Die Liebste sprach: "Ich halt dich nicht,du hast mir nichts geschworen.Die Menschen soll man halten nicht,sind nicht zur Treu geboren.Ziehe deine Straßen hin, mein Freund,beschau dir Land um Land,in vielen Betten ruh dich ausviel Frauen nimm bei der Hand.Wo dir der Wein zu sauer ist,da trink du Malvasier,und wenn mein Mund dir süßer ist,so komm nur wieder zu mir!"
Dir wachsen die rosigen Füße, Die Sonnenländer zu suchen: Die Sonnenländer sind offen! An schweigenden Wipfeln blieb dort Die Luft der Jahrtausende hangen, Die unerschöpflichen Meere Sind immer noch, immer noch da. Am Rande des ewigen Waldes Willst du aus der hölzernen Schale Die Milch mit der Unke dann teilen? Das wird eine fröhliche Mahlzeit, Fast fallen die Sterne hinein! Am Rande des ewigen Meeres Schnell findest du einen Gespielen: Den freundlichen guten Delphin, Er springt dir ans Trockne entgegen, Und bleibt er auch manchmal aus, So stillen die ewigen Winde Dir bald die aufquellenden Tränen. Es sind in den Sonnenländern Die alten, erhabenen Zeiten Für immer noch, immer noch da! Die Sonne mit heimlicher Kraft, Sie formt dir die rosigen Füße, Ihr ewiges Land zu betreten.
Und es fragen mich die Leute:»Sag, wie kommts, daß deine LiederSo das Gestern wie das HeuteSpiegeln tausendtönig wieder?Wenn nur einer Stunde BebenSie beseelet und entzündet,Sag, wie kommts, daß all dein LebenBunt und seltsam in sie mündet,All dein Grübeln und dein TräumenIn die Töneflut sich schlinget,Der Gedanken wechselnd SchäumenDumpf durch deine Lieder klinget?«Und ich sage: »Seht, es gleichenMeine Lieder jenen Blüten,Die ja auch in einer weichen,Heißen, einzgen Nacht erblühten,Und im Kelche dennoch tragenEines ganzen Lebens Währen:Sonne von versunknen Tagen,Ferner Frühlingsnächte Gären.«
Den Erben laß verschwenden An Adler, Lamm und Pfau Das Salböl aus den Händen Der toten alten Frau! Die Toten, die entgleiten, Die Wipfel in dem Weiten Ihm sind sie wie das Schreiten Der Tänzerinnen wert!Er geht wie den kein Walten Vom Rücken her bedroht. Er lächelt, wenn die Falten Des Lebens flüstern: Tod! Ihm bietet jede Stelle Geheimnisvoll die Schwelle; Es gibt sich jeder Welle Der Heimatlose hin.Der Schwarm von wilden Bienen Nimmt seine Seele mit; Das Singen von Delphinen Beflügelt seinen Schritt: Ihn tragen alle Erden Mit mächtigen Gebärden. Der Flüsse Dunkelwerden Begrenzt den Hirtentag!Das Salböl aus den Händen Der toten alten Frau Laß lächelnd ihn verschwenden An Adler, Lamm und Pfau: Er lächelt der Gefährten. – Die schwebend unbeschwerten Abgründe und die Gärten Des Lebens tragen ihn.
Ich weiß ein WortUnd hör es fort:Beschertes GlückNimm nie zurück!Hör was ich sag:Denk jeden Tag:Beschertes GlückNimm nie zurück!Und ist die ZeitDir einmal weit:Beschertes GlückNimm nie zurück!
Mache, daß ich so fest vereinigt werde mit Dir:Wie ein Siegel mit dem Briefe, daß, wenn man das Siegelherunterhaben will, man den Brief mit zerreißen muß;daß, wenn ich von Dir getrennt werden sollte,man uns eben zerreißen müßte,daß uns auch kein Todesbann ewiglich mehr trennen kann.So setze mich einmal auf Dein Herz!So nimm mich auf Deinen Arm!Umfasse mich nicht nur, sondern halte mich!Grabe dich ein! Bleibe hängen!Laß mich nicht wieder los!